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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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davon nicht beirren und erkundigte mich raffiniert: „Wo
ist denn deine Begleiterin, will die etwa nicht tanzen?“
    „Oh,
sie wollte schon“, antwortete er gedehnt, „aber ich musste auf … den Sekt
aufpassen, der schwand so erschreckend schnell dahin. Und damit habe ich sie
offenbar vergrämt.“
    Mein
nüchternes Ich hätte die Nachricht, dass Rasmus tatsächlich mit einem anderen
Mädchen hier aufgekreuzt war, sicherlich mit einem hoheitsvollen Schweigen
aufgenommen. Aber da war nun nichts mehr zu machen. „Und um welchen Glückspilz
handelt es sich dabei genau?“, platzte ich heraus.
    „Hab
ihren Namen vergessen“, sagte Rasmus gleichmütig. „Eine von den Cheerleadern,
glaube ich. Ziemlich groß, blond, blaue Augen …“
    „Ach,
eine von der Sorte“, schnaubte ich, und es gelang mir tatsächlich, es so
klingen zu lassen, als müsste sich Rasmus für diese Wahl schämen. Ich gab vor,
mich angestrengt umzusehen, und fügte dann giftig (wenn auch nicht sehr
aufrichtig) hinzu: „Kein Wunder, dass sie dir davongelaufen ist – wo du doch so
unglaublich lächerlich aussiehst.“
    Für
kaum mehr als eine Sekunde kehrte er mir den Rücken zu; als er sich wieder
umdrehte, waren seine Vampirzähne verschwunden, und ich entschied, dass er sie
unmöglich im Sektbrunnen versenkt haben konnte.
    „Dafür
siehst du bezaubernd aus“, erwiderte er ernsthaft und senkte den Blick.
„Interessantes Kleid.“
    „Glotzt
du mir etwa gerade in den Ausschnitt?“, stieß ich fassungslos hervor.
    „Es
ist recht schwierig, irgendwo anders, ähm, hinzuglotzen.“
    „Okay,
das reicht.“ Ich wirbelte herum und legte einen beeindruckenden, rockwehenden
Abgang hin. Das heißt, ich wollte herumwirbeln und einen beeindruckenden
Abgang hinlegen, als mir mein wehender Rock zwischen die Füße geriet.
    Es
gibt Momente im Leben, in denen man das Gefühl hat, aus sich herauszutreten und
sich selbst zu beobachten – und dabei kann man nichts anderes tun, als sich
ganz schrecklich zu bemitleiden. Das war einer dieser Augenblicke. Ich
versuchte verzweifelt, meine Beine aus dem grünen Stoff zu winden, und machte
mich schon darauf gefasst, geradewegs auf der Nase zu landen, als ich einen
Zipfel zu fassen bekam. Einen Tischtuchzipfel, genauer gesagt. Reflexartig
hielt ich mich daran fest und fühlte zunächst einen beruhigenden Widerstand,
doch dann geriet alles ins Rutschen. Ich stürzte auf die Knie, zog das
Tischtuch hinter mir her und spürte gleich darauf, wie sich mindestens fünfzehn
Liter eiskalte Flüssigkeit über mich ergossen. Mit einem ohrenbetäubenden
Krachen landete das metallene Becken auf dem Parkettboden.
    Als
ich es wagte, meine Augen wieder zu öffnen, erkannte ich, dass mein Gesicht nur
eine Handbreit von Rasmus‘ entfernt war. Er kniete direkt neben mir, sah ebenso
durchweicht aus, wie ich mich fühlte, und erweckte außerdem den Anschein, als
läge ihm mindestens eine unglaublich treffende Bemerkung auf der Zunge.
Stattdessen zog er aber nur eine Augenbraue hoch und schüttelte dann den Kopf
wie ein nasser Hund, sodass Sekttropfen aus seinen Haaren in alle Richtungen
geschleudert wurden. Als einige davon in mein Gesicht spritzten, fand ich
endlich meine Sprache wieder – und erkannte außerdem, dass ich kurz davor
stand, hysterisch zu werden.
    „Oh
mein Gott“, hauchte ich mit zittriger Stimme, „niemand darf erfahren, dass ich
das war! Die Lehrer glauben ja sonst alle, dass ich sturzbetrunken bin!“
    „Bist
du das nicht?“, erkundigte sich Rasmus beiläufig.
    „Nein!“,
zischte ich mit aller Empörung, die ich als bibberndes Häufchen Elend
aufbringen konnte. „Ich bin nicht wie Jinxy, falls du das glaubst! Ich hab bloß
seit gestern so gut wie nichts gegessen …“ Ich unterbrach mich, um an dem halb
heruntergezogenen Tischtuch vorbei in den Ballsaal zu spähen, und stöhnte auf.
„Professor Grabowski ist im Anmarsch“, flüsterte ich entsetzt und fügte dann
überflüssigerweise, aber nicht minder erschrocken hinzu: „In einem
lachsfarbenen Cocktailkleid! … Ich muss sofort hier weg!“
    Rasmus
folgte meinem Blick. „Okay“, meinte er dann todernst, „wir brauchen ein
Versteck.“
    Ich
riss die Augen auf. „Hinter der Burgruine!“, stimmte ich aufgeregt zu.
    „Oh
nein. Da hängen so fiese kleine Männer an Schnüren herum, die jagen mir eine
Heidenangst ein.“
    „Das
sind keine …“
    Ohne
mich ausreden zu lassen, packte Rasmus meine Hand und zerrte mich hoch. Die
Musik war

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