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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich ein lauernder Ausdruck in ihre Gesichtszüge. »Der Lieutenant ist doch sicherlich noch an der Sache dran, nicht wahr? Ich meine, er wird das mit Abby Lynn Chandler doch wohl nicht vergessen haben, oder?«
    »Nein, hat er nicht, auch wenn er zurzeit ganz andere Probleme um die Ohren hat«, antwortete der Sergeant. »Heute Nacht läuft die HMS Salisbury mit Kurs auf Norfolk Island aus. Ein Bote hat schon ein Schreiben von Captain Grenville an Bord gebracht, das die Verwaltung auf der Insel zu einer gründlichen Untersuchung dessen, was auf der Kent geschehen oder auch nicht geschehen ist, veranlassen wird.«
    »Endlich!«, entfuhr es Cleo, um dann hastig zu fragen: »Und wann rechnen Sie mit der Rückkehr der Salisbury und diesem Bericht?«
    Sergeant Simonton zuckte die Achseln und seine Ungeduld mit ihr kehrte nun wieder zurück. »Was weiß ich? Je nach Wetter braucht das Schiff gute zwei Wochen für die Überfahrt. Und je nachdem, wie lange es dort im Hafen liegt, wird es vor Ende August oder sogar Mitte September nicht zurück sein.« Er wandte sich wieder seinem Papierkram zu, als gäbe es dazu weiter nichts zu sagen.
    Aber davon ließ Cleo sich nicht abschrecken. Immerhin hatte sie ihm eine Flasche vom besten Madeira gebracht. Und dafür erwartete sie einen anständigen Gegenwert.
    »Und was geschieht bis dahin?«
    Sichtlich genervt blickte er wieder zu ihr auf. »Wie meinst du das: Was geschieht bis dahin?«, wiederholte er. »Was sollte denn sonst noch geschehen?«
    »Na, eine Suche nach der flüchtigen Abby und ihrem Mann hier in der Kolonie natürlich!«
    Sergeant Simonton lachte spöttisch. »Natürlich! Natürlich!«, äffte er sie nach. »Wieso sollte das natürlich sein? Glaubst du vielleicht, jemand wie Lieutenant Danesfield kann einfach ein, zwei Züge Soldaten irgendwo abziehen und sie auf einen bloßen Verdacht hin damit beauftragen, in der Kolonie nach diesem Weibsstück zu suchen? Wir sind hier in New South Wales und nicht in England, wo sich die Soldaten in den Kasernen gegenseitig auf die Zehen treten, weil sie außer ihrem stupiden Drill sonst nichts zu tun haben.«
    »Ja, aber...«, setzte sie zu einem Einwand an.
    »Da gibt es kein Aber!«, fiel er ihr sogleich ins Wort. »So eine aufwändige Suchaktion muss begründet sein, sonst bekommt er einen höllischen Ärger mit seinen Vorgesetzten. Und wozu auch die Eile? Sollte sich herausstellen, dass diese Abby Lynn Chandler tatsächlich nicht an Bord der Kent war, ist es noch früh genug, nach ihr und ihrem Mann zu suchen und sie aufzustöbern. Wo sollen sie denn hin? Die Mühlen mögen hier um einiges langsamer mahlen als in der Heimat, aber sie mahlen. So, und jetzt halte mich nicht länger auf! Ich habe zu arbeiten, wie du siehst. Und komm bloß nicht auf die Idee, weiterhin jede Woche hier bei mir hereinzuschneien und mir mit deiner Abby in den Ohren zu liegen! Madeira hin oder her!«
    »Nichts für ungut, Sergeant!«, sagte Cleo hastig, die den Sergeanten nicht noch mehr gegen sich aufbringen wollte, und trat schnell den Rückzug an. Sie wusste nicht so recht, ob sie verärgert darüber sein sollte, dass Danesfield und Grenville nicht mehr unternahmen, um Abby ausfindig zu machen. Oder ob sie sich für ein Gefühl der Erleichterung und Genugtuung entscheiden sollte, weil nun endlich ein Schiff mit einem Schreiben der Offiziere nach Norfolk segelte und mit der Bestätigung ihrer Behauptungen in ein bis zwei Monaten zu rechnen war.
    Sie lenkte ihre Schritte nicht in das Gassenlabyrinth des Tavernenviertels in den Rocks, auch wenn das Verlangen nach einem kräftigen Schluck Rum in ihr so heftig brannte wie ihr Hass auf Abby. Stattdessen begab sie sich erst einmal hinunter zum Hafen, um einen Blick auf die Salisbury zu werfen, deren Mannschaft letzte Vorbereitungen zum Auslaufen traf. Nach einem schnellen Segler sah das Schiff leider nicht aus. Aber immerhin, es nahm Kurs auf die ferne Sträflingsinsel. Jetzt kamen die Dinge endlich in Gang - und dann ging es Abby und dem Rest der Chandler-Brut an den Kragen!

Sechzehntes Kapitel
     
    Abby rann der Schweiß nur so über das Gesicht. Sie mühte sich mit schmerzendem Rücken, dem immer wieder neu aus der Erde schießenden und scheinbar unverwüstlichen Unkraut Herr zu werden, das im Gemüsegarten wucherte, den sie gleich nach der Errichtung ihres Blockhauses auf der Rückfront angelegt hatte. Dann und wann warf sie einen Blick zum Waldstück hinüber, wo Andrew einen Sägebock aufgebaut hatte

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