Verbotene Begierde (German Edition)
würden.« Das reichte für den Anfang. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich noch im Bereich der Legalität bewegte mit ihrer versteckt ausgesprochenen Drohung, aber das war ihr im Moment egal.
Sie hatte Sophie geglaubt, die ihr Stein und Bein geschworen hatte, dass sie außer mit Brian keinen Sex gehabt hatte. Ihre Schwester war zwar oberflächlich und charakterschwach, doch eine Lüge merkte sie ihr an. Sophie hatte die Wahrheit gesagt. Weinend hatte sie ihr gestanden, dass Brian erst ihr zweiter Liebhaber gewesen sei, dass sie viel mehr Wert auf Äußerlichkeiten gelegt hatte, darauf, anderen zu gefallen, mit ihrem Aussehen zu spielen und Frauen eifersüchtig zu machen, jedoch niemals die Männer reihenweise verschlungen hatte, wie man ihr zum Teil nachsagte.
Als Sophie das mit dem ›eifersüchtig machen‹ zugab, war für Vanessa der letzte Zweifel beseitigt. Es passte einfach nicht zu ihrer Schwester, dass sie so etwas eingestand. Auf Vanessas nachdrückliche Fragen, ob sie es in jedem Falle auf einen Vaterschaftstest ankommen lassen würde, hatte sie mit aufrichtiger Miene genickt.
Brian räusperte sich erneut, aber er gab ihr keine Antwort.
»Also?«
»Was müsste ich denn monatlich bezahlen?«
»Die Höhe des Unterhalts wird sich klären. Ich erwarte, dass du das Kind rechtmäßig anerkennst.« Vanessa war froh, dass sie sich im Internet einige Informationen angelesen hatte, obwohl diese nur oberflächlich waren. »Wir werden das über einen Rechtsanwalt regeln.«
»O nein«, stöhnte Brian. »Bitte nicht. Meine Eltern dürfen nichts mitkriegen.«
»Sophie und das Baby müssen Sicherheiten haben. Ich bin überzeugt, dass man das Ganze juristisch abwickeln kann, ohne dass ein Außenstehender etwas mitbekommt. Leg dir ein Postfach zu.«
Er schluckte und nickte. Vanessa spürte, dass er alles, was sie vorschlug, als das kleinere Übel akzeptierte, geringer, als dass seine Eltern von dem unehelichen Kind erfahren würden. Ihr sollte es egal sein.
»Du hörst von Sophies Anwalt.« Sie drehte sich um und ging auf Lauren zu, gemeinsam legten sie den Weg zu ihrem Auto zurück.
Vanessa hatte sich nicht von Brian verabschiedet, es gab nichts mehr zu sagen und er war für sie als Mann, als Freund und als Mensch unten durch. So ein Versager.
*
Es gab sie, die Weihnachtswunder, auch wenn das Fest der Liebe bereits drei Wochen zurücklag. Vanessa war stolz auf die Helfer.
In der Tageszeitung war sie schnell auf eine frei stehende Wohnung in einem besseren Viertel für Sophie aufmerksam geworden, mithilfe von ein paar Freunden war das spärliche Mobiliar aus dem Wohnklotz geräumt worden, das meiste landete auf dem Sperrmüll. Jeder von Laurens und Vanessas Kollegen hatte etwas aufgetrieben, aus der eigenen Wohnung oder Studentenbude, von den Eltern, von weiteren Kommilitonen. Die einen gaben Handtücher, die anderen Bettwäsche, einer hatte eine Waschmaschine zu verschenken, wieder einer ein Sideboard. Es ergab eine bunt zusammengewürfelte Einrichtung, aber sie enthielt alles, was Sophie brauchte. Jemand hatte überdies einen wunderschönen Babyhochstuhl aus Holz besorgt und sich die Mühe gemacht, ihn abzuschleifen und zu reinigen. Sogar ein paar von den hochnäsigen Lackaffen aus Sophies alter Clique hatten den einen oder anderen Gegenstand zugesteuert.
Neben dem Unterhalt für Alessa, Brians Tochter, erhielt Sophie Leistungen von Emilias Vater, einem angesehenen Staatsanwalt, der ihr das Blaue vom Himmel versprochen hatte, ihr die Trennung und Scheidung von seiner Frau vorgelogen und sich im Nachhinein als Trinker und Brutalo herausgestellt hatte. Die typische Affäre, ein Abklatsch jeglicher Kitschstory. Doch das wahre Leben schien tatsächlich diese Geschichten zu schreiben.
Sophie hatte die Kraft gefunden, dem feinen Herrn den Laufpass zu geben. Als er handgreiflich werden wollte, traten Lauren und sie aus ihren Verstecken, die Kamera hatte geklickt und die Frage, was seine Arbeitskollegen und seine Frau zu seinen Abenteuern sagen würden, trieb ihn blitzschnell in die Flucht. Er hatte nichts mehr von sich hören oder sehen lassen.
Nachdem alle Helfer gegangen waren, verweilte Vanessa gedankenversunken an den Betten ihrer schlafenden Nichten und strich beiden über die rosigen Wangen. Ein inniges Gefühl der Zuneigung breitete sich aus, nicht nur für die Mädchen. Sie musste Abbitte leisten, denn sie hatte Sophie all die Jahre furchtbar verkannt. Es tat ihr in der Seele weh, dass sie
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