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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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von ihnen Wache. Alle zwei Stunden wechselten sie sich ab und dementsprechend wenig Schlaf bekamen sie. Es blieb jedoch ruhig, und als das erste schwache Licht des neuen Tages heraufdämmerte, stiegen sie wieder in die Sättel und setzten ihren Ritt nach Süden fort. Die ersten Stunden legten sie ein scharfes Tempo vor. Zwischendurch schlugen sie immer wieder Haken nach Westen und Osten und folgten streckenweise den steinigen Rinnen ausgetrockneter Bachläufe, um ihre Spuren so gut wie nur möglich zu verwischen.
    Mehrmals jagte der Wind an diesem Vormittag auch Staubspiralen, Willy-Wittes genannt, über das Buschland. So unangenehm es auch war, in einen solchen heftigen Wirbelwind aus Sand und vertrockneten Blättern und Gräsern zu geraten, so half er ihnen einerseits doch dabei, ihre Fährte auf diesem Teil ihres Weges unkenntlich zu machen. Aber andererseits verwehte er auch die Spuren des Trecks. Erst am späten Mittag, als ihre Pferde schon Anzeichen großer Ermüdung zeigten und sie zwangen, sich mit einem gemächlichen Schritttempo zu begnügen, stießen die Reiter wieder auf die Spuren der Wagen. Gute zweieinhalb Stunden später holten sie die Kolonne ein, als diese gerade eine weite Ebene durchquerte.
    Die Erleichterung bei Andrew, Silas Mortlock und Henry Blake war so groß wie bei den Frauen, Männern und Kindern des Trecks, die mehr als vierundzwanzig Stunden in der bangen Ungewissheit gelebt hatten, ob die Suche der drei Reiter nach Parker's Trading Post Erfolg gehabt hatte und ob sie wohlbehalten zurückkehren würden.
    »Sie sind wieder da! Alle drei! Dem Himmel sei Dank!«, rief Abby erlöst, hatte sie doch keine ruhige Stunde gehabt, seit Andrew sich mit Silas und Henry am Mittag des vergangenen Tages vom Treck getrennt hatte. Sie drückte Rosanna die Zügel in die Hand, sprang vom Kutschbock und lief Andrew entgegen, um ihn zu umarmen und fest an sich zu drücken, kaum dass er von seinem erschöpften Pferd gestiegen war. Mochten die anderen doch lächeln und denken, was sie wollten!
    Mit einer Mischung aus Verlegenheit und liebevoller Dankbarkeit erwiderte Andrew ihre Umarmung.
    »Möchte mal sehen, wie die Begrüßung ausfällt, wenn du mal eine Woche von deiner Abby getrennt bist!«, bemerkte Henry Blake spöttisch.
    »Das wird nicht geschehen!«, lautete Abbys spontane Antwort. »Eher reite ich mit ihm, ganz gleich wie anstrengend und gefährlich es sein mag, als dass ich mich so lange um ihn sorgen muss!«
    »Das glaube ich dir aufs Wort! Und einen besseren Beistand könnte dein Mann auch gar nicht haben«, sagte Silas, der zu den wenigen im Treck gehörte, die ihre Lebensgeschichte mit all ihren Prüfungen kannten.
    »Dich einmal ausgenommen, Silas«, sagte Andrew. »Ohne deine Geistesgegenwart hätten wir auf Parker's Trading Post ein sehr unrühmliches Ende gefunden - und zwar mit dem Strick um den Hals!«
    Abby erschrak und bemerkte gleichzeitig, wie Henry Blake ein grimmiges, verschlossenes Gesicht machte, als fühlte er sich beleidigt, in diesem Zusammenhang nicht auch von Andrew erwähnt worden zu sein.
    »Um Himmels willen, was ist denn passiert?«, rief Kathleen, Silas Mortlocks pausbäckige Frau. »Sagt bloß, ihr seid so weit draußen auf Rotröcke gestoßen?«
    »Nein, aber auf Buschbanditen!«
    »Was auf dasselbe hinausläuft«, warf Henry Blake brummig ein.
    Inzwischen hatten sich auch alle anderen um die drei Reiter versammelt und bedrängten sie mit Fragen.
    »Erzähl du, Chandler!«, sagte Silas Mortlock. Er nannte Andrew nicht beim Vornamen, sondern sprach ihn respektvoll mit seinem Nachnamen an - so wie es fast alle anderen auch taten.
    Knapp und sachlich berichtete Andrew den Leuten, was sich auf der Handelsstation von Joshua Parker ereignet hatte und wie knapp sie dem Tod durch den Strang entkommen waren. Anerkennende Blicke richteten sich auf Silas Mortlock, als Andrew ihm das Verdienst zuschrieb, dass sie sich aus der Gewalt der drei Buschbanditen noch im letzten Augenblick hatten befreien können. Seine Frau strahlte vor Stolz, während Henry Blake verdrossen und großmäulig einwarf, dass auch er entschlossen gewesen sei zu handeln und nicht vorgehabt habe, sich widerstandslos aufknüpfen zu lassen.
    »Welch ein Glück, dass wir nicht wissen, wie das dann ausgegangen wäre«, meinte Jane spöttisch, Henry Blakes hagere Frau, die für ihre spitze Zunge fast ebenso bekannt war wie ihr Mann für seine großspurige, geltungssüchtige Art.
    Das rief Gelächter hervor, und

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