Verbotene Begierde (German Edition)
Zeit.
Im Krankenhaus fiel es Jack nicht schwer, Vanessa in ein Gespräch zu verwickeln. In der Kaffeepause traf er sie im Ärztezimmer und er beschloss, die Gelegenheit zu nutzen.
»Doktor Carter, ich habe gehört, Sie gehen in ein paar Tagen auf große Reise?«
Unter den Angestellten hatte sich herumgesprochen, dass sie eine sechswöchige Afrikareise plante und sie machte kein Geheimnis daraus, sondern beantwortete die neugierigen Fragen offen. Viele der Kollegen beneideten sie für ihren Mut und alle wünschten ihr Erfolg und angenehme Erfahrungen.
»Ja, es ist bald so weit«, antwortete Vanessa und trank einen Schluck aus ihrer Tasse. Sie sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, den er nicht zu deuten wusste, aber er wollte nie wieder in ihre Gedanken eindringen. Er hatte genug in ihrer Seele gelesen.
»Wie Sie wissen, beende ich meine Tätigkeit hier in Kürze. Linda und ich haben uns entschlossen, ebenfalls kurzzeitig nach Afrika zu reisen, ehe wir weiter nach Neuseeland ziehen.« Er machte eine Pause, um sicherzustellen, dass er die Neugierde der Anwesenden geweckt hatte und alle ihm zuhörten. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Sie ein paar Tage begleiten, bevor sich unsere Wege trennen?«
Er hielt unauffällig den Atem an. Jetzt konnte sie nicht Nein sagen, es wäre unhöflich gewesen, abzulehnen. Jack wusste, dass sein Vorgehen nicht besonders anständig war, aber er hatte seine Gründe und es sollte das letzte Mal sein. Fast. Er grinste.
»Ähm«, Vanessas Gesichtsfarbe wurde blasser. »Nun, wenn es Ihnen und Ihrer Frau nichts ausmacht … ich habe geplant, die erste Woche in einem Dorf unter den Eingeborenen zu verbringen.«
»Kein Problem, wir freuen uns darauf. So können wir noch gemeinsam den Abschied feiern, bevor unsere beruflichen Wege auseinandergehen.« Jack war froh, dass weder er noch Linda den Irrtum unter den Kollegen jemals aufgeklärt hatten und seine Miene sandte ein fröhliches Strahlen aus.
Die anderen Ärzte im Zimmer freuten sich mit ihnen. »Viel Spaß und viel Erfolg«, lautete der allgemeine Tenor und Jack war zufrieden.
*
Vanessa schnürte langsam den Rucksack zu. Am liebsten hätte sie ihn wieder ausgepackt. So sehr sie sich auf ihren Urlaub gefreut hatte, so schwer fiel es ihr jetzt, ihn anzutreten.
Sie nahm es Jack Carrera nicht übel, dass er sie einige Tage begleiten wollte, da seine und die Reise seiner Frau sie zunächst in dieselbe Richtung führten. Er konnte schließlich nicht wissen, was er ihr damit antat. Seine Nähe brach ihr das Herz, zertrümmerte es, und sie würde nie wieder die Kraft finden, sich aus ihrer Verzweiflung zu befreien.
Sie stellte das Gepäck im Flur ab und ging in ihr Wohnzimmer, rückte Pflanzen zurecht, um die sich die Nachbarin in den kommenden Wochen kümmerte, ebenso wie um Sissi, der sie noch frisches Futter bereitgestellt hatte. Wehmütig sah sie sich um. Sie musste los. Von Lauren und Sophie und den anderen hatte sie sich bereits verabschiedet. Es gab nichts mehr zu tun.
Vanessa griff ihren Reiserucksack und schleppte ihn die Treppe hinunter. Er wog zwanzig Kilo und enthielt sämtliche Ausrüstungsgegenstände, die sie für ihren Abenteuerurlaub benötigte. Der Führer der Reisegruppe, der sie sich für eine Rundreise anschließen wollte, holte sie in einer Woche in dem Dorf in Kenia ab und dann ging es einen ganzen Monat lang quer über den Kontinent, bevor sie sich die letzten Tage in Südafrika aufhalten und von Kapstadt zurück nach Hause fliegen würde. Die Vorfreude hätte Begeisterung hervorrufen sollen, stattdessen fühlte sich Vanessa nur müde und lustlos.
Der Taxifahrer setzte sie am Flughafen ab. Ihr Herz klopfte schneller, als sie Jack Carrera und seine Ehefrau am Check-in Schalter entdeckte. Hoffentlich verbrachten sie nicht auch den Flug schon nebeneinander.
Das Schicksal kannte keine Gnade. Sie saß in einer Dreierreihe neben den beiden und hegte den Verdacht, dass er das gedeichselt hatte.
»Ist das nicht toll, dass wir zusammen fliegen?« Er grinste ihr zu und selbst auf dem Gesicht seiner Frau lag ein verschmitztes Lächeln, das Vanessa bei der sonst stets kühlen und zurückhaltenden Schönheit nicht einordnen konnte. Sie versuchte, den gesamten Flug über so viel wie möglich zu schlafen oder einfach nur den Kopf an die Seitenwand zu legen und die Augen geschlossen zu halten.
Seine Gegenwart raubte ihr den Atem, den Verstand. Sein Duft war ihr so vertraut, umgab sie und schloss sie ein in
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