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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
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nicht getraut, nachzufragen, ob ich sie anrufen darf. Möglicherweise würde das die geplante Aktion, was meinen Vater betrifft, gefährden.
Umso erstaunter bin ich, als Phil mich nach meinem allabendlich stattfindenden Rapport zwinkernd fragt, wann ich eigentlich das letzte Mal etwas von meinen Freunden auf Castillian High gehört hätte.
Ich verstehe sofort.
Überglücklich werfe ich mich jauchzend in seine Arme und gebe ihm einen dicken Kuss auf die Wange, bevor ich mich hastig auf den Weg in mein Zimmer mache.
Wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk fühlt sich das an.
Nicht, dass ich wüsste, wie es sich überhaupt anfühlt, wenn man ein Weihnachtsgeschenk bekommt. Oder ein Geburtstagsgeschenk. Oder …
Ach Scheiße!
Ich schlucke heftig. Dann verdränge ich diese unerfreulichen Erinnerungen, fest entschlossen, mir die Freude auf ein Telefongespräch mit meiner besten (und einzigen) Freundin, nicht verderben zu lassen.
Auch wenn Phil es nicht ausgesprochen hat, weiß ich, dass seine Erlaubnis Rheena anzurufen, ein unglaublicher Vertrauensbeweis ist und ich nehme mir vor, dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen. Kein Wort bezüglich der Organisation wird meine Lippen verlassen.
Ich mache es mir auf meinem Bett bequem, hole mein Handy aus der Nachttischschublade und nach einem tiefen Atemzug drücke ich die Kurzwahltaste.

21)
    „ H i Rheena!“
Leise, ganz leise. Ich bin so verdammt feige.
„Kim?“
Laut, sehr laut. „Oh mein Gott, Kim! Geht’s dir gut?“
Keine Vorwürfe. Gott, bin ich eine miese Ratte. „Ja, Rheena. Mir geht’s gut. Ich … es … Himmel, Rheena … es tut mir …“
„Kein Wort, dass es dir leid tut, Kim“, fährt Rheena dazwischen, „ich bin nur glücklich, dass es dir gut geht.“ Super, Rheena! Jetzt fühle ich mich doch gleich doppelt so beschissen. „ Wie geht’s dir, Rheena? Dir und den anderen?“
„Oh, uns geht’s gut, Süße!“
Höre ich da ein Kichern?
„Das … ähm … freut mich.“ Noch dämlicher geht ja wohl nicht, oder? „ Wir haben Ferien!“
„Ihr habt was?“
Jetzt lacht Rheena und dieses wundervolle Geräusch macht es mir etwas leichter.
„Ja“, legt sie munter los, „stell dir vor: die halbe Bude ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Aber sie bauen Castillian wieder auf. Solange die gröbsten Bauarbeiten jedoch nicht abgeschlossen sind, lässt man uns nicht dort rein. Der Brand hat sich nämlich hauptsächlich auf den Wohntrakt und die Klassenräume ausgestreckt. Eure Zimmer wurden davon verschont.“
Ich schlucke meinen Kommentar hinunter.
Wäre es nicht so traurig, könnte ich beinahe darüber lachen.
Denn weder Kay noch ich werden unsere Rapunzel-Turmzimmer jemals wieder beziehen.
Rheena quasselt noch immer. Während sie mir einen detaillierten Abriss der Ereignisse gibt, verliere ich mich in Erinnerungen.
Quasi in 3-D sehe ich Castillian, mit allem was dazu gehört, bildlich vor mir.
Und wenn ich „alles was dazu gehört“ sage, meine ich in der Hauptsache… Kay!
Als ich ihm an meinem ersten Tag sozusagen vor seine hübschen nackten Füße fiel ... mein bewundernder Blick auf seinem fast nackten Po und sein noch bewundernderer Blick auf meinem noch nackteren Po … seine schlanken Hände, in die ich meine eigenen so vertrauensvoll gelegt habe … unser erster richtiger Kuss ...
Ich balle meine Hände zu Fäusten, als mein Herz sich vor Liebeskummer schmerzhaft zusammenzieht.
Ein Wimmern entschlüpft meinem Mund.
„Kim? Alles klar bei dir?“
Ich räuspere mich.
„Ja, Rheena, alles bestens.“ Kann ich meine Freundin täuschen?
Sieht so aus, denn nach einem tiefen Luftholen, höre ich ihre aufgeregte Stimme.
„Und stell dir bloß mal vor: die McMillan verschwunden. Keiner weiß, ob der alte Drache irgendwo verkokelt zwischen den Trümmern liegt, oder was sonst mit ihr passiert ist. Sie haben inzwischen die Suche nach ihr eingestellt. Man vermutet, dass sie möglicherweise etwas mit dem Brand zu tun hat und sich abgesetzt hat. Jedenfalls wird Mr. Baker die Internatsleitung übernehmen, sobald auf Castillian wieder klar Schiff gemacht wurde.“
Es gelingt mir, meinen Herzschmerz zu verdrängen, je länger ich Rheenas Worten lausche.
Meine Freundin plappert und plappert, während ich ihren Redeschwall genieße. Sie ergeht sich in Details, mir die Dinge aus ihrer Sicht darzustellen. Natürlich kann ich ihr nicht sagen, dass ich das alles bereits kenne. Dank Phil bin ich hierüber bestens informiert.
Was den Teil mit Mrs. McMillan betrifft:
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