Verbotene Gefuehle
man sich nicht daran, und verdammt das eigene Hexenerbe damit zum Vergehen, wird man vom Zirkel ausgestoßen.“ Patrick warf ein: „Bei all den Vorschriften wäre das doch wohl kaum so tragisch.“ Anna seufzte auf, „Aber es bedeutet auch keinen Schutz, es gibt üblere Wesen als Hexen und Werwölfe, Mutter Erde sei dank hat man lange keine mehr gesehen, aber wenn sie wiederkehren sollten, dann wäre jede einsame Hexe verloren. Und man wird von den Zirkelfamilien auch im menschlichen Leben unterstützt, wenn man in Not ist. Wenn zum Beispiel ein Kind zur Waise wird, kommt es nicht in ein Waisenhaus, sondern wird von einer anderen Hexenfamilie aufgenommen.“ „Moment mal, wir leben nicht mehr im Mittelalter, die können doch nicht einfach ein Kind aufnehmen, es gibt Gesetze.“ „Die Leute wie Davids Vater, so reich und einflussreich er als Geschäftsmann ist, leicht für sich beugen kann.“ „Wenn ich das Recht verstehe, dann haben die zwölf Familien also so was wie das Recht über euch andere Hexen zu bestimmen, und jede Familie, die damals nicht mächtig genug war, hat für alle Zeiten Pech gehabt.“ Er sagte das so entrüstet, dass Anna sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, sie fuhr scherzhaft fort: „Nun ja, wir können ja dort einheiraten." Sie verstummte, als ein hartes Knurren seine Kehle hochstieg, „beruhige dich, das war nur ein Witz, kein Hinweis auf meine Entscheidung. Es gibt da übrigens noch eine Möglichkeit, es muss immer zwölf Zirkelmitglieder, geben, stirbt eines ohne einen Nachfolger, der mächtig genug ist, bekommt eine neue Familie eine Chance, aber das kommt nicht gerade häufig vor. Im Moment ist Davids Vater, Joseph Namarra der Zirkelherr, solange es keine Hohepriesterin gibt, und die sind recht selten, hat er die Oberhoheit. So sieht meine Welt im Wesentliche aus, frag dich also besser mal, ob du überhaupt in ihr leben willst.“ Er sah sie ernst an, griff nach ihrer Hand und drückte sie, „ich würde sogar in der Hölle leben, wenn ich dafür bei dir sein darf. Aber mir scheint, du müsstest wohl eher in meiner Welt leben, falls du dich für mich entscheidest?“, er lies es wie eine Fra ge klingen, Anna erwiderte kurz den Druck seiner Finger und antwortete dann ernst: „Die Möglichkeit besteht. Aber genug ernstes Zeug für ein erstes Date, lass uns essen, ich verhungere.“ Während sie nach der ersten Köstlichkeit griff, versuchte sie den Schmerz, der bei dem Gedanken ihren Eltern so etwas Schlimmes anzutun zu verdrängen. Denn daran bestand für Anna kein Zweifel, wenn sie vom Zirkel ausgestoßen werden würde, würde es ihre Eltern hart treffen, und n auch wenn David ihr Hilfe zugesagt hatte, sie hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie er das bewerkstelligen wollte.
Sie griff gut zu und aß mit Genuss, dabei fragte man sich, ernsthaft wie sie es so schaffte ihre Figur zu behalten. Denn außer ihren üppigen weiblichen Rundungen war sie gertenschlank, vermutlich verbrauchte die Magie der Hexen ebenso mehr Energie, wie die Verwandlung in einen Wolf. Er beteiligte sich am Picknick, aber er konnte die Augen kaum von ihr lassen, und das zur Abwechslung mal nicht, weil er so heiß auf sie war, sondern weil die Sorge und die Trauer in ihren Augen, die sich dort breitgemacht hatten, seit er das mit dem Verlassen des Zirkels erwähnt hatte, ihm das Herz brach.
Während Anna sich an dem Picknick satt gegessen hatte, waren ihre Gedanken mit Grübeln beschäftigt gewesen, zum Glück schien Patrick das bemerkt zu haben, und hatte sie nicht gestört. Den eigentlichen Zweck dieser Verabredung hatte sie noch nicht erreicht, sie wusste eigentlich nicht mehr über ihn als zuvor, und er wollte offenbar, zumindest im Moment, auch nicht mehr erzählen. Aber ihr war eine andere Möglichkeit eingefallen, eine auf die Paolo sie gebracht hatte. Wenn der junge Werwolf bei dem alten Baum etwas spürte, würde der Baum vielleicht auch auf Patrick wirken, und möglicherweise würde ihr das zumindest etwas über die Absicht der Magie verraten, wenn schon nicht über ihn. Sie schluckte den letzten Bissen hinunter, sah ihn nun wieder an und fragte: „Du hast doch noch Zeit, oder?“ Der Blick seiner ärgerlicherweise hinreißenden grünen Augen wurde misstrauisch, „natürlich, warum fragst du?“ Im Gegensatz zu ihm konnte sie Stimmungen nicht riechen, aber die Spannung, die sich nun wieder in ihm aufbaute, konnte sie fast körperlich spüren, sie lächelte ihn beruhigend an,
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