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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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zwei Jahrhunderte später wurde dem Großkönig von Persien berichtet, es gebe achttausend Männer wie jene Hunderte, die er an den heißen Toren hatte sterben sehen. Doch bereits achtzig Jahre nach der Schlacht bei den Thermopylen vermochte Sparta nur mehr dreitausend Speere aufzubieten, und weitere drei Jahrzehnte später, nach dem Sieg Thebens über Sparta in der Schlacht von Leuktra, waren nur noch fünfzehnhundert übrig. Ein Jahr nach dieser Niederlage und zum ersten Mal in der Antike gelangten Spartas Feinde in Sichtweite der unbefestigten Stadt.
    Der Aufstieg Spartas dagegen ist von keinerlei Geheimnissen umgeben. Er vollzog sich auf dem Rücken von Hopliten und Heloten.
    Der Hoplit war der archetypische hellenische Soldat. Sein Name leitet sich vom hoplon ab, dem großen Rundschild, den er trug. Bewaffnet war er mit einem Speer aus Hartriegelholz und Eisen – vom Schaftende bis zur Klinge drei Meter lang – und einem Kurzschwert für den Nahkampf. Seine linke Seite schützte der Schild, seine rechte der Mann, der neben ihm kämpfte. Das spornte zum Standhalten an: Ein Hoplit, der aufgab und flüchtete, konnte sich nicht mehr verteidigen und riss seinen Nebenmann mit ins Verderben.
    Ein Hoplitenheer kämpfte in einer Phalanx, einer geschlossenen Speerformation, acht Mann tief und viele Männer breit. Eine Phalanx aus fünftausend Soldaten erstreckte sich über eine Länge von achthundert Metern. Vor der Schlacht stimmte die Phalanx einen Paian an, einen Kriegsgesang. Nur die Spartaner rückten ohne einen Schlachtruf vor.
    Jeder spartanische Knabe wurde zum Kämpfen erzogen, zum Kampf ausschließlich in dieser Form. Mit sieben verließ er das Elternhaus, um seine Ausbildung anzutreten. Mit achtzehn schloss er sie ab. Mit zwanzig wurde er Hoplit, und er blieb es, bis er sechzig war. Kein anderer Lebensweg war ihm erlaubt. Er durfte nicht Handel treiben. Er durfte nicht mit Geld umgehen. Nur für den Krieg war er geboren und erzogen.
    Ein Spartaner, der mit Leidenschaft für sich allein kämpfte, wurde nicht bewundert. Vortrefflichkeit wurde durch geschlossenes Vorgehen angestrebt. Als Einzelkämpfer konnte sich ein Hoplit nicht einmal verteidigen: Seine Stärke lag in der Solidarität. Spartas Siege verdankten sich der Disziplin der Phalanx. Die spartanischen Linien stürmten vor, schwenkten herum, vollführten einen Scheinrückzug und formierten sich dann wieder neu.
    Das Wort »Helot« bedeutet »Gefangener«. Die ersten Heloten gehörten von Sparta unterworfenen Völkern in dem Gebiet an, das dann zum spartanischen Königreich Lakedaimonien wurde, dem heutigen Lakonien; später kamen noch die Bewohner des im Westen gelegenen Messenien hinzu. Ihre Gefangenschaft reichte über ihren Tod hinaus. Von den Spartanern Helot genannt zu werden, bedeutete eine Veränderung nicht nur im Leben selbst, sondern auch nach dem Leben. Die Nachkommen der ersten Heloten wurden in das Helotentum hineingeboren. Die Geschlechter der Unterworfenen waren auf ewig unfrei. Helot wurde zu einem angeborenen Namen.
    Der Helot war jedoch kein Sklave. Griechenlands Sklaven waren in der Regel Barbaren – Fremde, Angehörige der Reiterstämme aus dem Norden oder den Wüsten Libyens und Asiens. Die Spartaner machten Hellenen zu Heloten. Ein Helot war, anders als ein Sklave, auch kein Eigentum. Man konnte ihn nicht kaufen oder verkaufen. Im Gegensatz zum Sklaven war er kein Gegenstand. Er galt nicht als nichtmenschlich. Das Töten eines Sklaven war kein Mord, es wog nicht schwerer, als wenn ein Krug in Scherben ging oder eine überladene Wagenachse brach.
    ( Der Sklave , so schrieb Aristoteles, ist ein beseeltes Werkzeug , wie das Werkzeug ein unbeseelter Sklave .)
    Wie der spartanische Hoplit mehr war als ein Soldat, so war der Helot mehr als ein Sklave. Er war ein im Krieg besiegter Feind. Er war und blieb ein gefangener Gegner. Jedes Jahr von Neuem erklärte Sparta seinen Heloten den Krieg, und somit durfte ein Helot von Gesetzes wegen nur wie ein Feind getötet werden, nicht wie ein Sklave.
    Die Heloten waren nicht Gefangene einzelner Spartaner, sondern Spartas selbst. Sie taten, was der Staat befahl. Sie waren so eng an ihr Land gebunden wie der Hoplit an Schild und Speer. Sie taten alles, was der Hoplit nicht tat, nämlich alles, was zu tun war, außer zu kämpfen. Ohne die Dienste des Heloten hätte der spartanische Hoplit nicht existieren können. Ohne den Hopliten hätte der Helot nicht unterworfen werden können.
    Der Krieg

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