Verbotene Gefuehle
beisammen hat, käme in einer solch ernsten Situation auf die hirnrissige Idee, sich Gedanken um ein Kleid zu machen? Kay gibt sich Mühe, nicht genervt zu reagieren und dirigiert mich stattdessen stumm in den Schuppen, wo wir uns in einer Ecke hinter den Gartengeräten verstecken.
„Alles klar?“, fragt Kay besorgt und ebenso wenig außer Atem wie ich.
„Alles okay“, lüge ich und versuche, meine Angst unter Kontrolle zu bekommen.
Plötzlich sind schnelle Schritte zu hören und ich presse mich verzweifelt an Kay.
Von wegen alles okay.
„Kay? Kim? Seid ihr hier?“
Selena, Gott sei Dank, es ist Selena! „Wir sind hier, Selena“, antwortet Kay und Selena huscht durch die nahezu undurchdringliche Finsternis zu uns.
Schnell klärt Kay mich darüber auf, dass der Schuppen im Vorfeld dieser Aktion als Treffpunkt, oder – wie in diesem Fall – als Unterschlupf ausgemacht wurde.
„Was ist passiert?“, fragt Selena, als sie sich zu uns hockt.
„Ich habe einen der Männer vom Catering schon mal gesehen“, antworte ich hastig.
„Kim dachte, es wäre möglicherweise Phil oder einer von uns, Selena“, fügt Kay hinzu, „aber du sagtest doch, die Aktion steigt erst nach der Party.“
„Das ist auch so, Kay“, bestätigt Selena, „und wir haben niemanden in das Serviceteam eingeschmuggelt. Also ist es wahrscheinlich wirklich so, dass Pattson seine Leute bereits hier hat.“
„Aber wie …?“ Meine Frage bleibt mir im Hals stecken, weil die Antwort klar auf der Hand liegt.
„Mrs. McMillan“, sagen wir dann auch alle drei wie aus einem Mund.
„Ich muss Rheena und Tiger warnen!“
„Kim!“ Selena sieht mich kopfschüttelnd an. Doch dieses Mal lasse ich mich nicht von meiner Meinung abbringen.
Niemals könnte ich mir verzeihen, wenn Rheena und Tiger etwas geschehen würde.
„Nein, Selena! Ich muss das tun!“, stoße ich inbrünstig hervor.
Noch habe ich kein Glück.
„Versteh doch!“, bitte ich verzweifelt, „sie ist meine beste Freundin … die einzige Freundin …“ Die letzten Worte kommen tonlos aus meinem Mund … und zeigen Wirkung.
„Okay!“, gibt Selena schließlich nach, „aber sei vorsichtig mit dem, was du sagst!“
Ich nicke, ziehe mein Handy aus meiner Clutch und drücke die Kurzwahltaste für Rheena.
„Kim!“, schreit sie mir ins Ohr, kaum, dass es nur einmal getutet hat, „was ist passiert? Wo seid ihr?“
„Rheena“, unterbreche ich sie und wundere mich, woher ich die Ruhe nehme, „hör mir zu! Du musst sofort mit Tiger verschwinden. Irgendwohin. Von mir aus lauft in die Stadt. Ist mir egal, wohin. Nur weg. Bitte, tu was ich sage!“
„Aber Kim“, bettelt Rheena, „was ist denn bloß los?“
„Stell mir keine Fragen, Rheena, bitte, ich kann sie dir nicht beantworten. Nicht jetzt!“
Wahrscheinlich niemals! „Aber tu bitte ein einziges Mal, was ich sage, ja? Schnapp' dir Tiger und lauf los! Ich erklär' dir später alles.“
Wie ich diesen Satz hasse!
„Okay, Kim.“ Einfach so. Ohne Wenn und Aber! „Ist Kay bei dir?“
„Ja, Rheena. Kay und ich sind beisammen.“
„Gut!“ Ich sehe beinahe vor mir, wie Rheena entschlossen nickt. „Dann werden Tiger und ich jetzt die Veranstaltung verlassen.“
Mir fällt ein Stein von der Größe des Mount Everest vom Herzen.
„Und, Kim?“
„Ja?“
„Passt auf euch auf, ja?“
„Dito!“
Ich beende das Gespräch und drücke das Handy an meine Brust. Jetzt fange ich an zu zittern und meine Zähne klappern im Rhythmus meiner Knochen.
„Ist schon in Ordnung, Süße“, sagt Selena leise und streichelt meinen Kopf, „ich versteh dich. Und du warst großartig.“
Lautes Sirenengeheul dringt zu uns herüber und sorgt für ein abruptes Ende unserer Privat-Party .
„Oh Gott“, höre ich Kays panische Stimme, „was ist das? Selena …“
„Schnapp dir Kim und bring sie weg, Kay!“
Selena klingt hektisch … und ich verfalle in Panik.
„Sie wollen mich holen? Ich soll wieder zurück?“
Der Blickwechsel zwischen Selena und Kay entgeht mir nicht und ich weiß augenblicklich, dass diejenigen, die gekommen sind, mich nicht nur zurückholen wollen.
Sie sind gekommen, um mich zu töten!
Und wie es aussieht, nehmen sie auch weitere Verletzte und Tote in Kauf.
„Lauf, Kay!“ Selenas Stimme ist drängend.
„Was ist mit dir?“
„Ich komm schon klar. Phil weiß Bescheid.“ Rasch sieht sie auf ihre Uhr. „Er wird gleich mit ein paar Jungs hier sein. Nun mach schon! Bring sie weg, Kay! Schnell! Du weißt, wo der Heli steht. Beeil
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