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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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weit nach hinten zu drängen. Es klappte nicht. Die Sorge umkreiste ihn und schlug zu. Immer wieder.
    »Rikar, Mann, wir sind doch ein Team«, sagte Venom leise und sprang Bastian zur Seite. »Wir warten auf den Sonnenuntergang, dann fliegen wir los.«
    Mit sanftem Druck zwang Bastian ihn, das Kinn zu heben. Als Rikar die Augen aufschlug, traf ihn der schimmernde Blick seines besten Freundes wie ein Vorschlaghammer. »Du kannst ihr nicht helfen, wenn du tot bist. Wir holen sie zurück, aber wir machen es gemeinsam.«
    Gemeinsam.
    Das Wort – die Demonstration ihrer Loyalität – hätte ihm helfen sollen. Ihn stärker machen. Ihm Vertrauen schenken in den Plan, die Füße stillzuhalten, bis die Sonne unterging und die Nacht aufkam. Aber als er sich mit den Händen durch die kurzen Haare fuhr und sich aus Bastians Griff löste, öffnete sich ein gähnendes Loch in seinem Inneren. Ein Loch, das sich mit Hoffnung füllte, vermischt mit dem verzweifelten Glauben daran, dass er Angela unbeschadet wiederfinden würde. Und als das Gefühl anschwoll, ihm die Kehle zuschnürte und sich fest um sein Herz legte, schimpfte Rikar sich einen Narren. Hoffnung war etwas für Idioten und der Glaube etwas für Sterbende. Aber trotzdem hielt er sich an beidem fest wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring.

8
    Die Kälte war schneidend. Feuchte Herbstluft kroch ihr tief in die Knochen, während Angela eine weitere Anhöhe hinaufstieg. Dichter Wald lag hinter ihr, mehr davon vor ihr, und sie unterdrückte ein Zittern, als sie in der Mitte des Felsvorsprungs stehen blieb und die glatte, kuppelförmige Oberfläche des Steins bewunderte. Eine willkommene Abwechslung von den zerbrochenen Ästen, über die sie fast den ganzen Nachmittag über gestolpert war. Aber noch besser als die Glätte? Der sonnenwarme Granit unter den Sohlen ihrer nackten Füße.
    Himmel, tat das gut.
    Sie ging in die Hocke und presste ihre Handflächen auf den Stein, sog die Wärme ein und suchte den Himmel ab. Weit im Westen senkte sich die Sonne Richtung Horizont. Diese verdammten Razorback. Natürlich mussten sie ihren Bunker mitten im Nirgendwo vergraben. Nichts als Steine und Gestrüpp in einem Umkreis von mehreren Meilen. Und sie sollte es wissen. Ihre wunden Fußsohlen zeugten davon. Zerkratzt, voller blauer Flecke und an Stellen aufgeschürft, an die sie nicht einmal denken wollte – kurz: keine gute Geschichte. Eine Scheiße-ich-muss-echt-jemanden-in-den-Arsch-treten-Geschichte, und sie wurde nicht besser.
    Angela stieß den Atem aus und kam auf die Beine. Einen Moment lang stand sie unsicher da, trotz leichter Brise schwankte sie wie ein Schilfrohr im Wind. Die Erschöpfung saß ihr im Nacken. Die Versuchung, sich hinzulegen und auszuruhen, nur für einen Moment, war groß.
    Sie schüttelte den Kopf. Dafür hatte sie keine Zeit. Sie konnte nichts tun, außer weiterzugehen. Sie musste so viele Meilen wie möglich zwischen sich und den Feind bringen.
    Der Name der Razorback-Ratte schoss ihr durch den Kopf. Angela nahm die Beine in die Hand und erhöhte die Geschwindigkeit, mied die gefährlich lockere Kante des Felsvorsprungs und kletterte den Abhang auf der anderen Seite herunter. Als sie einen Felsen von der Größe ihres Jeeps umrundete, blieb sie auf einer Steinkante stehen. Bis zum Boden waren es vielleicht zwei, zweieinhalb Meter. Unter normalen Umständen kein Problem. Aber heute freute sie sich nicht gerade auf den Sprung. Ihre Füße schmerzten wie die Hölle, und die Landung würde nicht gerade angenehm sein.
    Angela sprang trotzdem. Ihre Knie knickten ein, trafen hart gegen ihre Brust und trieben ihr die Luft aus den Lungen. Fluchend verlor sie das Gleichgewicht, fiel zur Seite und …
    Verdammt. Noch ein Abhang. Noch ein Knochen zermalmender Sturz einen gnadenlosen Hügel hinunter.
    Ihr Puls schoss nach oben, das Herz hämmerte hart gegen ihren Brustkorb, als die lockere Erde unter ihren Füßen nachgab und sie nach hinten fiel. Sie riss die Ellbogen zurück, schützte ihren Rücken und versuchte verzweifelt ihren Fall den Abhang hinunter zu verlangsamen. Ein guter Plan. Und er funktionierte wunderbar, bis eine hervorstehende Wurzel sich einmischte und ihr Steißbein rammte. Während sie aufkeuchte und gegen den Fall ankämpfte, wünschte sie sich, sie hätte ein wenig mehr von einer Bergziege und weitaus weniger von einem Menschen.
    Ja, Hufe und einen Tritt so sicher wie der einer Gämse würden ihr jetzt wirklich helfen. Denn, verdammt, sie

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