Verborgene Sehnsucht
Sie hörte Mac lachen, als sie es von der Tischplatte nahm. Sie warf ihrem Partner einen bösen Blick zu, dann wandte sie sich entschuldigend an Daimler. »Kommt nicht wieder vor.«
Mit hochgezogenen Brauen sah der Butler sie bedeutungsschwer an.
Sie legte die Hand aufs Herz. »Versprochen.«
Der Butler sah sie noch eine Sekunde lang an, dann nickte er und stellte den Teller neben ihren Stapel Berichte. Seine Augen glänzten wieder, als er mit dem Kopf auf Mac zeigte. »Lassen Sie ihn nicht alle aufessen, Mylady. Es sind schließlich Ihre Lieblingskekse.«
Und das waren sie. Erdnussbutter-Chocolate-Chip, mit viel Schokolade. Und Junge, Junge, rochen die gut – nach Samstagnachmittag und einem Snack an der Eisbahn.
»Okay«, sagte Angela, legte die Waffe in den schwarzen Koffer neben der Tür und kehrte an den Tisch zurück. Sie nahm sich einen Keks, biss hinein und … oh, wow. Das war unglaublich. So gut, dass sie aufstöhnte und noch einmal abbiss. Der zweite Bissen war sogar noch besser als der erste. Sie seufzte zufrieden auf – für Mac noch ein wenig lauter, als nötig.
Er knurrte.
Ihre Mundwinkel zuckten, als sie mit vollem Mund fragte: »Irgendetwas Neues?«
»Bis auf den Folterfaktor an diesem Tisch?« Er begann fast zu sabbern, während er ihr beim Kauen zusah. »Nichts.«
Angela deutete mit einer Handbewegung auf den Teller. Mac reagierte sofort und schnappte sich drei Kekse auf einmal. Als er sie in seinen unersättlichen Mund schob, kehrte ihre Aufmerksamkeit zu den Ordnern zurück, die Sloan ihr gebracht hatte. Sie strich sich die Krümel von den Fingern, schlug den ersten auf und betrachtete den Inhalt. Name. Persönliche Angaben – Größe, Gesicht, Augen- und Haarfarbe. Adresse. Telefonnummer und …
Angela runzelte die Stirn. Moment mal. Einen Schritt zurück. Sie kannte diese Adresse. Hatte sie schon in einer anderen Akte gesehen.
»Hey, Mac?«
»Was gibt’s?«
Sie schüttelte den Kopf und griff nach einer Akte aus dem Vielleicht- Stapel. »Ich weiß nicht … ich glaube …«
Bingo. Nach dem hatte sie gesucht. Der Ordner war mit einem roten Aufkleber markiert und enthielt zwei Vermisstenanzeigen. Die beiden zwanzigjährigen Zimmergenossinnen an der Seattle U waren in derselben Nacht verschwunden. Sie öffnete die Akte und …
»Heilige Scheiße.« Ihr Blick glitt vor und zurück, bestätigte ihr, was sie bereits wusste.
»Sag’s mir.«
»Diese beiden Mädchen sind vor sechzehn Tagen verschwunden.« Sie hielt den zwei Wochen alten Bericht hoch und schwenkte ihn auf und ab. Sie wandte sich der neueren Akte in der anderen Hand zu. »Diese hier? Vor zwei Tagen. Die drei haben zusammengewohnt. Und sie passen ins Profil … das selbe Opferschema.«
»Himmel. Das ist kein Zufall.«
»Kein bisschen.« Sie legte die beiden Ordner offen nebeneinander und schlug den nächsten auf, den Sloan ihr gebracht hatte. »Bingo. Hier ist der Beweis.«
Mac warf einen Blick über ihre Schulter. »Heilige Scheiße … Zwillinge.«
»Die Razorback-Ratte pickt die Rosinen aus dem Kuchen«, sagte sie. »Jagt nach Frauen, die miteinander verwandt oder gut befreundet sind.«
»Aus welchem Grund?«
»Ziehen hochenergetische Frauen einander an?«
Mac hob eine Braue, in seinem Gesicht spiegelte sich Interesse. Allerdings kein berufliches. Das hier war rein männlich.
Sie versetzte ihm eins mit dem Aktenordner. »Das war mit anziehen nicht gemeint, du Schwachkopf.«
»Ein Mann darf doch mal träumen.«
»Ach, sei still«, sagte sie. »Ich muss mit Rikar sprechen. Vielleicht weiß er etwas darüber.«
Mac mochte etwas gesagt haben, aber Angela hörte ihn nicht mehr. Sie war bereits mit den Ordnern unter dem Arm losgelaufen und hatte nur noch einen Gedanken. Rikar. Sie musste ihn sehen. Wenn ihr Verdacht stimmte – und der Me ridian hochenergetische Frauen zusammenführte –, hatte sic h die Suche nach den vermissten Frauen gerade in ein Kinderspiel verwandelt. Angela wusste, mit dieser Information könnte sie sie finden. Verbindungen herstellen. Andere Frauen aufspüren, auf die es die Razorback vielleicht abgesehen hatten, um sie in ihr ekelhaftes Gefängnis zu sperren.
Eine verdammt gute Spur. Der Fall lag fast schon vor ihr wie ein offenes Buch.
Auch wenn der Durchbruch, wenn sie ehrlich war, nicht der einzige Grund war, warum sie in Richtung des unterirdischen Teils des Hauptquartiers steuerte. Angela wollte mehr mit Rikar austauschen, als nur Informationen. Heute Abend kam ein Sturm auf
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