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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Was ist passiert? Hast du dich über etwas geärgert?«
    »Nein. Du hast nichts falsch gemacht«, antwortet sie.
    Das scheint ihn hoffnungsvoll zu stimmen.
    »Es tut mir leid, ich war betrunken«, versucht sie zu erklären. »Ich hätte nicht …«
    Voller Enthusiasmus fällt er ihr ins Wort: »Findest du es nicht unglaublich, dass wir uns einfach so wiederbegegnet sind? Nach all den Jahren? Hat das nicht etwas zu bedeuten?«
    »Ja, es ist wirklich unglaublich«, stimmt sie zu. »Aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich dich eines Tages wiedersehen würde.«
    Sie erinnert sich, wie verzweifelt sie war, dass ihre Mutter Francesco verjagt hatte, bevor Valentina Gelegenheit gehabt hatte, ihm zu sagen, was sie von ihm hielt. Davon, dass er seine Frau betrogen, ihr die Unschuld geraubt und ihr das Herz gebrochen hatte. Es ist jetzt fast zehn Jahre her, und dennoch ist sie deshalb noch immer wütend auf ihre Mutter.
    »Ja«, fährt Francesco begeistert fort. »Ich habe auch immer daran geglaubt, dass wir uns eines Tages wiedersehen.« Er lächelt triumphierend. »Valentina«, sagt er und nimmt ihre Hand, »wir sind füreinander bestimmt.«
    »Nein«, widerspricht sie, es klingt harscher als beabsichtigt. Sie zieht ihre Hand zurück. »Das sehe ich nicht so.«
    »Was denkst du dann?« Er sieht sie einen Augenblick verwirrt an. »Willst du woanders darüber reden?« Er zwinkert ihr erneut zu. »Bei mir? Es hat dir dort gefallen, oder?« Ihre erste große Liebe ist ein Verlierer. Seine Wohnung ist schick, ja, aber seelenlos. Ihr fällt wieder ein, wie überrascht sie war, dass die glatte, minimalistische Junggesellenwohnung Francesco gehört.
    »Wann siehst du deine Tochter?«, fragt sie.
    »Was?« Francesco wirkt nun völlig perplex. »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Nun, wann siehst du sie?«, beharrt Valentina.
    »Müssen wir jetzt über Lucia sprechen?«
    »Ich habe mich nur gewundert, weil du bei unserer Begegnung im Restaurant gleich von ihr gesprochen hast, ich in deiner Wohnung aber nichts gesehen habe, das ihr gehört.«
    »Das wirst du auch nicht«, murmelt er und windet sich unter ihrem Blick. »Ich sehe meine Tochter eigentlich nicht. Sie lebt bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater und … Nun, ich glaube, es geht ihr besser ohne mich.«
    »Du bemühst dich nicht, sie zu sehen?«
    Langsam wird Francesco ärgerlich. »Kannst du bitte aufhören, mich hier zu verhören? Du hast nie über andere geurteilt, Valentina.« Sein Ton wird wieder sanfter. »Komm schon, lass uns hier weggehen. Im Bett kannst du mich alles fragen, was du willst.« Er beugt sich vor und fasst ihre Hand.
    Valentina zieht sie erneut zurück. »Ich habe nein gesagt.« Ihr Blick ist hart. »Du verstehst mich nicht. Ich habe darauf gehofft, dich wiederzusehen, damit ich dich so verletzen kann, wie du mich verletzt hast.«
    Er wirkt überrascht.
    »Aber ich stelle fest, dass das eine sinnlose Übung ist«, fährt Valentina fort. Ihr ist bewusst, dass sie grausam ist, dass es ungerecht von ihr ist, ihn zu verurteilen. Die Wut über sein Verhalten der kleinen Lucia gegenüber treibt sie jedoch an. »Ein Mann, der sich nicht um seine eigene Tochter kümmert, besitzt nicht genügend Herz, als dass ich ihn verletzen könnte.«
    »He, das ist nicht fair.« Francesco wirkt nun sehr getroffen. »Du kennst nicht die ganze Geschichte.«
    »Ich weiß genug«, widerspricht sie, macht auf dem Absatz kehrt und stolziert mit klopfendem Herzen davon. Sie ist von sich selbst überrascht. Warum ist sie so wütend? Noch nie hat sie jemanden so verurteilt wie soeben Francesco. Er hat recht. Sie kennt nicht die ganze Geschichte. Aber Valentina kann nicht anders. Sie darf sich nie wieder von ihm berühren lassen, selbst wenn sie es wollte, denn sie hat keine Achtung vor ihm.
    Valentina drängt eilig durch die Menge. Sie ist ziemlich sicher, dass Francesco ihr jetzt nicht folgt, aber vorsorglich wechselt sie in den Raum neben der Hauptgalerie. Er ist klein, dunkel und quadratisch. Auf die gegenüberliegende Wand wird ein Film projiziert. Valentina setzt sich auf einen Stuhl. Sie ist erleichtert, allein zu sein. Im Dunkeln um sie herum sitzen nur ein paar Leute, die ebenfalls schweigend die Installation betrachten. Sie konzentriert sich auf die Bilder vor ihr. Es ist ein Schwarzweißfilm im Stil alter Filme aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren. Ob die Künstlerin Originalmaterial verwendet hat? Die flackernde Aufnahme eines Fensters unter einer Dachschräge ist zu

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