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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gegangen und sich am Hammer zu schaffen gemacht hat. Ich habe das gesamte Gebäude durchsucht, und er scheint nicht hier zu sein. Vielleicht haben die beiden sich geirrt. Ich schlage vor, du nimmst beide mit in den Untersuchungsraum und gibst ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel. Dann versuchen wir wieder zu schlafen.«
    Verzweifelt sagte Latimer: »Wenn ich doch sage, daß ich es gesehen habe … ich schwöre …«
    »Still«, sagte Altmann. »Hört ihr es auch? Was ist das für ein Geräusch?«
    Die Männer lauschten, und dann hörte Barrett es deutlich: Ein Knistern und Zischen ionisierender Luft – ein Geräusch, das beim Betrieb des Hawksbill-Feldes entstand. Plötzlich brach ihm der Schweiß aus.
    Mit unterdrückter Erregung sagte er: »Das Feld ist aktiviert worden, vielleicht kommt Nachschub.«
    »Zu dieser Stunde?« fragte Latimer.
    »Wir wissen nicht, wieviel Uhr es Oben ist. Ihr bleibt alle hier, ich werde den Hammer überprüfen.«
    »Vielleicht sollte ich mitkommen, Jim«, schlug Quesada vor.
    »Ihr bleibt hier!« donnerte Barrett erregt. Er holte tief Luft, erschrocken über seinen Ausbruch. Es sind die Nerven, sagte er sich. Etwas ruhiger fügte er hinzu: »Es reicht ein Mann, um nachzusehen. Wartet bitte hier, ich bin sofort zurück.«
    Ohne sich auf weitere Diskussionen einzulassen, lief er den Gang hinunter. Wie gebannt starrte er ein paar Sekunden später auf den metallenen Klotz des Hammers, beobachtete, wie sich das Glühen in der umgebenden Luft des Zeitfeldes veränderte. Es wurde immer dunkler, schließlich karmesinrot, vergrößerte sich, bis es den darunterliegenden Amboß umspielte. Eine schier endlose Sekunde verging …
    Dann folgte die erwartete Implosion, und Lew Hahn purzelte aus dem Nichts heraus und lag für einen Augenblick wie betäubt von dem Zeitschock auf der breiten Platte des Amboß.

 
13.
     
    Man hatte Barrett an einem herrlichen Tag im Oktober 2006 verhaftet, als die Blätter an den Bäumen begannen, gelb zu werden, als die Luft klar und der wolkenlos blaue Himmel die ganze Herrlichkeit des Herbstes zu umspannen schien. Barrett war an diesem Tag in Boston unterwegs zu einer Verabredung, als zwei Männer in grauen Anzügen sich seinem Schritt anpaßten und ihn links und rechts begleiteten.
    »James Edward Barrett?« fragte der eine.
    »Ja, warum?« Es hatte keinen Sinn, zu leugnen.
    »Bitte, begleiten Sie uns«, sagte der Mann zur Rechten. »Und verursachen Sie kein Aufsehen, es ist besser für Sie und uns.«
    »Ich mache keinen Ärger«, sagte Barrett.
    Die Männer führten ihn zu einem Wagen, ließen Barrett Platz nehmen und verriegelten die Tür. »Darf ich telefonieren?« fragte Barrett.
    »Tut uns leid, nein.«
    Blitzschnell wurde Barrett untersucht, und man fand das Geheimtelefon hinter seinem Ohr. Dann legte man ihn unter ein Mikrowellen-Fesselfeld, in dem er sich nur noch mühsam und mit großer Anstrengung bewegen konnte und die Agenten nicht mit einem Angriff von seiner Seite rechnen mußten.
    »Das wär’s dann also«, sagte Barrett. »Ich habe schon lange damit gerechnet, als aber nichts geschah, fast geglaubt, man habe mich vergessen.«
    »Wir erwischen jeden«, sagte der Mann neben ihm. »Es dauert nur manchmal seine Zeit.«
    Die Zeit, ja. In den Jahren 1985 bis 1987 hatte Jim Barrett fast täglich mit einer Verhaftung gerechnet – oder mit einem lautlosen Laserstrahl aus dem Nichts, der ihn durchbohrte. In jenen Jahren hatte er den Staat für allwissend und eine Bedrohung gehalten und sich selbst ständig bedroht gefühlt. Aber es hatte nur wenige Verhaftungen gegeben, und schließlich war Barrett in dem Glauben gewesen, die Geheimpolizei würde ihn ungeschoren lassen. Er hatte sich sogar eingeredet, man lasse ihn absichtlich in Ruhe, um die Toleranz und Großzügigkeit des Systems zu beweisen. Als Kanzler Danteil dann an die Macht gekommen war, hatte er diesen naiven Glauben wieder etwas abgelegt, und als man schließlich Janet verhaftet hatte, hatte er auch seine letzten Stunden kommen sehen. Man glaubt selbst niemals, daß der Blitz einen treffen könnte, bis direkt neben einem jemand davon erschlagen wird. Dann geht man sofort in Deckung, sobald sich eine dunkle Wolke am Himmel zeigt.
    In den neunziger Jahren hatte es hin und wieder Verhaftungen gegeben, und Barrett hatte damit gerechnet, wenigstens einmal verhört zu werden, aber schließlich war er zu der Überzeugung gekommen, er sei immun. Nachdem er rund zwanzig Jahre in immer abwechselnder

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