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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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vergebens gewesen. Diese merkwürdigen stolzen Katzen schickten sie fort, ohne ihnen auch nur die Chance zu geben, zu helfen.
    Löwenpfote stieß einen Seufzer aus. Er hatte sich so lange danach gesehnt, diese Reise zu machen und die Berge mit eigenen Augen zu sehen, doch nun, da er hier war, wollte er nur noch nach Hause.

22. KAPITEL
    Häherpfote hörte das Seufzen seines Bruders und fühlte die Enttäuschung von ihm ausströmen wie Wellen am Seeufer. Das gleiche Gefühl hatte er auch bei Distelpfote gespürt, ehe sie einschlief, aber er konnte es nicht teilen. Sie hatten es bis in die Berge geschafft, nur das zählte für ihn. Seine einzige Sorge war nun, dass er gezwungen werden könnte, nach Hause zu gehen, ehe er die Geheimnisse enthüllt hatte, die hier auf ihn warteten.
    Er lag still im warmen Nest und versuchte, vor seinem geistigen Auge ein Bild von der Höhle entstehen zu lassen. Er konnte den Wasserfall anhand des Rauschens orten und die Schlafplätze der Katzen an ihrem Geruch. Es gab einen Unterschied zwischen Höhlenwächtern und Beutejägern, entdeckte er, genau wie zwischen Clan und Stamm.
    Jenseits der Gerüche prasselten die Gefühle des Stammes auf ihn ein, ihre Furcht und Verletzlichkeit in einer Situation, die sie nicht kontrollieren konnten. Und dazu eine verzweifelte Erschöpfung, als wären sie bereit, ihren Anspruch auf ein Leben in den Bergen aufzugeben.
    Wo sind ihre Vorfahren?, fragte sich Häherpfote. Warum hilft der Stamm der ewigen Jagd ihnen nicht?
    Das Bild von Steinsager zog durch seinen Kopf, die braunhaarige Tigerkatze, die er gesehen hatte, als er Bachs Erinnerung an den Kampf und Sturmpelz’ Verbannung miterlebt hatte. Das Brausen des Wasserfalls wurde lauter und pulsierte in seinen Ohren, bis er plötzlich die Augen aufschlug. Er stand im Freien auf dem Felsvorsprung, auf dem er Stein im Traum schon einmal begegnet war. Sterne glitzerten frostig über seinem Kopf und ein eisiger Wind biss ihm ins Fell. Eine knappe Schwanzlänge vor ihm stand Steinsager und hatte ihm den Rücken zugewandt.
    Häherpfote huschte in den Schatten eines Felsens und spähte hervor. Ein weiterer Kater tappte über den Felsdorn heran, eine schlanke Tigerkatze wie fast alle Stammeskatzen, doch mit Sternenglanz im Fell. Häherpfote drückte sich tiefer in den Schatten. Das musste einer der Vorfahren der Bergkatzen vom Stamm der ewigen Jagd sein. Neugierig fragte er sich, warum Stein ihn in seinem früheren Traum hierhergebracht hatte und ob dieser Ort dem Stamm vielleicht heilig war.
    Steinsager wartete, bis der Vorfahre eine Fuchslänge von ihm entfernt war, und neigte dann den Kopf. »Sei gegrüßt«, miaute er. »Welchen Ratschlag hast du für mich?«
    Einen Moment lang antwortete der Vorfahre nicht. Häherpfote fand, dass in seinem Auftreten etwas Besiegtes mitschwang, als habe selbst der Stamm der ewigen Jagd genug von den Kämpfen und sei bereit aufzugeben.
    »Ich habe keinen Ratschlag«, erwiderte der Vorfahre schließlich. »Noch nie in der Geschichte des Stammes haben wir versucht, einen solch endlosen Kampf zu führen. Bis jetzt waren uns die Berge Schutz genug.« Sein Seufzen war wie das Flüstern von Wind über dem Gestein. »Wir können kein Ende erkennen.«
    »Es muss ein Ende geben!«, protestierte Steinsager. »Mein Stamm stirbt. Wir müssen doch etwas tun können!«
    Der Vorfahre schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht«, miaute er traurig. »Wir dachten, dieser Ort wäre sicher, aber das ist er nicht.« Er drehte sich um und verschwand in den Schatten.
    »Warte!« Steinsager trat mit peitschendem Schwanz einen Schritt vor, dann blieb er stehen und senkte besiegt den Kopf. Völlig erschöpft wankte er in den Schutz einer Felsnische, wo er sich fallen ließ und die Augen schloss.
    Im selben Moment sprang Häherpfote aus seinem Versteck hervor und rannte den Felsgrat entlang, ohne auf den Abgrund zu beiden Seiten zu achten. Nach ein paar hämmernden Herzschlägen tauchte die Gestalt des sich langsam entfernenden Vorfahren wieder aus der Dunkelheit auf.
    »Warte auf mich!«, rief Häherpfote.
    Der Vorfahre blieb stehen und schaute sich um. Als sein Blick auf Häherpfote fiel, spitzte er die Ohren und seine Augen wurden groß vor Schreck. »Du bist gekommen«, flüsterte er.
    Häherpfote starrte ihn an. Was meinte er damit? Wie konnte eine Katze vom Stamm der ewigen Jagd eine Clan-Katze erkennen, die vorher noch nie eine Pfote in die Berge gesetzt hatte?
    Ehe er etwas erwidern konnte, sprach

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