Verborgen
von der Krypteia. Wenig ist erhalten, und nichts ist gewiss. Wie so oft, wenn es um Sparta geht, ist nichts ausgegraben worden, was auch nur ein wenig Licht werfen könnte auf die von anderen verbreiteten Gerüchte. Die Geheimnisse sind immer noch tief vergraben, falls sie überhaupt jemals begraben wurden.
Krypteia steht für Das Geheime, Die Zeit des Verborgenseins oder Die Verborgenen . Sie war eine Enklave und ein Dienst. Krypteia, das waren die jungen Männer, die den Dienst auf sich nahmen, und ihre Taten.
Von Zeit zu Zeit schickten die Oberen die gewandtesten jungen Leute überall aufs Land hinaus, versehen mit Schwertern und den notwendigen Nahrungsmitteln. Am Tage verstreuten sie sich, hielten sich an schwer auffindbaren Orten verborgen und ruhten aus. Doch bei Nacht gingen sie auf die Straßen und töteten jeden Heloten, dessen sie habhaft wurden. Oft auch gingen sie über die Felder und erschlugen die stärksten und tüchtigsten von ihnen.
Die gewandtesten:
Die Verborgenen wurden nicht nach ihrer Tüchtigkeit als Krieger, sondern nach ihrer Schlauheit und Umsicht ausgewählt. Nach ihren geistigen Fähigkeiten. Darin kommt das Wesen der Krypteia zum Ausdruck, die keine kriegerische Einheit war, es sei denn im äußersten Fall, sondern vor allem ein Instrument der Überlistung und des Schreckens.
Die Spartaner waren nicht die einzigen Griechen, die List und Tücke bewunderten. Odysseus, der schmierigste aller Könige, wird von Homers Achilles zutiefst verachtet – Denn verhasst ist mir der Mann, der das eine verbirgt im Sinn und anderes ausspricht – , aber Helden sind trotzdem beide. Doch der tapfere Held stirbt, der schlaue bleibt am Leben.
Die jungen Leute:
Paidiskos, knabenhaft; junge Männer von neunzehn Jahren, zwischen Jünglings- und Mannesalter.
Die notwendigen Nahrungsmittel:
Was aßen die Verborgenen? Die Jagd hatte für die Spartaner rituelle Bedeutung, doch die Verborgenen hätten nicht nach Belieben jagen können. Und sie hätten auch kein offenes Feuer machen können. Sie mussten im Verborgenen bleiben. Wie lange sie Dienst taten, ist nicht bekannt, aber möglicherweise war es ein ganzes Jahr. Das Tal hier ist üppig, aber im Hochland hätten sie nur wenig Essbares gefunden. Zwiebeln und Kastanien, Walnüsse und Schnecken. Hyazinthen und Granatäpfel.
Die Felder der Heloten waren da schon vielversprechender. Diebstahl – wenn er gelang – wurde in Sparta bewundert. Es gibt eine Geschichte von einem spartanischen Jungen, der einen Fuchs stahl, ihn unter seinem Gewand verbarg und lieber an den Wunden starb, die das Tier ihm zufügte, als die Schande des Versagens auf sich zu nehmen (und das hat sich, weitergetragen von der unergründlichen Stillen Post, zu einer merkwürdigen Parabel entwickelt, obwohl Apollodoros den Fuchs als ein Symbol von Messene darstellt, der seit Langem zerstörten Stadt der Heloten, an deren Leben Sparta den größten Diebstahl beging und die mit ihrer großen Zahl eine Armee in seinem Rücken bildeten).
Diebstahl wurde bewundert, desgleichen die Eigenschaften von Aasfressern und Raubtieren. Aristoteles verurteilte die Spartaner dafür, dass sie Männer wie Wölfe erzogen. Xenophon berichtet von einer spartanischen Drohung – der, einen Feind roh zu verspeisen –, die den Verzehr unverfeinerten Fleisches mit kriegerischer Wildheit gleichsetzt. Beherrschte Wildheit war eine Eigenschaft, die die Spartaner bewunderten: Ares Thereitas war nicht der Gott eines Volkes, das kaltblütig kämpfte. Ich glaube, die Knaben-Männer der Krypteia stahlen, was sie brauchten, und aßen, wie Tiere essen.
Schwer auffindbare Orte:
Wo ruhten die Verborgenen? Die Winter sind schrecklich hier, und alle Jahreszeiten unberechenbar. Jason sagte, es gibt Höhlen in den Bergen. In ihnen hätten früher Menschen gewohnt, vor Zehntausenden von Jahren. In den Berghöhlen hätte ein Verborgener sowohl Versteck als auch Schutz gefunden.
Doch bei Nacht gingen sie auf die Straßen:
Die Ländereien Spartas umfassten drei größere höher gelegene Gebiete: die Gebirgszüge Aigaleon, Taygetos und Parnon. Da die Verborgenen sich bei Tage im Hochland aufhielten, kann man annehmen, dass sie zeitweise diese Gebirge besetzten. Von dieser Warte aus konnten sie nicht nur fremde Eindringlinge frühzeitig entdecken, sondern auch die Bewohner des Reiches gut im Auge behalten.
Die Nachtarbeit diente mehreren Zwecken. Zum Schutz gegen ihre gewaltige zahlenmäßige Übermacht wurde
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