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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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Sache anspreche? Ich verwerfe den Gedanken schnell wieder und konzentriere mich auf das Wesentliche.
Den größten Teil des Tages jedoch verbringe ich mit Ausdauer- und Kampfsport, um meine Kondition zu verbessern. Abwechselnd sind Renee und Vic meine Sparringspartner, manchmal auch beide zusammen.
Nach meinem grandiosen ersten Auftritt habe ich es schließlich doch noch auf die Reihe gekriegt, mich meinen Brüdern vorzustellen.
Sie waren einfach … großartig!
Mit keinem Wort erwähnten sie meinen Ausraster und ich bin versucht anzunehmen, dass ich mit ihnen auf eine so intensive Weise verbunden bin, dass es ihnen ein Leichtes gewesen ist, sich in mich hinein zu versetzen.
Wie auch immer … fest steht, dass die Chemie – welche Ironie – zwischen uns stimmt.
Meine Brüder haben keinerlei Hemmungen, mich anzugreifen und hart ran zu nehmen. Die blauen Flecken und Prellungen, die meinen Körper zieren, sprechen eine deutliche Sprache. Aber ich bin froh um jede einzelne Blessur.
Sollte ich irgendwann einmal in Verlegenheit kommen, einem Killer gegenüber zu stehen – was gar nicht mal so abwegig ist - wird er mich sicher nicht zu Tode streicheln.
Während einer unserer Sportstunden ergreife ich die Gelegenheit, meine Brüder näher kennenzulernen.
Oder einfacher ausgedrückt: ich unterziehe sie einer gnadenlosen Inquisition.
Ich bin halt ein Mädchen … und neugierig!
Schweiß überströmt hocke ich, nach Atem ringend, auf einer der weichen Matten, die bestens dazu geeignet sind, die Anziehungskraft, die Böden noch immer ungehindert auf mich ausüben, nicht ganz so schmerzhaft zu machen.
„Hmm“, mache ich, „sagt mal, ihr beiden! Auf welcher Schule seid ihr denn eigentlich? Auf derselben, die Kay besucht hat, bevor …“
Ich kann nicht mehr weitersprechen, weil ich meine ganze Kraft darauf verwenden muss, die Tränen zurück zu kämpfen.
Gerade habe ich zum ersten Mal seit Wochen Kays Namen laut ausgesprochen.
In meinen Gedanken sieht die Sache natürlich völlig anders aus.
Renee wackelt mit den Augenbrauen. „Nope“, sagt er dann nonchalant, „wir sind schon seit zwei Jahren fertig.“
„Waaaas? Wie ist das denn möglich? Ich dachte, wir haben alle am selben Tag Geburtstag … oder Schlüpftag, oder was auch immer.“
Vic kringelt sich vor Lachen, ob meiner Wortschöpfung und Renee klärt mich auf.
„Ähm … naja, es ist wohl so, dass Vic und ich hier das Masterbrain sind.“
Er besitzt angesichts dieser Selbstbeweihräucherung immerhin den Anstand, rot zu werden.
Doch dann fällt mir auf, was er da gerade vom Stapel gelassen hat.
„Sagtest du das Masterbrain … also Singular?“
Die Zwillinge nicken unisono.
„Irgendwie schwer zu erklären“, beginnt Vic und wartet meine Frage, die unweigerlich folgen muss, erst gar nicht ab. „Wir haben beide einen ziemlich hohen IQ. Jeder für sich ist schon ein kleines Genie, tschuldige, ich weiß selbst, wie überheblich das klingt.“
„Gar nicht, was ist hier schon normal?“, halte ich dagegen und Vic grinst, bevor er fortfährt.
„Allerdings hat jeder von uns beiden Stärken auf gewissen Gebieten. Bei mir ist es Mathematik, bei ihm hier ist es Geografie, um nur ein Beispiel zu nennen.“
Ich nicke, da ich mir langsam zusammenreime, was da läuft.
„Und da Renee und ich schon seit mehreren Jahren auf telepathischem Weg miteinander kommunizieren, ist es nicht ausgeblieben, dass wir uns gegenseitig bei Klausuren … naja …“
Vic gerät ins Stottern und ich pruste los.
„Schon klar, Mann“, lache ich, „geile Art einen Spickzettel zu benutzen!“
Ich recke meinen Daumen zum Zeichen meiner Hochachtung und meine Brüder grinsen verschwörerisch.
Dann werde ich wieder ernst. „Das ist aber noch nicht alles, oder?“
Die Jungs schütteln ihre Köpfe. „Nein, irgendwie können wir unsere Gehirne miteinander verhaken.“
Meine weit aufgerissenen Augen bringen Vic dazu, hastig weiter zu sprechen. „Nein, nicht wirklich miteinander zu verhaken, Kim. Keine Ahnung, wie ich das erklären soll. Aber es ist so, als wenn eine Rakete an einer Raumstation andockt.“
„Wer ist die Raumstation?“, frage ich, nur um überhaupt etwas zu sagen.
Gott, ist das abgefahren.
„Renee“, sagt Vic, „er ist die Feststation … ich docke an.“
„Tut … ähm … tut das weh?“
Die Zwillinge lachen. „Nein“, antwortet Renee, „aber für mich fühlt es sich an, als ob sich ein Blutegel an meinen Gehirnwindungen festsaugt.“
„Igitt!“ Ich schüttele mich.

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