Verbotene Begierde (German Edition)
war sie unglücklich, dass sie nicht darüber sprechen konnte. Das konnte doch kein Dauerzustand sein. Sie klammerte die Hände fester um das Lenkrad. Ob sie noch mal mit Alec und Dylan reden sollte? Vanessa wäre doch die Letzte, die freiwillig ein Geheimnis ausplaudern würde.
*
Vanessas Welt geriet wieder ins Lot. Fast.
Ihre Schnittwunde war das kleinste Problem gewesen, mit dem sie eine Woche krankgeschrieben zu Hause verbracht hatte. In der Zwischenzeit war die Abwesenheit von Doktor Steven Donahue im Krankenhaus bekannt geworden und nach einigen Tagen hatte die Polizei aufgrund anonymer Hinweise seine Wohnung durchsucht und zahlreiche Beweisstücke gefunden. Gegenstände, die den verschwundenen lebenden und toten Patienten aus den Kliniken der Stadt gehört hatten.
Man nahm an, dass Donahue für das Verschwinden der Personen verantwortlich war, und hatte einen internationalen Haftbefehl ausgestellt.
Vanessa war froh, dass das Kapitel beendet war. Je länger sie darüber nachdachte, desto realer erschien es, dass Steven hinter den Schatten steckte, die sie als Verfolgungswahn abzutun versucht hatte. Auch die zahlreichen Anrufe schrieb sie ihm zu.
Es spielte keine Rolle mehr. Das Thema Donahue war abgeschlossen, denn sie glaubte nicht, dass er sich noch einmal im Land blicken lassen würde.
In ihrer knappen Freizeit besuchte sie meist mit Lauren die Baustelle, denn schon in wenigen Wochen sollte das Haus fertig sein, das die Männer nach Laurens Wünschen gebaut hatten. Auch die Eröffnung der Praxis in einem anderen Stadtteil stand kurz bevor.
Alec und Dylan hatten gefragt, ob sie Teilhaberin bei ihnen werden wolle, doch Vanessa hatte sich entschieden, nach Weihnachten zunächst ihren Jahresurlaub zu nehmen und eine sechswöchige Reise quer durch Afrika anzutreten. Auf dieser wollte sie sich Gedanken um ihre Zukunft machen. Sie wollte das Land kennenlernen, in das sie ihre spätere Auslandstätigkeit bevorzugt führen sollte. Im Grunde war sie sich bereits sicher, dass sie in Kürze nach Abschluss ihrer fachärztlichen Spezialisierung ihr Ziel umsetzen würde, sich bei Hilfsorganisationen zu bewerben, wie Alec und Dylan es bislang getan hatten.
Sie war Detective Chief Superintendent Priest ein weiteres Mal begegnet, als er das Büro des Klinikleiters verlassen hatte. Er würdigte sie nicht eines Blickes und Vanessa hatte versucht, ein Grinsen zu unterdrücken, als sie an ihm vorbeiging. Wahrscheinlich grämte er sich noch immer, dass er ihr nichts hatte anhängen können und sich ein anderer als mutmaßlicher Täter herausgestellt hatte. Vanessa wusste mittlerweile auch, warum der Detective so einen Groll auf sie hegte und das hatte sie Lauren zu verdanken. Ihre Freundin hatte sich an einen pickeligen, älteren Kommilitonen erinnert, dem sie an der Uni begegnet war. Ihre Erinnerung war deshalb so genau, weil der Typ den gleichen Nachnamen trug wie sie, das hatte sie irgendwann aufgeschnappt, als ihn jemand Priest rief und sie hatte ihn einige Male aus der Ferne gesehen, wie er sie mit verliebten Blicken gemustert hatte, bis ihr auffiel, dass das Schmachten gar nicht ihr galt, sondern Vanessa. Sie maß der Sache damals keine Bedeutung bei, aber sie war sich sicher, dass sie in ihm den verbitterten Detective Priest entlarvt hatte, der anscheinend bis dato seine Bitterkeit darüber nicht verwunden hatte, dass Vanessa seine Anhimmelei nicht mitbekommen hatte.
Heute wollte Vanessa die Last der vergangenen Monate endgültig von sich abstreifen. Sie zog sich ihren Wollmantel und Handschuhe an. Der Oktober war in diesem Herbst kalt und unfreundlich, dennoch hatte sie beschlossen, in den Stadtpark zu gehen, um sich endlich wieder sicher zu fühlen.
Wie vor fast sieben Jahren stand sie am Bootssteg des kleinen Sees, nur diesmal hegte sie keinen Gedanken daran, in ein Ruderboot zu klettern und in die Mitte des Wassers hinauszupaddeln. Sie sog die frische, klare Luft in ihre Lunge und beobachtete die Enten, die in dem eisigen Nass unbeeindruckt ihre Runden zogen.
Die Dämmerung setzte ein und um sie herum verbreitete sich Ruhe. Eine alte Dame, die den Tieren ein paar Brocken Brot zugeworfen hatte, war schon seit einer Weile fort und die beiden Jugendlichen, die einen Hund spazieren geführt hatten und mit ihm um die Wette gerannt waren, ebenfalls.
Vanessa fror, sie wollte den Heimweg antreten, als sich warme Hände von hinten um sie schoben und ihre Augen bedeckten.
Ein Schrei bahnte sich ihre
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