Verbotene Gefuehle
ihre Entscheidung getroffen hatte. Aber alleine schon die langfristige Gegenwart ihres zukünftigen Schwiegervaters zog sie runter, und zu allem Übel dachte Joseph Namarra offenbar nicht im geringsten daran, endlich wieder abzureisen. Er hatte nun doch das Angebot ihrer Eltern, bei ihnen zu wohnen angenommen, somit sah sie ihn schon jeden Tag beim Frühstück. Tagsüber verschwand er zum Glück in den Wald, um das Ritual vorzubereiten, wie er erklärt hatte. Er hatte sie auch ersucht bis zum Ritual selbst nicht mehr dorthin zu gehen, weil ihre Verbindung seinen Zauber beeinflussen würde, wenn ihre auf seine Magie traf, ehe er fertig war. Natürlich hätte sie protestieren können, zumal es ihrer Ansicht nach völliger Unsinn war, da ihre und Davids Magie sich auch nicht gestört hatte, als sie beide auf der Lichtung Magie gewirkt hatten. Aber um des lieben Friedens willen, und weil sie seit der hässlichen Szene mit Patrick auch gar nicht mehr dort hingehen wollte, hatte sie es ihm versprochen. Und diese verfluchten Visionen gaben ihr den Rest. Jede verdammte Nacht sah sie den Zirkelherrn im Blut, der sich auf sie stürzte, und David der versuchte sie zu schützen, und aus der Ferne konnte sie Patricks gequältes Heulen hören. Sie sah nach oben zur Zimmerdecke, als ob dort Mutter Erde höchst selbst stehen würde und murrte: „Ich habe doch die verdammte Entscheidung getroffen, und werde mit David gegen die Ideen seines Vaters vorgehen, aber etwas Zeit musst du uns schon lassen. Inzwischen wäre eine Atempause ganz nett, ich kann nämlich nicht mehr.“ Sie quälte sich aus dem Bett, um planmäßig beim Frühstück zu erscheinen, darauf legte der werte Zirkelherr nämlich größten Wert. Zum Glück stürzte wenigstens ihre Mutter nicht mehr bei jedem Murren in Annas Zimmer, sie hatte sich wohl daran gewöhnt, dass Anna im Schlaf schrie und weinte, obwohl auch Susanne Steiner, ebenso wie ihre Tochter jeden Tag blasser wirkte. Aber wenigstens ihr Vater schien aufzublühen, seine Erleichterung sich nicht gegen sein Oberhaupt auflehnen zu müssen war ihm anzusehen. Von Patrick hatte sie nichts mehr gesehen oder gehört, obwohl ihr Lukas erzählt hatte, dass er noch in der Stadt war. Sie hätte froh darüber sein sollen, dass er wenigstens ihren Wunsch respektiere, aber jedes Mal wenn sie an ihn dachte, fühlte sie eine kalte Leere in sich, eine Leere, die auch David mit seiner Fürsorge und Liebe nicht ausfüllen konnte. Dabei war er nun wirklich der einzige Lichtblick für sie, nur in den Stunden, die sie zusammen verbrachten, konnte sie ihren Schmerz und ihre Befürchtungen halbwegs ausblenden, weil seine Wärme sie einhüllte. Sie seufzte leise auf, armer David, jeden Tag konnte sie die Frage in seinen Augen sehen, die Frage ob sie einen Schritt weiter gehen würden, aber so innig sie ihn liebte, und das tat sie, das brennenden Verlangen, das Patrick in ihr geweckt hatte, vermochte er nicht zu entfachen, schlimmer noch, als sie ihn geküsst hatte, war Patricks Bild vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. Er schien zu verstehen, dass sie noch nicht bereit war, und gab ihr Zeit, aber das konnte nicht ewig so weitergehen. Sie verstand sich selbst nicht, sie liebte ihn so sehr, dass selbst der leiseste Gedanke ihn nicht in ihrem Leben zu haben schmerzte, aber als Mann anziehend zu finden wollte ihr auch nicht so recht gelingen. „Gib es auf Anna, du bist einfach nicht normal, andere Frauen wären froh so einen tollen Mann zu bekommen“, schimpfte sie sich selbst. Sie zwang sich ihre Grübelei einzustellen, stand auf, zog sich an und ging nach unten um den nächsten Tag hinter sich zu bringen.
Nachdem sie ihn aus ihrem Leben verbannt hatte, war Patrick stundenlang ziellos durch den Wald gestreift, bis er sich schließlich zurückverwandelt und in die Stadt zurückgeschleppt hatte. Er hatte keine Zukunft, nun bis vor Kurzem hatte ihn das auch nicht gestört, sollte sie doch glücklich mit diesem verdammten Hexer werden, er würde schon klarkommen, hatte er sich eingeredet, seine Sachen gepackt und die Stadt verlassen. Weit war er allerdings nicht gekommen, denn sein Wolf hatte ihn wahnsinnig gemacht, kaum lies er ihm etwas Kontrolle, fand er sich auf dem Weg nach Hopes End zurück. Und auch als Mann schweiften seine Gedanken zu Anna, kaum dass er nicht aufpasste, bis er sich damit abfand, er würde immer süchtig nach ihr sein, und immer alleine. Er hatte das Weglaufen also aufgegeben und sich im dreckigen Viertel
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