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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Erfahrung bedeuteten.
    »In Ordnung«, sagte er heiser, und ihr Herz tat vor Freude einen Sprung. »Wenn du wirklich sicher bist, dass es dir nichts ausmacht, allein zu bleiben, wenn ich mich um meine Geschäfte kümmern muss.«
    Maria übersäte seine Wangen mit Küssen. »Oh, nein, nein. Es macht mir nichts aus.«
    Felix rückte von ihr ab und hielt sie auf Armeslänge von sich. »Und keine Fragen, Maria«, verlangte er und wirkte ernst. »Du musst mir versprechen, dass du mich nie nach meinen Geschäften in Frankreich fragst.«
    Etwas beunruhigt runzelte sie die Stirn. »Aber warum nicht? Du kannst mir vertrauen.«
    »Das weiß ich, Liebes«, sagte er nun in weicherem Ton, »aber ich will dich nicht mit Dingen belasten, die für uns keine Bedeutung haben.«
    »Für uns?«
    Er nickte. »Ja, für uns. Bist du denn jetzt nicht die Meine?«
    »Oh, doch, Felix, das bin ich.« Sie zog ihn erneut an sich.
    Den ganzen Weg, den sie mit dem Zug von der Victoria Station bis nach Folkestone zurücklegen, schläft Maria in Felix’ Armen. Die Nacht verbringen sie in einer schäbigen Pension in Folkestone. Maria ist so erschöpft, dass sie sofort einschläft, und Felix stört sie nicht. Am nächsten Morgen wachen sie früh auf und essen zum Frühstück mit Walfischfleisch belegte Brote, die ihnen die Pensionswirtin anbietet. Noch nie in ihrem Leben hat Maria etwas so Scheußliches gegessen, aber sie ist hungrig, also würgt sie es hinunter. Als sie auf das Schiff steigen, umklammert Maria aufgeregt Felix’ Hand. Sie folgt diesem Mann in seine Welt, ins Unbekannte. Sie vertraut ihm von ganzem Herzen. In der anderen Hand hält sie ihren kleinen Koffer, der nicht voll ist. Aus Angst, Jacqueline könnte auftauchen und versuchen, sie umzustimmen, hat Maria in aller Eile gepackt. Sie hat die Hefte mit den Lebensmittelmarken auf den Küchentisch gelegt sowie genügend Geld für die nächste Monatsmiete. Zu guter Letzt hatte sie Jacqueline noch schnell eine viel zu knappe Nachricht hinterlassen:
    Liebe Jacqueline,
    heute Abend habe ich begriffen, dass ich nie die Tänzerin sein werde, die du und meine Mutter in mir seht. Es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich will nicht weiter bei Lempert studieren. Ich bin überaus dankbar für all deine Hilfe, aber ich muss eine Weile fortgehen. Ich reise mit einem Freund, der gut auf mich aufpasst. Ich schreibe dir und sage dir, wo ich bin. Ich schreibe auch meiner Mutter. Bitte, mach dir keine Sorgen.
    In Liebe,
    Maria
    Sie hatte Felix nicht namentlich erwähnt. Wenn Jacqueline wüsste, dass Maria mit dem Franzosen durchgebrannt war, würde sie sich nur aufregen und sich Sorgen machen. Maria hielt es nicht für ausgeschlossen, dass Jacqueline ihr sogar nach Paris folgen würde, wenn sie wüsste, dass er ihr Reisebegleiter war.
    Auf dem Boot essen sie schweigend zu Mittag. Maria ist so fassungslos über ihr eigenes Handeln, dass sie nicht sprechen kann, und Felix scheint in Gedanken zu sein. Hin und wieder tätschelt er ihr Knie oder schenkt ihr Wasser nach.
    Es ist eine ruhige Überfahrt. Den Großteil der fünf Stunden verbringen sie an Deck, halten sich an den Händen und sehen zu, wie der englische Horizont langsam verschwindet und der französische sich abzuzeichnen beginnt.
    In Boulogne sind die Narben des Krieges noch deutlich zu sehen. Der Kai und alle anliegenden Gebäude sind zerstört. Angst ergreift Marias Herz. Jetzt befindet sie sich in Felix’ Land. Sie ist ihm ausgeliefert. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt besteigen sie den Zug nach Paris und quetschen sich in ein Abteil, das sie mit einem Ehepaar und ihren fünf Kindern teilen. Felix wird noch ernster und stiller. Maria unterhält sich jedoch mit der Mutter, einer Italienerin aus Turin. Da ihr Mann Engländer ist, hat sie die Kriegsjahre in England verbracht. Nun liegt ihr Vater im Sterben, und sie kehren nach Italien zurück, um die letzten Tage bei ihm zu sein. Die Frau hofft, dass ihre Mutter anschließend zu ihnen nach Surrey zieht. Während die anderen schlafen, spielt Maria mit den beiden ältesten Kindern Schnappen. Nur Felix ist wach und beobachtet sie mit halb geschlossenen Lidern, während der Zug durch die Nacht rollt.
    Am Gare du Nord verabschieden sie sich von der italienischen Familie. Die Mutter umarmt Maria herzlich und lädt sie ein, sie jederzeit in ihrem Haus in Surrey zu besuchen. Die Familie verschwindet in der Nacht, und das Italienisch der Mutter hallt in Maria nach. Es verstärkt

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