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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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angeln. Sollte das der Fall sein, würde er einen Ersatz für sich finden und nach New York zurückkehren.
    Solange ein ganzer Ozean zwischen ihnen lag, war alles in Ordnung.
    Als Matthew die Eingangshalle durchquerte, sah er Lord Westcliff. Der Earl befand sich in Gesellschaft eines großen, schwarzhaarigen Mannes, der trotz seiner eleganten Kleidung etwas von einem Piraten an sich zu haben schien. Matthew vermutete, dass es sich um Simon Hunt handelte, Westcliffs Geschäftspartner und, wie man sagte, sein bester Freund. Trotz aller geschäftlichen Erfolge – die, wie man hörte, bemerkenswert sein mussten – blieb Simon Hunt doch der Sohn eines Fleischers, ohne Blutsbande zum Adel.
    „Mr. Swift“, sagte Westcliff freundlich, als sie sich am Fuße der großen Treppe begegneten. „Wie es aussieht, sind Sie sehr früh von Ihrem Spaziergang zurückgekehrt. Ich hoffe, Sie haben die schöne Aussicht genossen.“
    „Die Aussicht war herrlich, Mylord“, erwiderte Matthew. „Ich freue mich schon auf viele solcher Spaziergänge auf Ihrem Anwesen. Ich bin so früh zurückgekommen, weil mir Miss Bowman unterwegs begegnete.“
    „Ah.“ Westcliffs Miene blieb ausdruckslos. „Das war zweifellos eine Überraschung für Miss Bowman.“
    Und keine angenehme, glaubte er dem Tonfall des Earls entnehmen zu können. Matthew sah dem Earl offen in die Augen. Eine seiner nützlicheren Fähigkeiten war es, sofort zu bemerken, wenn eine Veränderung in Mimik oder Gestik die Gedanken eines Menschen verriet. Aber Westcliff war ein sehr beherrschter Mann. Matthew bewunderte das.
    „Ich denke, man kann sagen, es war eine von vielen Überraschungen, die Miss Bowman in der letzten Zeit erlebt hat“, erwiderte Matthew. Das war ein Versuch herauszufinden, ob Westcliff etwas über diese vereinbarte Heirat mit Daisy wusste.
    Die einzige Regung des Earls war ein kaum merkliches Heben der Brauen, als fände er diese Bemerkung interessant, hielt sie aber keiner Antwort für wert. Verdammt, dachte Matthew mit wachsender Bewunderung.
    Westcliff wandte sich an den schwarzhaarigen Mann neben ihm. „Hunt, ich möchte dir Matthew Swift vorstellen – den Amerikaner, von dem ich dir vorhin erzählt habe. Swift, das ist Simon Hunt.“
    Sie schüttelten einander die Hände. Hunt war etwa fünf bis zehn Jahre älter als Matthew und sah aus, als wäre er ein guter Kämpfer. Ein kühner, selbstsicherer Mann, von dem berichtet wurde, dass er es liebte, mit seinem Sarkasmus alles bloßzustellen, was nach den Täuschungen oder dem gezierten Gehabe der Oberklasse aussah.
    „Ich habe von Ihren Erfolgen bei ‚Consolidated Locomotive Works‘ gehört“, sagte Matthew zu Hunt. „In New York interessiert man sich sehr für die Art und Weise, wie Sie britisches Handwerk mit amerikanischen Manufakturmethoden gemischt haben.“
    Hunt lächelte boshaft. „So gern ich auch das ganze Lob für mich allein beanspruchen würde, so zwingt mich doch die Bescheidenheit dazu einzuräumen, dass Westcliff daran nicht ganz unbeteiligt war. Er und sein Schwager sind meine Geschäftspartner.“
    „Offensichtlich eine äußerst erfolgreiche Kombination“, meinte Matthew.
    Hunt wandte sich an Westcliff. „Er besitzt eine Begabung für Schmeicheleien“, sagte er. „Können wir ihn engagieren?“
    Westcliff verzog belustigt den Mund. „Ich fürchte, mein Schwiegervater hätte etwas dagegen einzuwenden. Mr. Swifts Talente werden benötigt, um eine Fabrik und eine Niederlassung der Firma Bowman in Bristol zu errichten.“
    Matthew beschloss, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Ich habe etwas gelesen über die kürzlich erfolgten Bestrebungen des Parlaments, die britische Eisenbahnindustrie zu verstaatlichen“, sagte er zu Westcliff.
    „Es würde mich interessieren, wie Sie darüber denken, Mylord.“
    „O nein, lassen Sie ihn damit gar nicht erst anfangen“, warf Hunt ein.
    Die Erwähnung dieses Themas veranlasste Westcliff, die Stirn zu runzeln. „Das Letzte, was wir brauchen, ist eine Kontrolle der Regierung über die Industrie. Gott schütze uns vor noch mehr Einmischungen vonseiten der Politiker.
    Unter Regierungskontrolle würde die Eisenbahn genauso unwirtschaftlich werden wie alles andere. Das Monopol würde den Wettbewerb ersticken, und das würde zu höheren Steuern führen. Gar nicht erst zu reden von …“
    „Gar nicht erst zu reden davon“, mischte Hunt sich spöttisch ein, „dass Westcliff und ich etwas dagegen haben, wenn die

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