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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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nicht aus!«
    Der Aufschrei riss sein Herz entzwei. Er blutete für sie. Für ihren Schmerz. Für all ihr Leid und ihre Angst. Und während sie darum kämpfte, die Fassung zu bewahren und er zusah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, verfluchte er das Tageslicht. Er wollte jetzt gehen. Sofort. Den Wichser finden, ihm das schlagende Herz aus der sadistischen Brust reißen und es ihr zu Füßen legen.
    Mit vorsichtigen Bewegungen streckte er den Arm aus und legte seine Hand in die ihre. Sie zuckte, wehrte sich aber nicht gegen die Berührung, als er ihre Handflächen zusammenführte und die Infusionsnadel betrachtete, die in ihrer Haut steckte. So zerbrechlich. So zart. So gefährlich, sie gewinnen zu lassen. Er musste sie dazu bringen zuzuhören. Zu Hause zu bleiben. In Sicherheit zu bleiben. Sich aus dem Kampf herauszuhalten, damit er seinen Job erledigen konnte.
    »Angela, Liebes«, murmelte er und drückte sanft ihre Hand. »Hör mir zu.«
    »Nein …« Sie blinzelte die Tränen weg und schüttelte den Kopf. »Du hörst mir zu.«
    Ihre Stimme war scharf, kräftiger, als er erwartet hatte. »Tapferes Mädchen!«, wollte er sagen. Ihr auf die Schulter klopfen und ihrem Mut applaudieren. Stattdessen blieb er stumm. Was sollte er auch sonst tun? Nein zu sagen, funktionierte nicht. Ihr die Gefahren zu erklären, brachte sie beide nicht weiter. Ihr Schmerz brachte seinen Widerstandswillen in Sinkflug, und er gab nach. Schon wieder.
    Sie legte die Glock neben ihr Knie auf die Matratze, drückte seinen Handrücken in den weichen Stoff und nahm ihre Hand aus der seinen. Er bedauerte den Verlust ihrer Berührung, aber nicht lange. Ihre Hand kehrte sofort zurück. Sie lächelte, während sie die Linien auf seiner Handfläche nachfuhr. »Glaubst du an Schicksal, Rikar? Dass alles aus einem Grund geschieht?«
    Wieder strich ihre Fingerspitze über seine Haut.
    Rikar bewegte sich, unterdrückte ein Beben, das durch seinen ganzen Körper lief. »Ich weiß nicht.«
    »Ich schon. Auf der Wache machen sich alle lustig über mich, aber ich glaube trotzdem daran.« Sie zuckte mit den Achseln, als wolle sie das Gespött der anderen abschütteln, und Rikar hatte das plötzliche Bedürfnis, zum Revier zu fliegen und jedem einzelnen dort den Schädel einzuschlagen. Ihre federleichte Berührung lenkte ihn ab, hielt ihn an Ort und Stelle fest, als ihre Wimpern sich hoben und sie seinem Blick begegnete. »Ich bin stärker als ich aussehe, weißt du? Ich bin dort herausgekommen … alleine. Ohne auf Hilfe hoffen zu können. Ich war zu hundert Prozent auf mich gestellt. Also sag mir nicht, dass ich in deiner Welt nicht zurechtkommen würde. Ich habe das Gegenteil bereits bewiesen.«
    Er wollte etwas sagen – irgendetwas –, um ihr Argument zu entkräften, aber … verdammt. Sein Gehirn gönnte sich eine unerlaubte Auszeit und in seinem Kopf herrschte nichts als vollkommene Leere.
    Die Decke raschelte, als sie näher rückte. »Sieh mal, ich weiß, was du versuchst, und ich weiß es zu schätzen. Wirklich. Aber es ist ein Haufen Mist. Ich habe Talent. Ich habe Informationen. Als Teil des Teams kann ich …«
    Er knurrte. Teil des Teams ? Das käme nicht in Frage.
    »… alles lernen, was du für wichtig hältst«, sagte sie so schnell, dass sie über jedes Wort stolperte. »Bring mir bei, wie man in deiner Welt kämpft. Ich kann helfen. Wenn du mich lässt, kann ich helfen … bitte.«
    Sie hielt einen Moment lang inne, Hoffnung stand in ihren Augen.
    Rikar seufzte. Verdammt. Er konnte es genauso gut zugeben. Er kämpfte nicht nur auf verlorenem Posten, er hatte bereits verloren. Also, ja. Zeit für eine neue Strategie.
    Er zog seine Hand zurück und löste sich von ihrer Berührung – von diesem magischen, bewusstseinsverändernden Kontakt … wie auch immer man es nennen wollte, denn … ja, ihre sanften Liebkosungen kosteten ihn den letzten Willen. »Komm her, mein Engel.«
    Sie zögerte und sah ihn argwöhnisch an, während sie sich ein Stück zurücklehnte.
    Rikar rutschte auf der Decke nach vorne. Er hörte, wie sie den Atem einsog, fühlte, wie ihr Puls in die Höhe schnellte, aber er hielt nicht inne. Als er sich neben sie setzte, zuckte sie zusammen wie ein verschrecktes Kaninchen und wich zurück, rühr mich nicht an , schrie ihre Körpersprache. Er ignorierte die Botschaft. Vertrauen war nichts, das ein Mann sich einfach nahm. Er verdiente es sich, und jetzt – gerade in diesem Moment – musste er ihr zeigen, dass Angst

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