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Verborgen

Verborgen

Titel: Verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Hill
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durch komplizierte Schichten von Bewusstsein, Unterbewusstsein und Unbewusstem abstieg.
    Emine verschwand allmählich, erst aus seinen Gedanken, dann auch aus seinen Träumen. Ein ganzer Tag konnte vergehen, und während er wach lag, fiel ihm plötzlich siedend heiß ein, dass er nicht an sie gedacht hatte. Er fragte sich, ob es das war, was er im Sinn gehabt hatte, als er alles hinter sich ließ, diese rettende Gedächtnisminderung. Doch manchmal erschien es ihm dann nicht als Rettung, sondern als ein Losreißen.
    Er fragte sich, ob selbst Nessie ihm mit der Zeit immer weniger bedeuten würde.
     
Montag übernachtete er bei Jason. An dem Morgen hatte er bei der Arbeit den anderen von dem Grillimbiss erzählt und dabei ein bisschen übertrieben, um sie zum Lachen zu bringen, aber Eleschen war begeistert gewesen und hatte alle angebettelt, sie sollten mit ihr zum Abendessen und Cocktailtrinken hingehen, und am Schluss hatte sich sogar Eberhard breitschlagen lassen. Sie waren heimgefahren, um sich umzuziehen, hatten sich in dem Lokal getroffen und dann in dem Chaos aus Rauch und Spiegeln gesessen, während Faith No More in ihren Knochen vibrierte. Natsuko hatte Grashoppers getrunken, die ihre Zunge eidechsengrün färbten, Eberhard stritt sich mit dem Cocktailkellner darüber, welcher Zucker in Absinth Drip gehörte, Max tanzte mit sich selbst – er musste lachen, wie ungraziös er war – und dann mit den pandaäugigen Grufti-Girls, die Ben schon beim ersten Mal in dem Lokal gesehen hatte. Als Eleschen von zwei Militärstudenten zu einer Namenstagsparty eingeladen wurde, liefen die fünf hinter ihr und den Studenten her zu einer Wohnung am Westende der Thermopylon-Straße. Er war schon bald betrunken genug gewesen, um sich Hoffnungen zu machen, dass Natsuko mit ihm mitkommen würde, aber die Mädchen gingen zusammen weg, Hand in Hand um Punkt drei, und Jasons Wohnung lag um die Ecke; außerdem hatte er Zigaretten da.
    Er schlief eine Stunde und wachte auf, als der Morgen graute. Er war verkatert, aber nicht mehr betrunken. Sein Kopf war so klar, als hätte er ausgeschlafen. Er schlängelte sich in dem Schlachtfeld der Einzimmerwohnung zur Küche durch, drehte den Wasserhahn auf, hielt seinen Kopf darunter und trank, bis ihm der Kopf vor Kälte summte. Müdigkeit überfiel ihn, noch während er da stand, er zog sich zur Couch zurück und legte sich wieder hin, auf die Seite, und sah zu, wie die Fenster hell wurden. Jason schlief noch. Im ganzen Zimmer und in seinem Bett stand so viel Geschirr herum, dass es aussah, als läge er in der Küchenspüle.
    Er wachte von einer technischen Kakophonie wieder auf. Der Computer stand in der Ecke, und die übertakteten Lüfter brummten zur Begleitung eines sich selbst überlassenen Ballerspiels. Der Radiowecker und der Fernseher liefen, und Jason rasierte sich am Küchenschrank; er summte vor sich hin, tanzte, entblößte seinen Hals, schabte sich ohne hinzusehen, stutzte seinen Spitzbart mit einem Elektrorasierer und trank den von der Nacht übrig gebliebenen letzten Rest Kaffee aus einem ungewaschenen Weinglas. Hinter ihm beschwor ein Wetteransager die Sonne, während im Radio ein Sänger dem lange verlorenen Byzanz nachtrauerte.
     
    Stadt Gottes, Stadt des Lichts,
Konstantinopel, wie der Phönix
wird es auferstehn, auferstehn!
     
    Er rülpste und schmeckte den Champagner vom Abend sauer an seinen Zähnen. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Wetteransager. Er versuchte immer noch herauszubekommen, was, als Jason angetänzelt kam und sich vor ihm aufbaute.
    »Ach, du bist es.«
    »Natürlich, wer denn sonst?«
    »Ich meine, du bist ja schon auf. Ich hab nicht gedacht, dass du es schaffst. Kaffee?«
    »Nein.«
    »Sicher? Kalt ist er am besten. Wie Rache und Pizza. Was Schönes geträumt?«
    »Weiß ich nicht mehr … Wie spät ist es?«
    »Zu früh, um darüber nachzudenken. Was mich betrifft, ich hab ja auf Eleschen gehofft, aber dann hab ich nur von der Zeit geträumt, als ich im Tiefenrausch war. Ich hab eine Zeit lang Unterwasserarchäologie gemacht, aber danach hab ich nicht mehr den Nerv dafür gehabt. Tiefenrausch kriegt man von dem Nitrox. Bei einem seriösen Projekt nimmt man zum Tieftauchen Heliummischung, aber das war nicht so ganz seriös. Die haben sich zwar als Archäologen bezeichnet, die Fundstücke aber an Sammler in Tunis verscherbelt. Sag aber der Stanton nicht, dass ich’s dir erzählt hab, okay? Bei fünfzehn Metern fängt es also so langsam an mit dem

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