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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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sie mit dem Judas aus der Fassung gebracht. Das ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Er suchte nach etwas anderem, was er sagen konnte, ein neues Gespräch, um das alte zu begraben.
    »Missy hat mir mal gesagt, dass Max nur sein Spitzname ist.«
    »Er heißt Lasha. Das bedeutet Licht.«
    »Warum Max?«
    »Das kommt von seinem Familiennamen. So ist es leichter für ihn, privat zu bleiben.«
    »Privat?« , hätte er beinahe gefragt, aber eigentlich war es ihm egal, er wollte nur weg. »Komm, gehen wir heim.«
    Sie ging auf den Feldweg zu. Er rief ihren Namen, vorwurfsvoll, aber sie war schon außer Sicht, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Max war hinter den Häusern. Das Feld, auf dem er stand, war mit Bruchstücken von Hohlblocksteinen und hart gewordenen Zementsäcken übersät. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, als sie um die Ecke bogen. Über ein Feuer zehn Meter vom Haus entfernt gebeugt. In einer Hand hielt er einen Stock, in der anderen eine Flasche. Mit dem Stock stocherte er im Feuer. Die Flasche hing schräg, seine Finger locker um den Hals gekrümmt.
    Als sie näher kamen, fielen ihre riesigen schwachen Abendsonnenschatten auf das Haus, und Max wandte den Kopf und starrte ihnen eine Weile finster entgegen, bevor er zur Begrüßung den Stock hob.
    Es war ein warmer Abend, trotzdem zog es sie alle drei zum Feuer. Anfangs wurde nichts geredet. Das Knallen und Zischen der Flammen ließ jedes Gespräch überflüssig erscheinen, und in dem matten Licht verschwammen die anderen beiden vor Bens Augen, ihre Mienen wurden weich, als schmölzen sie in der Hitze.
    »Was verbrennst du denn da?«, fragte er schließlich, und Max zuckte die Achseln.
    »Sachen, mit denen ich fertig bin. Gut, dass ihr vorbeischaut. Ihr kommt gerade recht.«
    »Wofür?«
    »Um mir zu helfen.«
    »Bei dem da?«
    »Beim Trinken. Meine Freundin Natsuko und mein ganz besonders lieber Freund Ben. Drei Freunde, eine Flasche. So ist es am besten. Kommt, trinkt mit mir.«
    Er hielt Natsuko die Flasche hin. Er lachte – ein fröhliches, rollendes, trunkenes, aus dem Bauch kommendes Lachen –, als sie einen Schluck trank und die Flasche mit verzerrtem Gesicht auf Armlänge von sich weg hielt. Ben nahm sie ihr ab.
    »Ja. Meine Freunde«, sagte Max, dann hielt er inne. Ben schien es, als hätte er fragen wollen, warum sie da seien, doch er stocherte nur wieder zerstreut in dem Feuer herum. Die Flammen brannten herunter, er sah, dass es überwiegend Zeitungen waren, ganze Stapel. Rote Säume fraßen sich langsam durch das Papier.
    »Wir haben heute Eleschen gesucht.«
    »Und habt sie nicht gefunden.«
    »Du weißt, wo sie war?«
    »In der Kirche. Aber die Gottlosen haben keinen Frieden, würde Jason sagen. Sie kommt heute Abend hierher.«
    »Wo geht ihr hin?«, fragte Natsuko, und als Max sie durch den Rauch anschaute, hatten plötzlich beide einen leidenschaftlichen Ausdruck, den Ben sich nicht erklären konnte – eine Verbundenheit, an der er keinen Anteil hatte.
    »Warum? Was ist denn heute Abend?«
    »Die Grablegung Christi. Sehr traurig, sehr schön. Komm doch mit uns, Ben. Da gibt es was zu sehen.«
    »Nein, danke.«
    »Du glaubst nicht an Christus? Oder hast du genug von deinen Freunden?«
    Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Immerhin war er mit ihnen in Pylos in der Kirche gewesen. Max nickte gütig, als hätte er bereits geantwortet. Er wandte sich wieder an Natsuko.
    »Ben ist seiner Freunde überdrüssig. Eleschen kommt bald. Bleib da. Wir können zusammen hinfahren.«
    Er sah, wie sie zögerte. Der Rauch von dem Feuer brannte ihm in den Augen, und er setzte die Flasche an, verengte die Augen zu Schlitzen und trank das Zeug, das ihm die Kehle versengte. Als er wieder zu Natsuko hinsah, schüttelte sie den Kopf. Ihre entschuldigende Miene galt nicht ihm, sondern Max. Und Max schaute sie, schaute beide mit einem Blick ungläubiger Überraschung an.
    »Aha, so ist das also. Ist es so?«
    Keiner von beiden antwortete. Ein bunt schillerndes verkohltes Blatt Papier schwebte zwischen ihnen in die Höhe und zerfiel. Max lachte.
    »Ich freue mich für euch. Wisst ihr, warum? Weil dann Jason nicht recht behält. Auch wenn sich alles andere in Scheiße verwandelt, behält Jason nicht recht, wenn ihr einander habt.«
    Er seufzte und trat mit dem Stiefel gegen das Feuer, noch immer nicht wütend, sondern nur müde, als sei all sein Groll bereits aufgebraucht. Er streckte die Hand aus.
    »Gib sie mir«, sagte er

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