Verbotene Früchte im Frühling
mich dem entgegenzustellen.“
„Wenn du mich willst, hast du jedes Recht, etwas zu sagen.“ Daisy ging zur Tür. „Warum behauptet jeder, Frauen seien unlogisch, wenn das bei Männern noch hundertmal schlimmer ist? Erst wollen sie etwas, dann wieder nicht, dann treffen sie unlogische Entscheidungen, die auf Geheimnissen beruhen, die sie nicht verraten wollen, und niemand darf etwas dagegen sagen, weil das Wort eines Mannes unerschütterlich ist.“
Als sie nach dem Türknauf griff, sah sie den Schlüssel im Schloss und hielt mitten in der Bewegung inne.
Sie warf einen Blick auf Matthew, der auf der anderen Seite der Kommode stand, um einen Sicherheitsabstand zwischen ihnen zu wahren.
Obwohl Daisy von allen Bowmans das ruhigste Temperament besaß, war sie keinesfalls ein Feigling. Und niemals würde sie kampflos aufgeben.
„Du zwingst mich zu verzweifelten Maßnahmen“, sagte sie.
Er antwortete leise. „Es gibt nichts, das du tun könntest.“ Er ließ ihr keine Wahl.
Daisy drehte den Schlüssel herum und zog ihn behutsam ab.
Das verräterische Klicken klang in dem stillen Zimmer ungewöhnlich laut.
Ruhig hielt Daisy den Ausschnitt ihres Kleides ein Stückweit von ihrem Körper ab und hielt den Schlüssel darüber.
Als Matthew begriff, was sie vorhatte, machte er große Augen. „Das wirst du nicht tun.“
In demselben Moment, da er sich in Bewegung setzte, ließ Daisy den Schlüssel in ihr Mieder fallen und achtete darauf, dass er unter ihr Korsett glitt. Sie zog den Bauch ein, bis sie das kühle Metall an ihrem Nabel fühlte.
„Verdammt!“ Erschreckend schnell war Matthew bei ihr. Er streckte den Arm nach ihr aus und zuckte dann zurück, als hätte er sich verbrannt. „Zieh ihn heraus“, befahl er, das Gesicht dunkel vor Zorn. „Das kann ich nicht.“ „Ich meine es ernst, Daisy!“
„Er ist zu weit nach unten gefallen. Ich muss mein Kleid ausziehen.“
Es war offensichtlich, dass er sie am liebsten umbringen würde. Doch zugleich fühlte sie, wie stark sein Verlangen war. Mit heiserer Stimme flüsterte er: „Tu mir das nicht an, Daisy.“ Sie wartete geduldig. Den nächsten Zug musste er machen. Er wandte ihr den Rücken zu, und sie sah, wie sein Überrock sich über seinen Muskeln spannte. Er ballte die Fäuste, während er versuchte, sich zu beherrschen. Schließlich holte er tief Luft, einmal, noch einmal, und als er sprach, klang seine Stimme rau, als wäre er gerade aus tiefem Schlaf erwacht.
„Zieh das Kleid aus.“
Daisy wollte ihn nicht mehr verärgern als unbedingt nötig und sagte daher entschuldigend. „Das kann ich nicht allein. Es ist hinten zugeknöpft.“
Matthew murmelte etwas, das wie ein Fluch klang. Nach einer Ewigkeit drehte er sich zu ihr um. Sein Gesicht wirkte hart wie Stein. „So leicht werde ich nicht umfallen, Daisy. Ich kann dir widerstehen. Darin habe ich jahrelange Übung. Dreh dich um.“
Daisy gehorchte. Als sie den Kopf neigte, fühlte sie beinahe, wie sein Blick über die endlose Reihe von Perlmuttknöpfen glitt.
„Wie kommst du nur jemals aus deinen Kleidern?“, murmelte er. „Ich habe noch nie so verdammt viele Knöpfe an einem Kleidungsstück gesehen.“
„Das ist modern.“
„Das ist lächerlich.“
„Du könntest einen Protestbrief an Godey’s Lady’s Book schreiben“, schlug sie vor.
Matthew schnaubte verächtlich und begann mit dem obersten Knopf. Er versuchte, ihn zu öffnen, ohne ihre Haut zu berühren.
„Es hilft, wenn du einen Finger unter den Schlitz schiebst“, sagte Daisy. „Dann kannst du den Knopf durch die …“
„Ruhe“, fuhr er sie an.
Gehorsam schwieg sie.
Matthew kämpfte noch etwa eine Minute mit den Knöpfen. Dann befolgte er ihren Rat und schob zwei Finger zwischen das Kleid und ihre Haut. Als sie seine Hand auf ihrem Rücken spürte, erschauerte sie.
Er kam unerträglich langsam voran. Daisy fühlte, wie er immer und immer wieder an demselben Knopf zerrte.
„Darf ich mich bitte setzen?“, fragte sie freundlich. „Das Stehen ermüdet mich.“
„Hier kann man sich nicht setzen.“
„Doch.“ Sie ging zum Bett und versuchte, darauf Platz zu nehmen. Unglücklicherweise war es von altertümlicher Bauart und außergewöhnlich hoch, um vor der winterlichen Zugluft zu schützen. Die Matratze befand sich auf Höhe ihrer Brust. Mühsam versuchte sie, sich darauf zu schieben, scheiterte aber an der Schwerkraft.
„Normalerweise“, sagte Daisy und zappelte mit den Füßen, „gibt es da eine
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