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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinem Grund von der Hitze fest gebacken. Ein gequälter Aufschrei entrang sich seiner ausgedörrten Kehle. Er fiel auf die Knie und grub wie ein Wahnsinniger die Erde auf, bis seine Finger bluteten. Doch nicht einmal ein armseliges Rinnsal sickerte ihm entgegen. Der billabong war so trocken wie eine Pulverkammer.
    Am nächsten Tag vermochte er kaum noch die Kraft aufzubringen, um auf die Beine zu kommen und seinen Marsch fortzusetzen. Er taumelte mehr, als dass er ging. Er blickte auch kaum noch auf, um nach Merkmalen im Gelände Ausschau zu halten, die ihm den Weg weisen konnten.
    Der Durst brachte ihn an den Rand des Wahnsinns. Immer öfter versagten ihm die Beine den Dienst und er stürzte zu Boden. Er verlor jegliches Gefühl für die Zeit und begann, von eiskalten, klaren Quellen, rauschenden Wasserfällen, der tosenden Meeresbrandung und großen Seen zu fantasieren.
    Schließlich kroch er noch auf allen vieren weiter. Irgendwann ergab er sich seinem unabwendbaren Schicksal und blieb unter einem Dornenbusch liegen.
    Der Himmel über ihm schien sich in eine glühend grelle Platte zu verwandeln und sich mit dem Feueratem einer offenen Esse auf ihn herabzusenken, um nun auch noch das letzte bisschen Leben aus seinem ausgelaugten, kraftlosen Körper zu brennen. Die einzige Hoffnung, die sich jetzt noch in ihm hielt, war, dass das Ende nicht mehr lange auf sich warten lassen möge.
    Er wusste nicht zu sagen, wie viele Stunden er dort gelegen und darauf gewartet hatte, von seiner Qual erlöst zu werden, als plötzlich ein Schatten über ihn fiel und etwas ihn am Kinn berührte.
    Mit letzter Kraft zwang er die verklebten Augenlider auf und blinzelte nach oben. Was er sah, war die Spitze einer langen Lanze, die auf seine Kehle gerichtet war. Und am anderen Ende der Lanze befand sich das mit Lehm verschmierte Gesicht eines Eingeborenen, dessen Züge ihm irgendwie bekannt vorkamen. Doch er vermochte die einzelnen Teile seiner Erinnerung nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen.
    Jetzt krepiere ich nicht durch Verdursten, sondern durch die Lanze eines verfluchten Eingeborenen!, schoss es ihm durch den Kopf. Und aus einem unerfindlichen Grund lag für ihn darin so viel Ironie, dass er in Gelächter ausbrechen wollte. Aber seine ausgedörrte, rissige Kehle war zugeschnürt wie ein Leichensack. Nicht einmal einen krächzenden Laut brachte er hervor.
    Und schon im nächsten Moment löste sich das irrwitzige Bild vor seinen Augen in abgrundtiefe Dunkelheit auf, die ihn aufnahm wie ein Grab.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
     
    »Allmählich werde ich zu alt für diesen miesen Soldatendienst«, maulte Corporal Jethro Haines, ein drahtiger Mann Ende dreißig, so leise, dass der Lieutenant ihn nicht hören konnte. Gerade hatte Danesfield vorn an der Spitze das Kommando gegeben, bei der Eukalyptusgruppe zu ihrer Rechten das Lager für die Nacht aufzuschlagen. Es wurde auch Zeit dafür, war doch von der Sonne im Westen mittlerweile nichts mehr zu sehen. Allein das flammende Licht der Nachglut am Horizont, der so wild leuchtete, als leckten dort die Feuerzungen eines gewaltigen Buschbrands gen Himmel, trennte sie jetzt noch von der Nacht, die mit einem Schlag hereinbrechen würde.
    »Da sagen Sie was, Corporal«, pflichtete ihm ein korpulenter, schieläugiger Soldat namens Pete Jackson, der in seiner Nähe stand und sich gerade den triefenden Schweiß mit seinem Jackenärmel vom Gesicht wischte, misslaunig zu. »Das ist 'ne Aufgabe für verdammte Sträflinge, so Tag für Tag durch dieses elende Buschland zu ziehen und sich 'nen Hitzschlag zu holen, und nicht für unsereins, die wir den roten Rock des Königs tragen! Wen kümmert es denn, wo dieser Andrew Chandler mit seiner Frau und dem anderen Gesindel in der Wildnis abgeblieben ist?«
    »Keine Sau juckt es, unseren feinen Lieutenant mal ausgenommen«, sagte ein anderer Soldat sogleich erbost. »Der glaubt wohl, sich mit diesem Scheißkommando noch auf die letzten Tage 'ne Beförderung zu verdienen! Aber ich sag's euch, unser feiner Sklaventreiber und all die anderen Herren Offiziere werden noch ihr blaues Wunder erleben, wenn hier erst ein neuer Gouverneur eingetroffen ist und sich die ganze Brut zur Brust nimmt!«
    »Du hältst besser das Maul, Finley!«, wies ihn der Corporal scharf zurecht. »Und du besser auch, Jackson! Wenn ich noch einmal solche despektierlichen Bemerkungen von euch höre, werde ich das melden. Und dann könnt ihr das Klatschen der Neunschwänzigen auf

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