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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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etwas um des reinen Vergnügens willen tat.
    „Sie versuchen festzustellen, wer die Kugel geworfen hat“, sagte Lillian. „Das heißt, wem es gelungen ist, am Ende den Ball am nächsten zur weißen Kugel zu bringen.“
    „Woher weißt du so viel über das Spiel?“, fragte Daisy.
    Lillian lächelte etwas schief. „Westcliff hat es mich gelehrt. Er ist so gut darin, dass er gewöhnlich nicht mitspielt, weil nie jemand gegen ihn gewinnt.“
    Sie begaben sich zu der Gruppe von Stühlen, wo Westcliff mit Evie und St. Vincent zusammensaß und den Craddocks, einem Major General im Ruhestand und seiner Gemahlin. Daisy wollte zu einem der Stühle gehen, doch Lillian schubste sie auf den Rasen.
    „Geh“, befahl sie ihr in demselben Tonfall, mit dem sie einen Hund zum Stöckchenbringen getrieben hätte.
    Seufzend dachte Daisy an ihren Roman zurück und ging los. Mindestens drei der Herren hatte sie schon bei früheren Begegnungen getroffen. Keine schlechten Aussichten. Da war Mr. Hollingberry, ein Mann in den Dreißigern mit angenehmem Äußeren, etwas pausbäckig und rundlich, aber dennoch ansehnlich. Und Mr. Mardling mit seinem durchtrainierten Körper, dichten blonden Locken und grünen Augen.
    Dann waren da noch zwei Herren, denen sie bisher auf Stony Cross noch nicht begegnet war, Mr. Alan Rickett, der mit seiner Brille und dem etwas zerknitterten Überrock ein wenig wie ein Gelehrter wirkte, und Lord Llandrindon, ein gut aussehender, dunkelhaariger Gentleman von mittlerer Größe.
    Llandrindon ging sofort auf Daisy zu und bot sich freiwillig an, um ihr die Spielregeln zu erklären. Daisy versuchte, nicht über die Schulter zurück zu Mr. Swift zu blicken, der von anderen Damen umringt war. Sie kicherten und flirteten, baten ihn um Rat, wie sie die Kugel richtig halten und wie viele Schritte sie machen sollten, ehe sie warfen.
    Swift schien Daisy nicht zu bemerken. Aber als sie sich umdrehte, um eine Holzkugel von dem Stapel am Boden aufzunehmen, fühlte sie ein Kribbeln in ihrem Nacken. Da wusste sie, dass er sie ansah.
    Daisy bedauerte es zutiefst, ihn wegen der gefangenen Gans um Hilfe gebeten zu haben. Dieses Erlebnis hatte in ihr ein Gefühl geweckt, das sie nicht kontrollieren konnte. Ein Bewusstsein, das sie nicht zu unterdrücken vermochte. Sei nicht albern, sagte sie zu sich selbst. Fang an, Boule zu spielen. Und sie zwang sich, aufmerksam Lord Llandrindons Ratschlägen zum Spiel zuzuhören.
    Westcliff, der beobachtete, was sich auf dem Rasen abspielte, meinte leise: „Wie es aussieht, versteht sie sich gut mit Llandrindon. Und er ist eine der vielversprechendsten Optionen. Er ist im richtigen Alter, gut erzogen und besitzt ein angenehmes Äußeres.“
    Lillian betrachtete prüfend Llandrindons Gestalt. Er hatte sogar die richtige Größe, nicht zu hochgewachsen für Daisy, die es nicht mochte, wenn Menschen sie haushoch überragten. „Er hat einen seltsamen Namen“, überlegte Lillian laut. „Woher stammt er?“
    „Thurso“, erwiderte Lord St. Vincent, der auf Evies anderer Seite saß.
    Zwischen Lillian und St. Vincent war eine Art unbehaglicher Waffenstillstand entstanden, nachdem es zwischen ihnen früher einen großen Konflikt gegeben hatte. Obwohl sie ihn niemals richtig mögen würde, hatte sie entschieden, dass sie ihn würde ertragen müssen, da er seit Jahren mit Westcliff befreundet war.
    Lillian wusste, dass ihr Gemahl um ihretwillen diese Freundschaft beenden würde, wenn sie ihn darum bäte, aber sie liebte ihn zu sehr, um so etwas von ihm zu verlangen. Und St. Vincent war gut für Marcus. Mit seinem Witz und seiner raschen Auffassungsgabe brachte er ein wenig Gleichgewicht in Marcus’ verantwortungsvolles Leben.
    Marcus war einer der mächtigsten Männer Englands, und er brauchte dringend Menschen um sich, die ihn nicht ganz so ernst nahmen.
    Das andere, was für St. Vincent sprach, war, dass er Evie ein guter Ehemann war. Tatsächlich schien er sie geradezu anzubeten. Niemand wäre darauf gekommen, diese beiden zusammenzubringen – Evie, das schüchterne Mauerblümchen, und St. Vincent, den herzlosen Schürzenjäger. Und doch hatten sie eine tiefe Zuneigung füreinander entwickelt.
    St. Vincent war selbstsicher und kultiviert, und seine männliche Schönheit war von der Art, dass den Menschen manchmal der Atem stockte, wenn sie ihn anschauten. Doch ein Wort von Evie genügte, und er kam sofort angelaufen. Obwohl ihre Beziehung ruhiger und von außen weniger sichtbar war

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