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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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ihr. Er sog die Luft ein und witterte die Gerüche dreier Katzen: Rindengesicht und Falkenpfote, dazu noch Maulbeerpfote, die sich den WindClan-Katzen vermutlich angeschlossen hatte.
    »Wo ist Mottenflügel?«, fragte Blattsee besorgt, als die anderen Heiler-Katzen sie eingeholt hatten. »Sie ist doch nicht krank?«
    »Nein, ihr geht es gut«, erwiderte Maulbeerpfote. »Aber Buchenpelz hat einen entzündeten Bienenstich, deshalb wollte Mottenflügel lieber im Lager bleiben und nach ihm sehen.«
    Ha!, dachte Häherpfote. Und Igel können fliegen! Er hatte eine ziemlich gute Ahnung, warum Mottenflügel ihre Schülerin nicht begleitete. Der kranke Krieger war nur eine Ausrede. Mottenflügel besaß keinerlei Verbindung zum SternenClan. Bestimmt hatte sie beschlossen, lieber eine ruhige Nacht in ihrer Höhle zu verbringen, anstatt den ganzen Weg zum Mondsee zurückzulegen, um dort einfach nur zu schlafen.
    »Hallo, Häherpfote«, miaute Maulbeerpfote. Ihre Stimme klang kühl und höflich.
    »Hallo, Maulbeerpfote.« Ja, ich weiß, du kannst mich nicht leiden. Aber ich bin auch nicht gerade verrückt nach dir.
    »Hallo, Häherpfote.« Falkenpfote klang schon freundlicher. »Wie läuft die Beute beim DonnerClan?«
    »Gut, danke«, antwortete Häherpfote.
    Ehe ihm einfiel, was er sonst noch sagen könnte, witterte er den durchdringenden SchattenClan-Geruch einer Katze, die hinter ihnen den Pfad hinaufsprang.
    »Ich dachte schon, ich hätte euch verpasst«, keuchte Kleinwolke.
    »Wir hätten auf dich gewartet«, miaute Blattsee.
    Die Katzen machten sich auf den Weg zum Mondsee. Häherpfote spürte Falkenpfote neben sich. »Sag mal, Häherpfote«, hob er an, »wie ist es, wenn man blind ist?«
    Tja, man kann nichts sehen, du Mäusehirn! Häherpfote spürte, wie sich ihm bei dieser dummen Frage das Nackenfell sträubte. »Alles ist dunkel. Aber ich kann gut hören und riechen und finde mich so zurecht.«
    »Das ist echt hart.«
    Das Mitleid des anderen Schülers ließ Häherpfote die Krallen ausfahren. Anhand seiner Stimme und dem Rascheln seiner Pfoten auf dem Torf des Moorlands hatte er eine recht gute Vorstellung, wo sich Falkenpfotes Ohr befand. Soll ich es dir ein bisschen zerkratzen?
    »Ich komme zurecht«, gab er zurück.
    Er ging schneller und schloss zu Kleinwolke auf. Seine Pfoten juckten, und am liebsten wäre er vorausgerannt, doch das würde zu viel Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass er in seinen Träumen auf diesen Pfaden wandelte – und dann sehen konnte. Er konnte es kaum abwarten, zum Mondsee zu kommen.
    Doch nachdem Häherpfote seine Pfoten in die Abdrücke der Katzenvorfahren gesetzt hatte und den gewundenen Pfad hinabgestiegen war, mit seiner Nase das Wasser des Sees berührt und sich gemütlich auf dem Boden zusammengerollt hatte, fiel es ihm schwer, einzuschlafen. Überall am See konnte er hören, wie der Atem der anderen Katzen den gleichmäßigen Rhythmus eines Schlaftraums annahm, während er beharrlich wach blieb.
    »Kommt schon«, murmelte er. »Wo steckt ihr?« Ausnahmsweise hatte er keine Lust, in die Träume der anderen einzudringen. Er wollte einen eigenen Traum haben und unten im Berg aufwachen, in den Gängen, wo er Stein und Fallendes Blatt getroffen hatte. Wenn es ihm jetzt nicht gelang, würde er einen ganzen Mond lang warten müssen, ehe er den Mondsee wieder aufsuchen konnte.
    Er schloss die Augen, bereit für den Schlaf, konnte aber immer noch das feuchte Gestein unter seinen Pfoten spüren und das leise Rauschen des Wasserfalls und das Atmen der Katzen um ihn herum hören. Gähnend riss er das Maul auf und öffnete die Augen. Sein Fell prickelte vor Aufregung, als er merkte, dass er sehen konnte.
    Sogleich zuckten seine Ohren enttäuscht. Er war nicht in der unterirdischen Höhle, er hatte den Mondsee gar nicht verlassen. Er konnte die zusammengerollten Körper seiner Gefährten sehen und das Sternenlicht, das sich im Wasser spiegelte.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    Eine leise Stimme hinter ihm sagte: »Du wolltest mit mir sprechen?«
    Häherpfote fuhr herum und wäre fast über seine eigenen Pfoten gestolpert. Stein stand vor ihm, seine langen, gekrümmten Krallen kratzten über das kahle Gestein. Hier im Freien, fern von den Schatten seiner Höhle, sah seine nackte Haut wund und entzündet aus und seine hervortretenden Augen glänzten silbern in seinem entstellten Gesicht. Mit einem unerwarteten Schauer von Furcht fragte sich Häherpfote, ob Stein ihn sehen konnte oder ob er

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