Verborgene Sehnsucht
immer angetrieben. Sie wollte den Dingen unheilbar auf den Grund gehen. Es war ihr Fluch. Ein Problem, vor allem, da sie deshalb …
Angela biss sich auf die Unterlippe. Oh, Mann. Dachte sie wirklich darüber nach, mit Rikar ins Bett zu gehen?
Stirnrunzelnd ging sie im Kopf die Liste mit dem Für und Wider durch. Einerseits war es vielleicht zu früh für körperliche Intimitäten – und sie würde Angst bekommen und ins Schleudern geraten. Andererseits hatte sie es wirklich genossen, ihn zu nähren; wurde heiß, wenn sie ihm nahekam; sehnte sich nach seiner Berührung; war verrückt nach seinem Geschmack; reagierte auf die Sanftheit und das Verlangen, das sie in seinen Augen erblickte, wenn er sie ansah. Dazu kam noch die Neugier – auf ihn, seine Magie und die Verbindung, die sie miteinander teilten – dagegen fiel die Wider-Liste recht dünn aus. Praktisch magersüchtig.
Also stand es jetzt … wie? Sieben Gründe für Rikar und nur ein guter dagegen.
»Legst du ihn flach, wenn du ihn findest?«
Angela warf einen Seitenblick auf ihren Partner. Mac hob eine Braue, ein wissendes Funkeln lag in seinen Augen. Sie schürzte die Lippen, überlegte kurz, ihn anzulügen, aber … ach, zur Hölle. Was würde ihr das bringen? Mac war schon immer viel zu feinsinnig gewesen, und ein Strang Drachen- DNA hatte das nicht geändert.
Achselzuckend gab sie es zu. »Ich denke darüber nach.«
Der Aufzug pingte, und die glänzenden Doppeltüren glitten auseinander.
»Denk schneller.« Mac ergriff ihren Arm und zog sie hinter sich in den Lift. »Und sei fair, Ange. Keine Spielchen. Leg ihn flach oder lass es bleiben. Aber entscheide dich, bevor du aus dem Aufzug kommst. Rikar verdient etwas Besseres, als eine Enttäuschung seiner Männlichkeit.«
Mist. So viel zu in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt . Aber sie wusste, dass Mac recht hatte. Rikar aufzuheizen, nur um dann Reißaus zu nehmen, wenn sie Angst bekam, war nicht fair. Sie musste sich entscheiden … ganz oder gar nicht.
Angela seufzte. Na wunderbar. Sie hatte weniger als eine Minute Zeit, um darüber nachzudenken.
Rikar saß auf einem Hocker am Ende der Kücheninsel und sah die Männer an, die sich um ihn versammelt hatten. Wick und Venom saßen zu seiner Linken, Schulter an Schulter auf ihren angestammten Plätzen. Sloan saß den beiden gegenüber, während Bastian mit verschränkten Armen und unglücklicher Miene ein Stück entfernt an der Schrankwand lehnte.
Kein Wunder.
Rikar wäre auch sauer, wenn ihn jemand aus dem Bett und von seiner Gefährtin weggeholt hätte, um sich zur Gruppendiskussion an den runden Tisch zu setzen. Rikar suchte den Blick seines Kommandanten und hob eine Braue. Er wollte, dass Bas das Powwow einläutete. Angela war unterwegs. Er konnte sie fühlen, ein eisiges Kribbeln rann sein Rückgrat hinunter, während er ihren Weg durch den unterirdischen Teil des Hauses verfolgte. Himmel, sie war schon fast an den Aufzügen, hielt auf ihn zu wie eine sensorgesteuerte Rakete.
Na wunderbar.
Das Letzte, was er brauchte, war, dass sie ihrer Unterhaltung beiwohnte. Vor allem, da sie verlangen würde, mit von der Partie zu sein, sobald sie erkannte, was er vorhatte. Was … ja, sein Reaktionsbarometer schon jetzt in den Bereich von nur-über-meine-Leiche jagte.
Bastian starrte ihn finster an, dann nickte er kurz. Rikars Mund verzog sich zu einem Lächeln. Okay, in Ordnung. Sah so aus, als hätte er das Rederecht.
Er konzentrierte sich wieder auf die Männer um ihn herum. Er sah sie alle einzeln an, erinnerte sich an vergangene Kämpfe, an ihre Stärken, daran, wie gut sie zusammenarbeiteten. Als Team. Geschlossen. Einander ergeben, miteinander verbunden durch Abstammung, Erfahrung und ihr gemeinsames Ziel. Die Nightfury waren ein starker Clan. Und als Rikar den Blick über die große Küchentheke schweifen ließ, die zwischen all den Kriegern fast klein wirkte, war er stolz, jeden einzelnen von ihnen einen Bruder nennen zu dürfen.
Sogar Wick.
Überraschung. Rikar hatte keine großen Hoffnungen in den goldäugigen Krieger gesetzt, als er angekommen war. Wick war auf mehr als nur einer Ebene verschlossen gewesen, aber der harte Hurensohn hatte sich gut entwickelt. Dass sie sich sein Vertrauen verdient hatten, war eines. Die vollkommene Akzeptanz durch den Clan eine zweite. Zeit und Anstrengung waren gute Lehrer, und letztendlich hatten er und die anderen Nightfury Wicks überdimensionale Sicherheitsmauer durchbrochen. Jetzt war er ein
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