Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Ford Escort und nun die interessante Theorie, dass der Mörder bei der
Armee gewesen oder immer noch dabei war. Darauf waren sie gekommen, weil er einen Knoten in die
Garrotte gemacht hatte. Informationsfetzen wie diese würden schließlich zu einem Namen, einer
Adresse, einer Verhaftung führen. Und in jenem Augenblick würde Anderson seine Beamten physisch
wie geistig anführen. Es würde ein weiteres Interview im Fernsehen geben und ein weiteres
vorteilhaftes Foto in der Zeitung (er war nämlich recht fotogen). O ja, der Sieg wurde süß sein,
sofern der Würger sich nicht, wie so viele vor ihm, einfach in Luft auflösen würde. Diese
Möglichkeit durfte man gar nicht erst in Betracht ziehen. Schon bei dem Gedanken bekam er weiche
Knie.
Im Grunde hatte er gar nichts gegen Rebus. Der Mann war ein ganz passabler Polizist, vielleicht
ein bisschen ruppig in seinen Methoden. Außerdem wusste er, dass Rebus' Privatleben ziemlich
durcheinander geraten war. Es war ihm zu Ohren gekommen, dass die Frau, mit der sein Sohn
zusammenlebte, Rebus' Exfrau war. Er versuchte, gar nicht darüber nachzudenken. Als Andy die
Haustür hinter sich zuknallte, war er sozusagen aus dem Leben seines Vaters hinausspaziert. Wie
konnte jemand heutzutage seine Zeit damit verbringen, Gedichte zu schreiben? Das war lächerlich.
Und dann mit Rebus' Frau zusammenzuziehen... Nein, er hatte nichts gegen Rebus, doch als er Rebus
mit dieser hübschen Pressesprecherin auf sich zukommen sah, spürte Anderson ein Rumoren im Magen,
als wollte sich sein Inneres plötzlich nach außen kehren.
»Schön, dass Sie wieder da sind, John. Wieder fit?«
Anderson ließ seine Hand vorschnellen, und völlig verblüfft blieb Rebus gar nichts anderes übrig,
als sie zu nehmen und seinen Händedruck zu erwidern.
»Mir geht's gut, Sir«, sagte er.
»Sir«, meldete sich Gill Templer zu Wort, »könnten wir Sie kurz sprechen? Es hat eine neue
Entwicklung gegeben.«
»Den Hauch einer Entwicklung«, verbesserte Rebus und starrte Gill an.
Anderson blickte von einem zum anderen.
»Dann sollten Sie besser in mein Büro kommen.«
Gill erklärte Anderson die Situation aus ihrer Sicht, und er, weise und sicher hinter seinem
Schreibtisch, hörte zu und warf gelegentlich einen Blick zu Rebus, der ihn entschuldigend
anlächelte. Tut mir leid, dass wir Ihre Zeit verschwenden, schien Rebus' Lächeln zu sagen.
»Nun, Rebus?«, sagte Anderson, als Gill zum Ende gekommen war. »Was sagen Sie dazu? Könnte jemand
einen Grund haben, Sie über seine Pläne zu informieren? Ich meine, könnte es sein, dass der
Würger Sie kennt!«
Rebus zuckte die Achseln und lächelte, lächelte, lächelte.

Jack Morton saß in seinem Auto und machte sich auf einem Berichtsformular ein paar Notizen.
Verdächtigen gesehen. Selbigen vernommen. Gelassen, hilfsbereit. Eine weitere Sackgasse, hätte er
am liebsten geschrieben. Eine weitere beschissene Sackgasse. Eine Politesse kam mit drohendem
Blick auf sein Auto zu. Seufzend legte er Papier und Stift beiseite und griff nach seinem
Dienstausweis. Mal wieder so ein Tag.
Rhona Philips hatte ihren Regenmantel an. Es war Ende Mai, und so weit man blicken konnte, ging
ein Regen nieder, als sei er von einem Künstler auf eine Leinwand gemalt worden. Sie küsste ihren
lockigen Poeten zum Abschied, der am helllichten Nachmittag Fernsehen guckte, und verließ, in
ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel wühlend, das Haus. Neuerdings holte sie Sammy immer von
der Schule ab, obwohl die Schule nur eineinviertel Meilen entfernt war. Außerdem ging sie mittags
mit ihr in die Bibliothek, damit sie nicht unbeaufsichtigt durch die Gegend lief. Solange dieser
Wahnsinnige immer noch nicht gefasst war, wollte sie kein Risiko eingehen. Sie lief zu ihrem
Auto, stieg ein und knallte die Tür zu. Der Edinburgher Regen war wie eine Strafe Gottes. Er
drang in die Knochen, in das Mauerwerk der Häuser, in die Erinnerungen der Touristen. Er hielt
tagelang an, spritzte aus den Pfützen am Straßenrand auf, zerstörte Ehen, war kalt, tödlich,
allgegenwärtig. Die typische Postkarte aus einer Edinburgher Pension: »Edinburgh ist wunderschön.
Die Leute sind ziemlich reserviert. Gestern hab ich das Schloss besichtigt und das Scott
Monument. Es ist eine sehr kleine Stadt, alles ganz übersichtlich. Man könnte es nach New York
verfrachten, und niemand würde es dort bemerken. Das Wetter könnte besser sein.«
Das Wetter könnte besser sein. Die Kunst des

Weitere Kostenlose Bücher