Verborgene Sehnsucht
Radiofrequenz eingestellt oder so.«
Mac schnaubte. »Vielleicht hat er auch einen GPS -Chip im Arsch.«
Zu dumm, dass dem nicht so war. An Technologie war sie gewöhnt. Mochte Hightech-Computersysteme und Telefonüberwachung. Die Möglichkeit, via Satellit Handys, Autos und Leute zu verfolgen? Absolut großartig. Aber das plötzliche Auftauchen einer eingebauten übernatürlichen Zielsucheinrichtung in ihrem Kopf erforderte eine gewisse Eingewöhnungsphase.
Und jede Menge Übung.
Das Ding zu kontrollieren war nicht einfach. Der Schlüssel war Konzentration. Das Signal aufzuschnappen – sich mit ihm zu verbinden – war mühsam. Vielleicht würde es mit der Zeit leichter werden, aber im Moment musste sie sich mit aller Kraft darauf konzentrieren.
Angela atmete tief ein und wandte sich nach innen, tauchte an den Ort ab, an dem Ruhe herrschte und das Chaos sich zurückzog. Die Verbindung flammte auf, verband sie mit Rikar wie ein elektronisches Gerät, das man in eine Steckdose gesteckt hatte. Die Muskeln entlang ihrer Wirbelsäule zogen sich zusammen. Ein Kribbeln lief durch ihren Nacken, dann kroch es nach unten und löste die Anspannung Faser um Faser.
Sie blickte zur Decke. »Hab ihn. Wir müssen hoch.«
»Es muss irgendwo eine Treppe geben«, sagte Mac und berührte im Vorbeigehen ihre Schulter.
Angela setzte sich in Bewegung und folgte ihm.
Zwei in den Boden eingelassene Lichterschienen wiesen ihnen den Weg und zogen den Blick nach vorne, während die Wände mit V-Mustern überzogen waren, die nicht ganz bis zur dreieinhalb Meter hohen Decke reichten. Der Ort war beeindruckend. Groß. Modern. Sauber wie ein Krankenhaus. Himmel, wer auch immer den Black Diamond sauber hielt, hatte einen ernsthaften Putzfimmel. Entweder das, oder krankhafte Angst vor Bakterien.
Als Mac an eine weitere Kreuzung kam, verlangsamte er seine Schritte. Zwei Möglichkeiten. Weiter geradeaus dem Hauptflur folgen, oder links in einen schmaleren Gang abbiegen.
Er warf ihr einen Blick zu. »Welche Richtung?«
»Geradeaus.« Jep. Definitiv. Von ihrem Streifzug mit Myst wusste sie wieder genau, wo sie war. »Weiter vorne gibt es Aufzüge.«
»Mann, dein eingebautes GPS -Ding ist echt scheiß gut.«
Angela schnaubte. »Das denkst du nicht mehr, wenn erst mal eine Frau hinter dir her ist, Mr. Bindungsphobie.«
»Bin ich nicht.« Er warf ihr einen bösen Blick zu und verlängerte seine Schritte. Zweifellos bemüht, diese Unterhaltung schnell hinter sich zu lassen.
Zu dumm. Das würde sie nicht auf sich beruhen lassen. Mac musste träumen, wenn er auch nur eine Sekunde lang dachte, sie würde ihn nicht durchschauen. Außerdem kam sie, wie jede Schwester, die etwas auf sich hielt, nicht umhin, ihn zu ärgern. Es machte einfach zu viel Spaß, zu sticheln.
»Ach, bitte.« Angela hielt mit seinem Militärmarsch Schritt und joggte neben ihm her. »Beim Gedanken, dich an jemanden zu binden, machst du dir doch in die Hose.«
»Tue ich nicht.«
»Tust du doch«, gab sie zurück und kam vor den beiden Otis-Aufzügen zum Stehen.
Mit der Seite seiner Faust hämmerte er auf den Hoch-Knopf. »Himmel, du bist echt eine Nervensäge.«
»Hast mich vermisst, was?« Er verdrehte die Augen. Sie grinste ihn an. Mann, die alte Routine mit ihm fühlte sich so gut an. Normal. Vertraut. Genau wie in alten Zeiten. Sie k onnte sich nicht zurückhalten und holte erneut aus. »Mit wie vielen verschiedenen Frauen schläfst du so in einer Woche? Fünf … zehn? Wie hältst du die alle auseinander? Hat jedes Mädchen seinen eigenen Wochentag? Du weißt schon … Candy die Stripperin kommt montags, Fluffy die Blondine hat den Dienstag und …«
»Ach, lass stecken.« Er warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Ein Mann hat nun mal Bedürfnisse, weißt du?«
Oh je, und wie sie das wusste. Rikar zu küssen, hatte es ihr in Erinnerung gerufen. Genauso wie etwas anderes … dass sie selbst eine Frau mit Bedürfnissen war. Mmmh, sein Mund. Er schmeckte nach Schnee und Wassereis um Mitternacht. Dekadent. Köstlich. Voll männlicher Schärfe und reiner Lust. Dass sie sich nach all dem, was sie durchgemacht hatte, nach seiner Berührung sehnte, erstaunte sie. Die meisten Opfer wollten nach einem Übergriff erst mal nichts von Männern wissen. Aber bei ihr war es genau andersherum.
Na ja, wenigstens blieb sie sich treu. Auf die Schwierigkeiten zuzugehen, statt vor ihnen davonzurennen, war schon immer typisch für sie gewesen. Und ja, die Neugier hatte sie schon
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