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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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einsackte, zur Seite wegknickte und sich im Sturz den Lauf brach.
    Henry wurde aus dem Sattel geschleudert und schlug hart auf. Fluchend kam er auf die Beine. Er sah auf den ersten Blick, dass seinem Hengst nicht zu helfen war. Er hatte sein Pferd verloren und er zögerte nicht lange. Es gab für ihn nichts anderes mehr zu tun, als das Tier mit einem Gnadenschuss von seinen Leiden zu erlösen.
    Dann ging er, unablässig sein Missgeschick verfluchend, sein Gepäck durch. Er wusste, dass er es zu Fuß nicht bis zur ersten Siedlung der Kolonie schaffen würde. Nicht bei dieser unbarmherzigen Hitze, die auf das Land niederbrannte. Auch wenn er genug Wasserschläuche dabeigehabt hätte, wäre es ihm unmöglich gewesen, so viel Wasser mit sich zu schleppen, wie er brauchte, um die ersten Farmen im Süden der Kolonie zu erreichen. Auch mit leichtem Gepäck und seinem Gewehr, von dem er sich auf keinen Fall trennen wollte, lag eine mörderisch lange und qualvolle Strecke durch den Busch bis zu Parker's Trading Post vor ihm.
    Denn schon nach kurzem Nachdenken über seine prekäre Lage war ihm klar geworden, dass er den Weg zur Handelsstation einschlagen musste, wenn er lebend aus dem Busch herauskommen wollte. Dass er dort Gefahr lief, den Banditen wieder in die Hände zu fallen, musste er in Kauf nehmen. Vielleicht gelang es ihm ja, sich nachts unbemerkt anzuschleichen und eines der Pferde zu stehlen, die Parker im Stall stehen hatte. Und sollte ihm das aus irgendeinem Grund nicht möglich sein, würde er sich mit der Bande schon arrangieren, daran hegte er nicht den geringsten Zweifel. Eigentlich gehörte er jetzt ja zu ihnen. Außerdem hatte er ihnen auch einiges anzubieten, was sie mit der Blamage im April versöhnen würde - nämlich die genaue Wegbeschreibung zum Frangipani Valley, wo sich die Siedler des Trecks niedergelassen hatten. Die Burschen würden sicherlich ganz wild darauf sein, die Siedlung zu überfallen und auszuplündern. Und ihre Rache an Silas Mortlock und Andrew Chandler würde dabei auch nicht zu kurz kommen.
    Wenn er es sich recht überlegte, war er gut beraten, sich der Bande anzuschließen und an dem Überfall auf seine einstigen Gefährten teilzunehmen. In der Kolonie würde er mit dem wenigen Geld, das er mit seiner Taverne eingenommen hatte, kaum wieder auf die Beine kommen. Wozu es also erst mit harter Arbeit versuchen, wenn sich ihm eine viel bessere Gelegenheit bot, mit einem kühnen Handstreich an der Seite der Buschbanditen auf die Schnelle gute Beute zu machen? Und um sich zu überlegen, was danach geschehen sollte, blieb ihm hinterher noch Zeit genug. Immer eins nach dem andern!
    Henry hängte sich einen Beutel mit Proviant und einen prall gefüllten Wasserschlauch um, schulterte sein Gewehr und machte sich mit einer Mischung aus Missmut und Zuversicht auf den Marsch zu Parker's Trading Post.
    Aber schon nach dem ersten Tag kam er zu der niederschmetternden Erkenntnis, dass er es niemals schaffen würde, die Handelsstation zu erreichen, wenn er tagsüber durch den Busch zog. Die wenigen Wasserstellen lagen zu weit auseinander, als dass er seinen Schlauch so schnell wieder an einem billabong auffüllen konnte, wie der mörderische Durst ihn dazu zwang, ihn zu leeren.
    Er verlegte sich darauf, fortan nur noch nachts zu marschieren. Aber die Temperatur sank auch nach Sonnenuntergang nicht wesentlich. Zudem wuchs die Gefahr, dass er in der Dunkelheit die Orientierung verlor. Denn allein anhand der Sterne vermochte er seinen Weg nicht zu finden.
    Henry entschied sich schließlich für den Kompromiss, nur in den frühen Morgen-und späten Abendstunden unterwegs zu sein und den Rest des glühenden Tages irgendwo im spärlichen Schatten von Bäumen oder Büschen zu verbringen. Allerdings linderte das nur unwesentlich den Durst, der ihn in diesen langen Stunden des Wartens auf einen tieferen Sonnenstand immer heftiger quälte.
    Am dritten Tag, als sein Ziegenschlauch schon so schlaff wie die Brüste eines alten Weibes an seiner Schulter herabhing und nur noch wenige Schlucke enthielt, trennte er sich von seinem Gewehr. Er ließ es einfach achtlos fallen, wo er gerade ging, und löste dann auch noch den Munitionsgurt. Mühsam schleppte er sich weiter, aufrecht gehalten von dem Wissen, dass vor ihm ein billabong liegen musste, wo er seinen Schlauch wieder auffüllen konnte, wenn wohl auch nur mit einer dreckigen Brühe. Aber Wasser blieb Wasser.
    Doch der billabong war ausgetrocknet und die Erde auf

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