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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ganz dusselig im Kopf. Oh ja, ich glaube, wir können
ziemlich sicher sein, wer hinter dieser Sache steckt.
Die Botschaften, die Knoten und die Kreuze. Es ergibt jetzt alles einen Sinn. Das heißt, es ergab
schon die ganze Zeit Sinn. Reeve muss mich für ziemlich beschränkt halten. Da hat er mir
wochenlang ganz klare Botschaften geschickt, und ich hab nicht erkannt... ich habe diese Mädchen
sterben lassen... Und das alles nur, weil ich mich nicht den Tatsachen stellen konnte... den
Tatsachen...«
Gill beugte sich von hinten zu ihm herab und legte die Hände auf seine Schultern. Rebus schoss
aus seinem Sessel hoch und drehte sich zu ihr um. Reeve. Nein, Gill, Gill. Er schüttelte den
Kopf, eine stumme Entschuldigung. Dann brach er in Tränen aus.
Gill sah zu Michael, doch Michael hatte den Blick gesenkt. Sie drückte Rebus so fest an sich,
dass er sich nicht wieder von ihr losmachen konnte, und flüsterte immer wieder, dass sie es sei,
Gill, und nicht irgendein Geist aus der Vergangenheit. Michael fragte sich, was er da angerichtet
hatte. Er hatte John noch nie weinen sehen. Erneut wurde er von Schuldgefühlen übermannt. Er
würde mit allem Schluss machen. Er brauchte es nicht mehr. Er würde untertauchen, bis sein Dealer
keine Lust mehr hatte, nach ihm zu suchen, und seine Kunden jemand anderes gefunden hatten. Er
würde es tun, nicht für John, sondern für sich selbst.
Wir haben ihn wie Scheiße behandelt, dachte er bei sich, das ist wahr. Der alte Mann und ich, wir
haben ihn behandelt, als ob er ein Eindringling wäre.
Später beim Kaffee wirkte Rebus ganz ruhig, doch Gills Augen waren immer noch besorgt auf ihn
gerichtet.
»Wir können wohl davon ausgehen, dass dieser Reeve ziemlich durchgeknallt ist«, sagte sie.
»Vermutlich«, sagte Rebus. »Eins ist allerdings ganz sicher, er wird bewaffnet sein. Er wird auf
alles vorbereitet sein. Dieser Mann war als Berufssoldat bei den Seaforths Highlanders und
Angehöriger des SAS. Er wird knallhart sein.«
»Das warst du auch, John.«
»Deshalb bin ich der richtige Mann, um ihn aufzustöbern. Das muss der Chief einsehen, Gill. Ich
arbeite wieder an dem Fall.«
Gill kräuselte die Lippen.
»Ich bin nicht sicher, ob er das gutheißt«, sagte sie.
»Dann zum Teufel mit ihm. Ich werde den Dreckskerl so oder so finden.«
»Mach das, John«, sagte Michael. »Mach das. Kümmer' dich nicht drum, was die sagen.«
»Mickey«, sagte Rebus, »du bist der allerbeste Bruder, den ich mir hätte wünschen können. Gibt's
irgendwas zu essen? Ich bin total ausgehungert.«
»Und ich bin völlig groggy«, sagte Michael, der ganz zufrieden mit sich war. »Hast du was
dagegen, wenn ich mich eine oder zwei Stunden hinlege, bevor ich zurückfahre?«
»Natürlich nicht. Da ist mein Schlafzimmer, Mickey.«
»Gute Nacht, Michael«, sagte Gill.
Lächelnd verließ er den Raum.
Knoten und Kreuze. Nullen und Kreuze. Es war wirklich so offenkundig. Reeve musste ihn für einen
Idioten halten, und in gewisser Weise hatte er auch Recht. Diese endlosen Spiele, die sie
gespielt hatten, all diese Strategien und Tricks und ihre Gespräche über das Christentum, diese
Kreuzknoten und Gordischen Knoten. Und Das Kreuz. Gott, wie dumm er gewesen war, sich von seinem
Gedächtnis vormachen zu lassen, dass es in seiner Vergangenheit rein gar nichts von Bedeutung
gäbe, nichts, was Einfluss auf die Gegenwart hätte. Wie dumm.
»John, du verschüttest deinen Kaffee.«
Gill brachte einen Teller mit Käsetoasts aus der Küche. Rebus zwang sich, wach zu werden.
»Iss das. Ich hab mit dem Präsidium telefoniert. Wir müssen in zwei Stunden da sein. Sie haben
bereits eine Computerrecherche unter Reeves Namen gestartet. Wir sollten ihn schon finden.«
»Das hoffe ich, Gill. Bei Gott, das hoffe ich.« Sie umarmten sich. Gill schlug vor, sie sollten
sich auf die Couch legen. Das taten sie auch, eng umschlungen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Rebus drängte sich die Frage auf, ob er in dieser finsteren Nacht eine Art Teufelsaustreibung
durchgemacht habe, ob die Vergangenheit immer noch sein Sexleben durcheinander bringen würde. Er
hoffte nicht. Allerdings war jetzt weder die Zeit noch der Ort, um es auszuprobieren.
Gordon, mein Freund, was habe ich dir angetan?
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XXIV
    Stevens war ein geduldiger Mann. Die beiden Polizisten waren ihm gegenüber unerbittlich
gewesen. Im Augenblick dürfe niemand zu Detective Sergeant Rebus. Stevens war in die Redaktion
zurückgefahren, hatte einen Bericht

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