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verboten gut

verboten gut

Titel: verboten gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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bringt ihn noch um!«, zischte Marc, drängte sich an ihnen vorbei und zog den schlaffen Körper in den Van. Der hintere Teil des Wagens bestand nur aus einer Ladefläche; es gab keine Sitze, keine Fenster, nur zwei winzige Scheiben an der Rückseite.
    George drückte ihm eine weitere Spritze in die Hand. »Falls was schief läuft!«
    Marc wollte gerade aufbegehren, als er erkannte, dass es ein Antidot war: Flumazenil. Das würde die Wirkung von Midazolam vollständig aufheben. Marc atmete auf und steckte die Spritze in seine Jacke.
    Die Tür wurde zugezogen und abgesperrt – Marc war nun mit Josh allein im Laderaum.
    »Tut mir leid, das wird eine heftige Beule geben«, flüsterte er, als er die Taschenlampe wieder anschaltete, sich hinsetzte und Joshs Kopf auf seinen Schoß legte. Dabei achtete Marc darauf, dass der junge Mann leicht seitlich lag und nicht auf seinen am Rücken zusammengebundenen Händen. Dann zog er ihm den Knebel aus dem Mund, damit Josh besser Luft bekam, und tastete nach seinem Puls. Währenddessen fluchte er unentwegt: »Scheiße!«, weil er sich in einer verdammt beschissenen Situation befand. Immerhin schien es Josh den Umständen entsprechend gutzugehen, sein Herz schlug kräftig und gleichmäßig.
    Der Motor heulte auf; mit einem Ruck fuhren sie los, sodass die Lampe über den Boden davonrollte. Marc bekam sie gerade noch zu fassen, kühlte eine Weile mit dem Metallgriff Joshs Beule an der Wange und befestigte sie anschließend an einem Gummiseil, das an der Wand verspannt war.
    Seufzend lehnte er sich gegen die kalte Fahrzeugkabine, wobei er Josh fest an der Schulter hielt, damit sein Kopf nicht von seinem Schoß rutschte. Marc erinnerte sich, wie alles begonnen hatte, wie es gekommen war, dass er sich jetzt in der unglaublichsten Situation seines Lebens befand: mit dem Anruf seines Vaters, nach der ersten Nacht mit Josh. Wie glücklich sie beide damals, in dieser einen Augustnacht, gewesen waren, doch jetzt, einen Tag vor Weihnachten, schien alles den Bach herunterzugehen. Marc hatte Josh verloren, und nun befand er sich mit einem Bein im Knast. Er half seinem Vater quasi bei der Entführung, auch wenn er nichts davon gewusst hatte. Eigentlich hatte er Josh nur im Auge behalten sollen, um seinem Dad beizeiten einen Gefallen zu tun – aber doch nicht so einen!
    Marc fühlte sich miserabel – Josh hingegen würde es gleich noch schlechter gehen, wenn er aus der Narkose erwachte. Hoffentlich bekam er keine Panikattacke.
    Als Marc Josh betrachtete, der mit dem Kopf auf seinem Schoß lag, als würde er schlafen, konnte Marc einfach nicht glauben, dass dieser junge Mann der Sohn eines Verräters war. Joshs Vater hatte seinen Dad zerstört, sein Leben, seine Familie. Marc hatte als Kind sehr darunter zu leiden gehabt und geschworen, sich eines Tages für alles zu rächen, was Mr McFee ihnen angetan hatte.
    Aber Marc konnte Josh nicht hassen. Es fühlte sich einfach falsch an und der Kleine konnte ja nichts für die Fehler seines Vaters. Es tat zwar weh, dass Josh noch eine Mutter hatte, während ihm seine durch die Schuld von Jason McFee genommen wurde. Marc hatte Josh dafür beneide t, noch beide Elternteile zu haben.
    Marc beschlich ein ungutes Gefühl. Die Entführung konnte nur eines bedeuten: Rache. Gott, sein Dad würde doch Josh nichts antun!
    »Sch«, machte Marc und streichelte Joshs Haar, als er bemerkte, dass er erwac hte. Seine Muskeln zuckten, denn die Wirkdauer des Narkosemittels konnte schon nach wenigen Minuten nachlassen. Genug Zeit jedoch für seinen Dad, Josh zu fesseln und unauffällig vom Unigelände zu fliehen. Oh Gott, worauf hatte er sich da eingelassen? Sein Dad war doch kein Krimineller, was ging hier nur vor? Er konnte nicht einfach so einen Menschen entführen!
    Der Wagen rumpelte durch die Nacht. Sie mussten das Universitätsgelände mittlerweile verlassen haben. Kein Hupen oder andere Straßengeräusche drangen in den Laderaum; Staten Island war ein dünn besiedelter Vorort von New York, hier gab es viele Grünanlagen, Parks und C olleges. Die Reichen bauten ihre Villen gleich neben den Golfanlagen; es war herrlich hier, Marc wohnte gerne in dieser Gegend, doch jetzt wünschte er sich mit Josh ganz weit weg.
    Die Taschenlampe flackerte bei jeder Unebenheit der Straße. Sie fuhren also die Abkürzung durch einen Waldweg nach Hause.
    Marc hätte bei seinem Vater wohnen können und jeden Tag mit seinem roten Pontiac zur Uni fahren, aber er liebte se in winziges

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