Verbotene Begierde (German Edition)
die Gruppe sagt, es ist mir egal, welche Zwänge wir uns auferlegen.«
Dylan schluckte. Er war sich nicht schlüssig, ob er Alec die Wahrheit sagen sollte, doch nach kurzer Überlegung rang er sich durch. »Es ist nicht wegen der Regeln.« Er spürte, wie Traurigkeit Falten in seine Haut grub.
»Was ist es dann?« Alec sah ihm in die Augen, die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Ich liebe sie.« Dylan vernahm das erschrockene Keuchen seines Freundes als Reaktion auf sein Bekenntnis, sah selbst in der schwachen Beleuchtung des Flurs, wie Alec erblasste.
»Wir müssen uns darüber unterhalten.«
»Was gibt es da zu reden?« Dylan dachte daran, wie oft sie gemeinsam Frauen verführt und ihnen anschließend Vergessen gegeben hatten. Abenteurerinnen, die auf Alec und ihn abfuhren und es gewollt hatten. Nie waren er oder sein Freund auf eine Beziehung aus gewesen, nicht im hintersten Winkel des Herzens hatten sie geplant, sich zu binden. Und nun war es offensichtlich, dass sie sich in dieselbe Frau verliebt hatten. Als wenn sie nicht mit genug Komplikationen bei ihren Aufträgen zu kämpfen hatten, damit, als Gestaltwandler unter den Mitmenschen nicht aufzufallen, ihre wahre Identität geheim zu halten. Jetzt mussten sie zudem das Problem bewältigen, nicht nur einen einfachen Menschen zu lieben, zu begehren, sondern beide denselben.
Dylan war nicht bereit, den Kürzeren zu ziehen und Lauren seinem Partner kampflos zu überlassen. Er hätte sich nach ihrer Hingabe verzehrt, an den kostbaren Stunden genagt, die sie zusammen verbracht hatten, ohne ihr jemals wieder zu begegnen. Aber er konnte es nicht hinnehmen, nur davon zu träumen, während Alec …
Diesen Gedanken wollte er nicht weiter verfolgen, andererseits fragte ihn sein Verstand dreist, weshalb er eifersüchtig auf seinen Nebenbuhler war. Sie hatten sie gemeinsam geliebt und verwöhnt, sie war unter ihren Liebkosungen fast verrückt geworden, hatte sich sowohl ihm als zugegebenermaßen auch Alec bedingungslos hingegeben, sie beide mit derselben Zärtlichkeit belohnt, sich von jedem von ihnen mit völliger Hingabe und Leidenschaft befriedigen lassen und Dylan war schon damals klar gewesen, dass er mehr für Lauren empfand als bei seinen, oder ihren, sonstigen Liebesabenteuern. Er wollte kämpfen, sich gegen die Gebote auflehnen, er würde die Maximen brechen.
*
»Sophie, beeil dich bitte, ich schlage hier noch Wurzeln.« Vanessa stand an der geöffneten Fahrertür ihres VW-Golfs. Sie wandte sich ab und sah leicht verärgert zur Haustür, an der ihre Schwester wiederholt eine endlose Litanei von Anweisungen an Lauren gab, die sie als Babysitter zu erfüllen hatte. Sie knuddelte Alessa, drückte Emilia einen Kuss auf die Stirn, dann kam sie auf den Wagen zugelaufen, sich ständig umdrehend und winkend.
Was für eine Glucke … »Wenn du das öfter machst, wirst du demnächst mit deinem Kopf unterm Arm herumspazieren«, spottete sie, als Sophie fast gegen das Auto prallte, sich erst im letzten Augenblick bremsen konnte und sich mit beiden Händen an der Scheibe abfing.
Ihre Schwester stieg grinsend ein. »Fahren wir endlich los?«
Vanessa gab ihr einen Knuff in die Seite, schnallte sich an und startete das Fahrzeug. Ihre Laune passte nicht zu dem Anlass, zu dem sie unterwegs waren. Sie fuhren zur Beerdigung ihres Vaters, der nach kurzer und schwerer Erkrankung vor einer Woche einem Herzleiden erlegen war.
Während der Fahrt wandelte sich Vanessas Stimmung. Sie hatten tausend Schuldgefühle geplagt, die erneut aufbrodelten und sie beschloss, Sophie davon zu erzählen.
»Ich habe kurz vor Weihnachten einen Brief von ihnen bekommen.«
»Von wem?«
»Sei nicht so begriffsstutzig. Von unseren Eltern.«
»Und?«
»Ich habe nicht mehr als die ersten Sätze gelesen.«
»Was stand dort?«
Vanessa presste die Lippen zusammen. Sie würde es ihrer Schwester nicht antun, ihr diesbezüglich die Wahrheit zu sagen. »Unwichtig, es war kränkend. Ich habe den Wisch vor Wut zerrissen und weggeworfen.«
»War es so schlimm?«
»Ja.«
»Was bedrückt dich daran?«
»Mutter könnte in diesem Brief von Papas Krankheit geschrieben haben …«
»Ändert das etwas?«
Vanessa schluckte. »Nein, nur hätten wir ihn noch mal sehen können …«
»Da hast du recht.« Sophie legte ihre Hand auf Vanessas Oberschenkel. »Aber wolltest du das?«
»Ich weiß nicht, er war immerhin unser Vater. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob er alles, was
Weitere Kostenlose Bücher