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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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die Katze weiter: »Folge mir.«
    Häherpfote schluckte. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Aber nun war er hier, und es gab so viele Fragen, auf die er eine Antwort suchte. Seine Pfoten trugen ihn fast gegen seinen Willen weiter, während der Vorfahre die letzten paar Fuchslängen des Grats überquerte und die Pfoten auf einen Pfad setzte, der hinab in die Dunkelheit führte.
    Der schmale Weg, der sich kreuz und quer die Felswand entlangzog, war kaum auszumachen, und im schwachen Licht der Sterne konnte Häherpfote nicht erkennen, wohin er führte. Aber wenigstens kann ich sehen. Es konnte jedenfalls nicht schlimmer sein als der schreckliche Marsch gestern und würde nicht in der Demütigung enden, wie ein Junges getragen zu werden. Er drückte sich eng an die Felswand und versuchte, nicht daran zu denken, wie tief er wohl fallen würde.
    Der Vorfahre ging in stetem Tempo dahin. Immer wieder schaute er über seine Schulter, um sicherzugehen, dass Häherpfote ihm noch folgte. Schließlich blieb er stehen und winkte Häherpfote mit dem Schwanz herbei, ehe er über die Felskante sprang und verschwand.
    Häherpfotes Krallen kratzten über das Gestein. Sollte er sich auch in die Dunkelheit stürzen? Das würde ihn zwar nicht umbringen, aber vermutlich seinen Traum unterbrechen, und er wollte auf keinen Fall aufwachen, bevor er Gelegenheit hatte, mit diesen Vorfahren zu sprechen. Doch als er über die Kante spähte, entdeckte er, dass der Grund nur wenige Schwanzlängen unter ihm lag. Leichtfüßig sprang er hinab und sah sich um.
    Der Vorfahre hatte ihn in einen Felsenkessel geführt, ähnlich wie das DonnerClan-Lager, nur dass die Wände viel steiler und höher waren. Der einzige Zugang schien der Pfad zu sein, dem sie gefolgt waren. In der Mitte lag ein Teich, der fast die ganze Senke ausfüllte. Sternenlicht glitzerte auf seiner Oberfläche. Er erinnerte Häherpfote an den Mondsee, nur war er größer, und statt des immerwährenden Plätscherns des Wasserfalls herrschte absolute Stille.
    Häherpfote blinzelte. Was er für die Spiegelung des Sternenlichts im See gehalten hatte, war ein Licht, das von den Reihen sternenheller Katzen ausging, die am Ufer saßen – oder hatten sie sich eben erst gezeigt? Er zitterte, als er sich umsah. An den SternenClan war er mittlerweile gewöhnt, aber er hätte sich nie träumen lassen, eines Tages Vorfahren gegenüberzustehen, die nicht die seinen waren.
    Einige der Katzengestalten waren kaum sichtbar, als wären die Geister so alt, dass sie schon fast verblasst waren. Andere leuchteten kräftiger, und wieder andere trugen immer noch Kampfwunden, aus denen Blut sickerte, als wären sie erst vor Kurzem zum Stamm der ewigen Jagd gekommen.
    Häherpfote stand wie erstarrt vor der Versammlung, bis sich ein alter Kater auf die Pfoten erhob und zu ihm trat, um ihn zu beschnuppern. Durch den Umriss seines Pelzes konnte Häherpfote das Wasser des Teichs erkennen.
    »Wir hörten, dass du kommen würdest«, murmelte der Alte. Seine Stimme klang gedämpft, als würde er durch unendlich viele Blattwechsel voller Staub sprechen. »Aber wir hatten dich nicht so bald erwartet.«
    Bald? Häherpfote konnte sich nicht vorstellen, was »bald« bei diesen alten Geistern heißen sollte. Bestimmt warteten sie schon ewige Monde lang.
    »Sprecht ihr von der Prophezeiung?«, fragte er.
    »Ja«, hauchte die alte Katze. »Drei werden kommen, vom Blute der Katze mit Feuer im Pelz. Sie halten die Macht der Sterne in ihren Pfoten.«
    Häherpfotes Herz pochte wie wild. Sie wussten es! Sie wussten es und der SternenClan auch! Wie lange haben sie schon auf uns gewartet?
    »Wo sind die anderen zwei?«, fragte der alte Geist.
    »In der Höhle.« Häherpfote wollte nicht zugeben, dass er seinen Wurfgefährten noch nichts von der Prophezeiung erzählt hatte. »Woher stammt die Prophezeiung?«, flüsterte er.
    Die alte Katze antwortete nicht. Stattdessen sprach einer der helleren Geister, der ein Stück entfernt am Teich saß. »Warum hast du ihn hierhergebracht?«, wollte er von der getigerten Katze wissen, die Häherpfote den Felsenpfad herabgeführt hatte. »Er gehört nicht zu uns.«
    Einige andere Katzen murmelten zustimmend, während die Blicke ihrer glühenden Augen ihn feindselig streiften. Häherpfote unterdrückte den Drang, zurück zu dem Pfad zu rennen, der ihn nach oben auf den Felsgrat führte.
    Ich kann gehen, wohin ich will, sagte er sich und hob trotzig den Kopf. Ich wäre nicht hier, wenn ich

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