Verbotene Gefuehle
Schmerz aufzuschreien. Um das warme Licht war eine Schicht aus Eis, so kalt, dass es schmerzte. Sie zuckte zurück und fiel förmlich aus der Trance. Sie starrte David nun mit ihren menschlichen Augen geschockt an. Sie hatte sich so heftig losgerissen, dass sie auch die Verbindung ihrer Hände getrennt hatte. „Anna was hast du? Bist du verletzt? Was ist passiert?“, fragte er bestürzt. Sie schaffte es nicht zu antworteten, als sie die Wahrheit erkannte, Tränen traten in ihre Augen, David war pures Licht, aber seine Seele war schon fast in diesem Panzer aus Eis erfroren, und Anna war offenbar das Einzige, was sein Licht am Leben hielt. Es würde ihn zerstören, wenn sie sich gegen ihn entscheiden sollte, und das würde auch einen Teil von ihr zerstören, einen Teil von ihr, dessen sie sich erst jetzt richtig bewusst wurde. Als seine Gefährtin bestand zwischen ihr und Patrick eine Verbindung, aber auch zwischen ihr und David bestand eine, und das wohl schon seit damals, sie hatte sie nur nicht so sehr wahrgenommen wie er, weil sie glücklich gewesen war, Mutter Erde helfe ihr, sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie sprang hoch und taumelte zurück. Er flehte brüchig: „Anna, bitte rede mit mir, was habe ich denn getan? Sag doch etwas.“ „David es tut mir leid, ich kann jetzt nicht bleiben, bitte verzeih mir, aber ich muss gehen.“ „Anna warte“, schrie er auf, schlechtes Gewissen stieg in ihr hoch, aber sie brachte es nicht über sich zu bleiben, sie war zu verwirrt. An der Tür angekommen stieß sie noch hervor: „Du hast nichts getan, es liegt an mir, bitte verzeih.“ Sie floh in die Nacht hinaus, ohne ihm die Chance auf eine Antwort zu geben. Sie lief, nicht zur Stadt, sondern in den Wald hinein, zu ihrem Ort und dabei rannen Tränen über ihr Gesicht. Reichte es denn nicht, dass sie ihr Leben für die Magie aufgab, musste sie auch noch gezwungen werden jemand zu verletzen. Sie lief wie von ihrem Körper losgelöst, ihr Verstand wusste es hätte Stunden dauern müssen, bis sie das Zentrum des alten Waldes erreicht hätte, aber die Magie selbst schien sie dorthin zu ziehen und ihre Schritte zu beschleunigen. Als der alte Baum schließlich vor ihr auftauchte fiel sie im Moos auf die Knie und schrie: „Warum quälst du mich so? Was zum Teufel soll ich denn tun?“ Aber sie bekam keine Antwort, nicht mal das leiseste Flüstern, sie sank völlig erschöpft zu Boden und vergrub ihr Gesicht in den Händen, und begann zu weinen. Erst da meinte sie eine warme Brise über ihren Körper streichen zu fühlen, fast als ob der Wald ihr Trost spenden wollte.
Davids Herz war im Laufe seiner Kindheit so oft und so gründlich verletzet worden, dass er gedacht hatte es hätte sich an Schmerzen gewöhnt, aber da hatte er sich getäuscht. Er hatte sich Anna so nah gefühlt, so verbunden, er war so glücklich gewesen, bis sie seinen kalten Panzer, den er sich als Schutz, als Tarnung zugelegt hatte, um in der Welt seines Vaters überleben zu können, berührt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, sonst hätte er ihn für sie geöffnet, aber jetzt war es zu spät. Die Art wie sie danach weinend von ihm weggerannt war, seine Gegenwart nicht mehr ertragen hatte, hatten einen Schmerz in seiner Brust ausgelöst, der immer noch in ihm tobte, ebenso wie die Verzweiflung. Sie ertrug ihn nicht, nicht das, wozu er geworden war. Ein Vibrieren in seiner Hosentasche holte ihn in die Realität zurück, mechanisch griff er nach dem Handy und sah auf das Display, sein Vater, natürlich, wer sonst. Er versuchte seinen Schmerz in sich zu verschließen, sich wieder hinter den Panzer zurückzuziehen, erst als ihm das gelungen war, hob er ab. „Was hast du für mich?“, fragte er ohne Emotion in der Stimme. „Ein nettes Mittel um sie gegen ihn aufzubringen, der Mann ist ein Mörder.“ David spannte sich an, „bist du dir sicher?“ Wie üblich war der Stimme seines Vaters absolut nichts anzuhören, „bedauerlicherweise wurde er wegen Mangels an Beweisen frei gesprochen. Aber vieles sprach dafür, dass Kendrickson seinen Vater ermordet hat. Er ist damals geflohen und hat sich etliche Monate, wohl in Wolfsgestalt, versteckt, erst als sie ihn in Abwesenheit frei gesprochen hatten, tauchte er wieder auf. Die Akte mit den Details ist schon zu dir unterwegs und ich folge ihr bald.“ Alle seine Alarme sprangen an, „warum willst du kommen? Ich habe die Sache im Griff.“ „Natürlich hast du das, aber es ist eine Frage der
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