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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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erschien ihm schrecklich, im höchsten Grade ungerecht. Er sprang hinunter, drängte sich zwischen Eberhard und Max durch und sah es.
    Im ersten Moment dachte er, es sei nur ein Krug. Es war billiges Geschirr, mit weiter Öffnung, für die Küche gemacht, nicht für den Tisch. Der Ton war auf einer Seite fast schwarz gebrannt. Beim Durchhacken der Wurzeln hatte Jason das Gefäß zerbrochen. Im Innern, im Schatten der Grube und der Leute, die sie umstanden, konnte Ben einen Totenschädel ausmachen. Er hing an einem verdrehten Wirbelstrang, der Schädel selbst weiß und zart wie ein Ei und nicht größer als seine Faust.
     
Am Schluss waren es vierzehn Stück.
    Es waren die letzten Tage der Ausgrabung, aber das wussten sie noch nicht. Für diesen kurzen Zeitraum arbeiteten sie wieder zusammen. Anfangs hatten nur vier Platz, nebeneinander und Rücken an Rücken, in der südlichsten Grube, in der die Krüge lagen, aber die Arbeit war anstrengend, und sie arbeiteten umschichtig, Missy mit Max, Chrystos mit Ben, Max mit Chrystos; die Übrigen sahen jeweils zu oder brachten die Funde weg.
    Er fragte sich, wie es gewesen wäre, wenn sie die Krüge gefunden hätten, bevor die Ausgrabung sich auflöste. Da wäre es ihnen aufregend erschienen, dachte er; als Grund zum Feiern. So aber arbeiteten sie mehr oder weniger schweigend. Die sehnigen Wurzeln und der zerbrechliche Ton machten das Graben zur Qual, und das Wissen darum, was die Krüge in sich bargen, ließ sie verstummen, erzeugte eine Art Stumpfheit in ihnen, eine Verbissenheit. Selbst wenn er Chrystos neben sich hatte, kam es Ben nie so vor, als sei irgendetwas vergessen oder in Ordnung gebracht worden, als könnte ihre wiederaufgenommene Zusammenarbeit ihre Differenzen bereinigen oder sie wieder die Freunde werden lassen, die sie am Anfang gewesen waren.
    Jeden Abend stellten sie die Autos am Schweinestall ab und arbeiteten bei laufenden Motoren, und die Abgase und der Lärm der Motoren zogen durch den Lichtstern der Scheinwerfer in die Gruben hinab. Elias fand am Mittwoch den vierzehnten Krug, nach Einbruch der Dunkelheit, doch danach war Schluss, jedenfalls fanden sie keine mehr, und am Donnerstag gegen Sonnenuntergang gingen sie nach und nach auseinander, wobei ihnen Abschied und Osterwünsche bestenfalls halbherzig über die Lippen kamen. Elias und Themeus gingen als Erste, dann Missy und die Brüder, zuletzt sie sechs – Therapne hinter ihnen in der Dämmerung so karg und schön wie eh und je.
    Eleschen und Natsuko hatten inzwischen die ersten acht Krüge untersucht. Sieben bargen ein einzelnes Exemplar, der achte ein Paar. Diese letzten waren die schlimmsten. Ihre Schädel waren vergrößert, die Wangenknochen eingesunken. Die Stirnen waren höckerig und geriffelt, mehr wie die gehörnter Tiere als die von Säuglingen. Von den anderen waren vier genauso missgebildet wie Laco, die Köpfe kümmerlich klein. Drei waren polydaktyl, syndaktyl oder beides – mit überzähligen oder zusammengewachsenen Fingern oder Zehen. Der letzte und kleinste schien perfekt, als Eleschen ihn auslegte; Max entdeckte als erster den einzigen Makel, einen eingekerbten Knochen – den Ansatz eines dritten Daumens.
    Sie machten bei HellaSpar halt, um Wein zu kaufen. Als sie bei Eberhard eintrafen, platzten sie wie unwillkommene Fremde in die Nachwehen eines Streits. Max saß trotzig allein auf dem Balkon. Eberhard verheimlichte nicht, dass er um Fassung rang.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte Jason zu laut und viel zu begierig, als Eberhard den Wein entgegennahm.
    »Nichts, was sich damit nicht aus der Welt schaffen ließe.« »Bist du sicher? Ich meine, wir können uns auch verpissen oder noch einmal um den Block fahren, falls wir stören…«
    »Ach, halt doch den Mund«, sagte Eberhard, und lange Zeit hielt sich Jason auch daran.
    »Tja. Mag jemand was essen?«
    Es gab ein paar Eier, vier geräucherte Forellen, ein dunkles Brot und eine Endivie, die Eberhard auf dem Markt gekauft hatte, die aber keiner als solche erkannte und die auch gekocht noch bitter schmeckte. Max kam herein und setzte sich zu ihnen, aß aber nichts, und wie sich zeigte, hatten auch die anderen nicht viel Appetit. Hinterher holten sie die gebrechlichen Rohrstühle herein und tranken im Wohnzimmer. Inzwischen hatte der Wein sie besänftigt.
    »Warum haben die sie so begraben?«, fragte Natsuko schließlich mit leiser Stimme, als wären die Skelette in den Krügen fast etwas Unaussprechliches. Max’ Stuhl

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