Verbotene Gefuehle
gewesen.
Mein zweites Leben begann in einem großen vornehmen Anwesen, außerhalb der Stadt. Lady Florence, ich weigere mich bis heute hartnäckig sie wie gewünscht Mama zu nennen, ist tatsächlich steinreich. Sie ist eine der ältesten Vampire, die kenne. Sie ist bereits an die 400 Jahre alt, geboren wurde sie im Frankreich der Revolution. Eine unerfreuliche Zeit für die europäischen Vampire. Ist Köpfen doch eine der wenigen Methoden, die uns tatsächlich für immer auslöschen. Also hatte sie damals beschlossen das Weite zu suchen, und war in die neue Welt ausgewandert. Zu ihrem Glück war es damals wohl noch erheblich leichter, sich immer wieder umzubenennen und mit ein paar kleinen unfeinen Vampirtricks Geld anzuhäufen. Aber ich schweife ab, in der Vampirgesellschaft gibt es Regeln, und es ist nicht ratsam, sich dagegen aufzulehnen. Sagen wir einfach mal, wir können uns nicht über einen zu milden Strafvollzug beschweren. Eine davon lautet: Wenn du einen Vampir erschaffst, bist du die ersten zehn Jahre für ihn verantwortlich, und hast die Pflicht und das Recht völlig über ihn zu verfügen. Im Regelfall ist das eine sehr vernünftige Vorschrift, denn es ist bitter notwendig seine neuen Bedürfnisse, Fähigkeiten und die besagten Regeln zu lernen. Hat man allerdings eine Schöpferin mit Macke, so wie ich, ist es die Hölle. Ich, die in meinem menschlichen Leben, alle nur erdenklichen Freiheiten genossen hatte, wurde plötzlich wie ein Kind behandelt. Sie drillte mich auf damenhafte Verhaltensweisen, als ob irgendjemand heute Wert auf so etwas legen würde. Sie packte mich in hübsche Rüschenfummel, als ob ich ein verdammtes Baby wäre. Und am schlimmsten, sie verbot mir jeden Umgang mit Männern, das wäre nichts für Kinder, hatte ich schon erwähnt das Sie eine Macke oder besser gesagt einen fiesen Mutterkomplex hat? Überflüssig zu erwähnen, dass ich am ersten Tag als die zehn Jahre um waren, das Weite gesucht habe, aber dazu später. Zurück zu den Regeln, erste und wichtigste Regel: Die Menschheit darf nicht wieder an uns glauben, heißt übersetzt so viel, wenn du so dämlich bist, irgendetwas zu machen, dass sie auf unsere Spur bringt, kriegst du Ärger. Regel Nummer zwei: Respektiere das Territorium von älteren Vampiren, die werden sauer, wenn man sie uneingeladen stört. Regel Nummer drei: Tja das ist die oben erwähnte zehnjährige Sklavenregel. Das war es auch schon, nur drei Regeln, eigentlich nicht viel, aber sie einzuhalten, ist gar nicht mal so leicht. Neben den Regeln erfuhr ich von ihr auch etwas über meine Fähigkeiten. Vampire werden mit dem Alter immer mächtiger, aber Neuzugänge wie ich, verfügen außer überlegener Körperkraft und Schnelligkeit zusammen mit enormer Wundheilung eigentlich nur über geringe mentale Fähigkeiten. Ich habe Florence Leute zu den verrücktesten Sachen bringen sehen. Aber bei mir recht es vorläufig gerade mal für einige Minuten Blackout. Die Sache mit den Verwandlungen ist Quatsch, es ist ein Ding der Unmöglichkeit die Masse eines Menschen in eine Fledermaus zu quetschen. Einige ganz Alte sollen angeblich die Gestalt von großen Raubtieren annehmen können, aber begegnet bin ich noch keinem. Und da wären natürlich noch unsere Schwächen, wir vertragen kein Sonnenlicht, es verbrennt uns, genug davon kann uns sogar töten. Umbringen kann uns ein Holzpflock ins Herz, und natürlich die gute alte Köpfung, völliges Verbrennen ist auch eine recht sichere Methode. Silber verbrennt und bannt uns, wenn wir in Körperkontakt damit kommen. Und Kreuze, die können uns bannen, allerdings nur die jüngeren von uns, Florence zum Beispiel ist bereits immun dagegen. Und da wäre natürlich die Sache mit dem Blut, wir müssen uns davon ernähren. In Florences Haus gab es immer eine Menge Diener, die ihr treu ergeben waren, also kein Problem an Nahrung zu kommen. Solche Diener, sofern sie diskret sind, dürfen übrigens als Einzige ungestraft von uns wissen. Sollten sie aber abtrünnig werden, hat ihr Vampir für ihr Ende zu sorgen, und zwar bevor der Rest der Menschheit auf uns aufmerksam wird. Es ist also nicht ohne Risiko sich Diener zu halten, wie sie es nennt. So weit die Zusammenfassung dieser fürchterlichen zehn Jahre. Nachdem ich sie durchgestanden hatte, und gelernt hatte, was nötig war, raffte ich die paar Besitztümer, die ich ergattert hatte zusammen und sah zu, dass ich von ihr weg kam, und zwar so weit wie möglich.
Als ich meine völlig
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