Verboten Sinnlich!
Mittelgang herunter auf sie zu. Sie war umwerfend schön, das champagnerfarbene Kleid umfloss in weichen Bahnen ihre Kurven. Ihre wilden Locken waren hochgesteckt, aber einige vorwitzige Strähnchen hatten sich gelöst und kringelten sich an ihrem Hals.
Tammy strahlte über das ganze Gesicht als sie Joe ansah. Ihre Augen leuchteten und die schien vor Freude fast zu zerspringen. Dann fiel ihr Blick auf Matt. Als sie ihm ebenfalls ein strahlendes Lächeln schenkte, war er verloren. Game Over.
Innerlich schaltete er völlig ab. Auch später konnte er nicht mehr genau sagen, wie er die Zeremonie und die Feier danach überstanden hatte. Er hatte es einfach ausgeblendet.
5
Dezember 2005, 78 km westlich von Kabul, Afghanistan Joes Räuspern holte Matt wieder in die Gegenwart zurück. „Ich hab sie niemals angefasst, Joe, das schwör ich bei Gott und allem, was mir heilig ist.“ Matts Herz krampfte sich heftig zusammen. Er schniefte. Matt würde seinen Blutsbruder verlieren. Den Menschen, dem er bedingungslos vertraute, den er liebte. Er wusste nicht was schlimmer war. Tammy nicht haben zu können, oder seinen besten Freund auch noch zu verlieren. Matt wurde klar, dass seine einzige Chance auf ein vernünftiges Weiterleben die Versetzung in eine andere Truppe sein würde, worum er sich auch sofort nach ihrer Heimkehr unbedingt kümmern musste. Jetzt, wo Joe Bescheid wusste, wäre es ihnen nicht mehr möglich, sich bedingungslos zu vertrauen und aufeinander zu verlassen. Heftig wischte er sich übers Gesicht und verschmierte seine Bemalung. Dann stand er auf und klopfte sich seine Hosen ab.
Auch Joe hatte sich erhoben und betrachtete Matt aus halb geschlossenen Augen.
„Weißt du, Matt. Ich dachte immer, mir könnte nichts Angst einjagen. Aber ich habe eine Scheißangst. Jedes Mal, wenn ich Tammy zuhause zurücklassen muss, leide ich Höllenqualen. Aber mindestens genauso schlimm sind die Schuldgefühle, die ich ihr gegenüber habe.“ Matt warf Joe einen fragenden Blick zu. „Jedes verdammte Mal, wenn ich zu unserer Truppe zurückkehre, zu dir, Matt, hab ich das Gefühl, sie zu betrügen.“ Das mulmige Gefühl, dass Matt schon die ganze Zeit über hatte, verdichtete sich zu einem handfesten Knoten, der seinen Magen auf eine Achterbahn schickte. Trotzdem fragte er Joe, „Erklärs mir.“ „Ich führe seit Jahren diesen Eiertanz auf. Habe Angst davor, etwas zuzugeben, das nicht sein darf.“ Ergeben schloss Joe die Augen und Matt wappnete sich innerlich gegen das, was Joe ihm offenbaren würde. „Ich liebe dich, Matt“, sagte er schlicht. „Ich liebe dich schon lange, wollte es aber nicht wahrhaben. Und ich meine nicht, dass ich dich wie einen Bruder liebe“, fügte er rau dazu und öffnete wieder die Augen. „Ich bin verrückt nach dir, will dich küssen, streicheln und dich in den Arm nehmen, mit dir zärtlich sein und dich ficken.“ Matt hatte plötzlich das Gefühl, es würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Joe hatte ihm seinen Text geklaut, nur dass es bei ihm um Tammy ging. Fast erleichtert darüber, dass Joe ähnliche Gefühle quälten wie ihn selbst, wandte Matt sich zu ihm um, wollte etwas sagen, doch Joe hob beide Hände. „Nein, warte, ich bin noch nicht fertig.
Lass es mich einmal aussprechen und dann werden wir diese Sache begraben, okay?
Wir verlieren kein Wort mehr darüber.“ Als Matt nur stumm nickte fuhr Joe fort.
„Schon als wir uns damals kennen lernten wusste ich, dass irgendwas anders war zwischen uns. Falsch. Eigentlich nur bei mir“, lachte Joe leise auf. „Aber Mann, ich konnte nichts dagegen tun. Die Gefühle sind nicht einfach über Nacht verschwunden, sie wurden immer tiefer. So tief, dass mir klar wurde, dass ich mich verliebt habe. Zum ersten Mal in meinem ganzen, beschissenen Leben.“ Joes Blick ging Matt tief unter die Haut, er konnte nichts tun, als still da zu stehen und ihm zuzuhören. „Mir war klar, dass Du ein 100% iger Hetero bist, aber träumen darf Mann ja, oder? Na ja, und dann ist mir Tammy über den Weg gelaufen und ich habe mich zum zweiten Mal in meinem Leben verliebt. Keine Ahnung, Mann, wie so was geht, dass ist doch verrückt, oder?“
Stille. Matt hatte die Luft angehalten und stieß diese jetzt hörbar aus. „Es ist doch Ironie des Schicksals, dass du dich ausgerechnet in Tammy verknallt hast“, sinnierte Joe jetzt, „Und hier kommt der Oberknaller – um ehrlich zu sein, bin ich darüber richtig froh!“ Matt räusperte sich und
Weitere Kostenlose Bücher