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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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Augen hinter einem magischen Sichtschild verborgen, ließ er den Blick erneut über das Gelände schweifen und wartete darauf, dass seine Kameraden landeten. Industriell. Ruhig. Nichts als stahlverkleidete Lagerhäuser und Maschendrahtzäune. Die Sicherheitsvorkehrungen der Werft schrien »Betreten verboten«, von den Scheinwerfern bis hin zum Stacheldraht wirkte das Gelände schlichtweg abweisend. Nun ja. Mit schlechter Atmosphäre konnte er leben. Aber das Geräusch der Wellen, die sich im Brackwasser brachen und die Gischt sechs Meter hoch spritzen ließen, während die Stege auf und ab wippten und das Holz knarrte? Rikar ließ die Schultern kreisen, um der Anspannung Herr zu werden. Das gefiel ihm weniger.
    Himmel, er hoffte, Sloan hatte ihnen die richtigen Koordinaten gegeben. Das Letzte, was sie jetzt brauchten, war ein sinnloser Ausflug. Vor allem, da in zwanzig Minuten die Sonne aufging. Aber … verdammt. Ein Boot? Der Kerl wohnte auf einem verfluchten Boot ? Rikar schnitt eine Grimasse. Was für ein Drache machte denn so etwas?
    Hinter ihm erklang das leise Kratzen von Klauen auf dem Asphalt.
    Rikar warf einen Blick über die Schulter und nickte Bastian zu, der seine mitternachtsblauen Schwingen anlegte und Menschengestalt annahm. Während sich der Ledertrenchcoat um seine Schultern legte und ihn vom Hals bis zu den Knien einhüllte, stapfte er mit einem Fuß auf, bis der Stiefel richtig saß. Das Geräusch hallte von den Booten wider und sprang über die unruhige Wasseroberfläche, während Venom auf dem nächstgelegenen Lagerhaus landete.
    Wie der Todesengel beugte sich der große Krieger über die Stahlkante. Seine rubinroten Augen blitzten, der gehörnte Kopf schwang von links nach rechts und seine grünen Schuppen glänzten, als er mental Kontakt zu ihnen aufnahm: » Legt los, Jungs. Ich halte Wache.«
    »Es sind keine Razorback hier, Ven.«
    »Wie schade.« Venom legte die Flügel an und richtete den Blick gen Himmel. »Wäre lustig gewesen, heute Nacht noch ein paar Schwänze zu verknoten.«
    Rikar schnaubte.
    Bas schüttelte den Kopf, dann sah er ihn an. »Also, was haben wir hier?«
    »Wenn ich raten müsste?«, Rikar tat es seinem Anführer gleich, verwandelte sich und rief seine Kleider herbei. »Einen Wasserdrachen.«
    »Ich dachte, die gibt’s nur im Märchen.«
    »Ich habe auch noch nie einen getroffen, aber es ergibt Sinn, Bas.« Als er den Blick erneut über die Werft schweifen ließ, blieben seine Augen am vierten Steg hängen, der ins Wasser ragte. Die Chris-Craft passte in einer Werft voller Schlepper nicht recht ins Bild. »Wenn Sloan richtig liegt mit dem, was er ausgegraben hat, steht der Kerl auf Wasser … war sogar sieben Jahre bei den SEAL s.«
    »Sloan liegt immer richtig«, sagte Bastian mit unglücklichem Gesichtsausdruck. »Und es gibt keinen einzigen Drachen … vor oder nach der Verwandlung … der auf Wasser steht . «
    Ach was. Allein schon am Ufer zu stehen, verursachte Rikar Gänsehaut.
    Was ihn ärgerte.
    Angst gehörte nicht zu seinem Repertoire. Er kannte das Gefühl kaum, aber im Moment … in dem Wissen, dass er sich nicht nur darauf zubewegte, sondern drauf und dran war, auf eine verdammte Motoryacht zu klettern? Rikar verzog das Gesicht. Diese Erinnerung kam jedenfalls nicht unter der Rubrik »Momente des Glücks« in das Fotoalbum seines Lebens.
    Rikar setzte sich in Bewegung und joggte auf die Chris-Craft zu. Wären Boote sein Ding gewesen, hätte er gesagt, sie sei wunderschön mit ihren geschwungenen Linien und dem schlanken Körper. Aber so war es nicht, also starrte er das Ding finster an und verfluchte den Mann, der ihn in die Werft gebracht hatte.
    Der Drang, umzudrehen und zu verschwinden, wurde immer stärker. Das Problem? Er konnte den Kerl hier nicht schutzlos zurücklassen, als Opfer einer Sache, die er nicht verstand. Bloße Vermutung? Vielleicht, aber Rikar glaubte es nicht. MacCord war nicht in der sicheren Gemeinschaft eines Clans aufgewachsen, hatte wahrscheinlich keine Ahnung vom Drachenblut seines Erzeugers. Denn hätte sein Vater von ihm gewusst, so hätte der Krieger seinen Sohn niemals alleine in der Welt der Menschen zurückgelassen.
    So etwas geschah einfach nicht. Niemals.
    Außerdem war er Angela wichtig. Also war Rikar dran, soviel war klar. Auf keinen Fall konnte er MacCord seinem Elend überlassen und dann erwarten, dass seine Gefährtin ihm vertraute.
    Munition. Er brauchte etwas, das bewies, dass er ihrer würdig war, wenn er Angela

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