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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Augenbraue, Tattoos und null sozialen Status hatte.
    Das war kein Grund zum Heulen.
    Doch das hieß noch lange nicht, dass Anwalt Bjurman sie ungestraft zwingen konnte, ihm einen zu blasen. Einmal zugefügtes Unrecht vergaß Lisbeth Salander nie, und sie war von Natur aus alles andere als nachsichtig.
    Soweit sie zurückdenken konnte, hatte sie immer als schwierig und grundlos gewalttätig gegolten. Die Regeln für den sozialen Umgang in der Schule hatten sie immer verwirrt. Sie kümmerte sich nur um sich und nicht um das, was die Leute um sie herum trieben. Und trotzdem war da immer einer, der sie nicht in Frieden lassen wollte.
    Später war sie mehrmals nach Hause geschickt worden, nachdem sie in gewalttätige Auseinandersetzungen mit Klassenkameraden geraten war. Wesentlich kräftigere Jungen in ihrer Klasse lernten schnell, dass es unangenehm werden konnte, wenn man sich mit dem schmächtigen Mädchen anlegte - im Gegensatz zu den anderen Mädchen in der Klasse kniff sie nie, sondern zögerte keine Sekunde, sich mit Fäusten oder Waffen zur Wehr zu setzen. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich eher totschlagen lassen würde, als klein beizugeben.
    Außerdem rächte sie sich.
    Als Lisbeth Salander in die sechste Klasse ging, war sie mit einem wesentlich größeren und stärkeren Jungen in Streit geraten. Rein körperlich konnte sie es nicht mit ihm aufnehmen. Er hatte sich einen Spaß daraus gemacht, sie herumzuschubsen, und als sie zum Gegenangriff übergehen wollte, hatte er ihr ein paar Ohrfeigen verpasst. Es half jedoch nichts, so überlegen er ihr auch war, das dumme Ding ging immer wieder auf ihn los. Zum Schluss fanden sogar die Klassenkameraden, dass es zu weit ging. Sie war so offensichtlich unterlegen, dass es schon peinlich war. Zu guter Letzt hatte ihr der Junge einen so kräftigen Fausthieb versetzt, dass ihr die Lippe platzte und sie Sternchen sah. Sie ließen sie auf dem Boden hinter der Turnhalle liegen. Sie blieb zwei Tage zu Hause. Am Morgen des dritten Tages erwartete sie ihren Peiniger mit einem Baseballschläger, den sie ihm übers Ohr zog. Dafür wurde sie zum Direktor bestellt, der beschloss, Anzeige wegen Körperverletzung gegen sie zu erstatten.
    Ihre Klassenkameraden hielten sie für verrückt und behandelten sie entsprechend. Bei ihren Lehrern, die sie manchmal als echte Plage empfanden, weckte sie ebenso wenig Sympathie. Ein ungeliebtes Mädchen mit eigenartigem Verhalten.
    Dann geschah All Das Böse, an das sie nicht denken wollte, gerade als sie an der Schwelle zum Teenageralter stand. Der letzte Ausbruch, der das Muster vervollständigte. Und dann wurde ihre Akte hervorgeholt, die zu ihren Ungunsten sprach. Seitdem wurde sie juristisch als … na ja, als verrückt betrachtet. Ein Freak . Lisbeth Salander hatte noch nie ein Papier gebraucht, um zu wissen, dass sie anders war. Und andererseits hatte es sie auch nicht wirklich gestört, solange Holger Palmgren ihr Betreuer war.
    Mit Bjurmans Auftritt drohte die Anordnung der umfassenden Betreuung eine dramatische Belastung in ihrem Leben zu werden. An wen sie sich auch wenden mochte, überall würden sich potenzielle Fallgruben auftun, und was geschah, wenn sie den Kampf verlor? Würde sie in eine Anstalt eingewiesen werden? In ein Irrenhaus? Das war wirklich keine Alternative.
    Später in der Nacht, als Cecilia und Mikael eng umschlungen im Bett lagen, sah sie zu ihm hoch.
    »Danke. Das ist schon lange her gewesen. Du bist wirklich nicht schlecht im Bett.«
    Mikael lächelte. Sexuelle Schmeicheleien machten ihn immer auf eine kindliche Weise glücklich.
    »Es hat mir Spaß gemacht«, sagte er.
    »Wir können das jederzeit wieder machen«, sagte Cecilia Vanger. »Wenn du Lust hast.«
    Mikael sah sie an.
    »Willst du dir etwa einen Liebhaber zulegen?«
    »Einen occasional lover «, sagte Cecilia Vanger. »Aber ich will, dass du gehst, bevor du einschläfst. Ich will nicht morgen früh aufwachen und dich hier haben, bevor ich mein Gesicht in Ordnung gebracht habe. Und dann wäre es auch schön, wenn du nicht der ganzen Stadt erzählst, dass wir hier was laufen haben.«
    »Kein Problem, denke ich«, sagte Mikael.
    »Vor allem möchte ich nicht, dass Isabella davon erfährt, die alte Hexe.«
    »Deine nächste Nachbarin … ich bin ihr schon begegnet.«
    »Glücklicherweise kann sie meine Haustür von ihrem Fenster aus nicht sehen. Sei bitte diskret, Mikael.«
    »Ich werde diskret sein.«
    »Danke. Trinkst du

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