verboten gut
allerdings verdammt schwer, weil sie sich ständig über den Weg liefen: in der Mensa, bei gemeinsamen Kursen, wenn er im Park zum Joggen ging. Marc schien immer da zu sein, wo er war. Es war zum Verrücktwerden, denn so würde er ihn nie vergessen können …
***
Einige Tage später hatten sie wieder einen gemeinsamen Kurs: Molekularbiologie bei Professor Higginsworth. Da Marc als Letzter das Labor betrat, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit Josh ein Mikroskop zu teilen. Die anderen Pärchen hatten sich längst gefunden – meist arbeiteten immer dieselben Studenten miteinander und da Josh noch nicht so viele Kontakte geschlossen hatte, blieb er oft »übrig«. Der Professor wies ihnen eine Aufgabe zu, die sie zusammen lösen sollten. Für Josh bot sich endlich die Chance, an Marc heranzukommen, auch wenn der alles andere als glücklich darüber aussah. Im ersten Augenblick glaubte Josh sogar, Marc würde gleich wieder aus dem Raum stürmen, aber dann setzte er sich doch neben ihn.
»Hi«, sagte Marc kaum hörbar, ohne Josh anzusehen. Sein Haar und das T-Shirt waren an den Schultern feucht, denn draußen regnete es.
»Hi«, gab Josh leise zurück. Zum Glück saß er gerade, denn seine Knie waren weich wie Gummi. Josh verstand nicht, warum er diesen Mistkerl immer noch so anhimmelte. Was war denn nur an Marc dran? Okay, er sah verdammt gut aus, war groß, hatte eine supertolle Figur … aber sonst?
Josh seufzte leise. Marc hatte ihm für wenige Stunden den Eindruck vermittelt, jemand Besonderes zu sein. Josh hatte sich bei ihm geborgen wie nie gefühlt. Er war einfach angefixt, verdammt, weil er diese Empfindungen so selten erlebt hatte. Zuletzt hatte sein Vater ihm gezeigt, wie es sein konnte, jemanden zu respektieren, sich bei jemandem gut aufgehoben zu fühlen. Josh war zwar noch sauer auf seinen Dad, weil er sich so viele Jahre mit dem Vatersein Zeit gelassen hatte, aber der hatte ihm versichert, er habe seine Gründe gehabt. Gründe, die so schwerwiegend waren, dass sein Vater ihm die Geschichte erst erzählen wollte, wenn sie sich besser kannten.
Das war okay, damit konnte Josh leben. Im Gegensatz zu der Situation, die zwischen ihm und Marc vorherrschte.
Sie untersuchten gemeinsam das Gewebestück unter dem Mikroskop und machten sich Notizen, ohne viel miteinander zu sprechen. Immer, wenn sie sich abwechselten, in das Gerät zu schauen, und sich ihre Arme wie zufällig streiften, blieb Joshs Herz beinahe stehen. Es war die Hölle für Josh, denn obwohl es schien, als würde Marc seine Nähe suchen, zuckte er bei Kontakt so schnell zurück, als hätte er sich an ihm verbrannt.
Josh rückte noch ein Stück näher an das Mikroskop, bis sich ihre Oberschenkel berührten. Das Bein zog Marc nicht weg, allerdings tat er so, als würde er die Berührung nicht bemerken.
Josh spürte sie dafür intensiv. Marcs Bein war so heiß, dass er glaubte, sich daran zu verbrennen.
Da sie beide in der letzten Reihe saßen, waren sie ziemlich unbeobachtet und Josh wurde wagemutiger. »Leihst du mir bitte mal deinen Spitzer?«, flüsterte er, wobei er unruhig das Gewicht von einer Pobacke auf die andere verlagerte. Sein Herz raste, aus Angst, Marc würde überhaupt nicht reagieren. Er sagte auch nichts, nahm den Blick nicht vo m Okular, so ndern schob ihm den Spitzer einfach rüber.
»Danke.« Als Josh ihn nehmen wollte, ließ Marc den Spitzer nicht los. Ihre Finger schienen sich endlose Momente zu berühren. Joshs Haut glühte, ihm wurde heiß und kalt. War das ein Zeichen? Vorsichtig streichelte Josh über Marcs Handrücken. Dieser saß weiterhin unbeweglich vor seinem Mikroskop, die Augen jetzt geschlossen. Er atmete schwerer, zitterte leicht. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, doch dann ließ er schlagartig den Spitzer los und zog seinen Arm zurück.
Josh hätte schreien mögen, bis er bemerkte, dass Marc mit seinem Oberschenkel sanft Druck ausübte. Ob er sich dessen bewusst war?
Josh spitzte mit zitternden Fingern seinen Bleistift und bekam nichts von dem mit, was Professor Higginsworth ihnen auftrug. Stattdessen riss er ein Stück von seinem Block ab und schrieb darauf: Bitte rede mit mir.
Sollte er Marc den Zettel wirklich rüberschieben?
Josh nahm ihn in die Hand und hielt ihn unter dem Tisch versteckt.
Marcs Bein – es drückte sich immer noch an seines.
Ein allerletzter Versuch, dann gebe ich auf , dachte er wagemutig und legte seine Hand samt Zettel auf Marcs Oberschenkel.
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