Verbotene Leidenschaft
linkisch stelle ich mich neben Marc und weiß nicht, wohin mit den Armen. Ich wünschte, er würde mir tatsächlich den Arm um die Schultern legen, andererseits verstehe ich, welche Atmosphäre Danny auf den Fotos heraufbeschwören will. Er stellt sich etwas Subtiles, Elegantes vor, kein albernes Familienportrait.
Klick, klick, klick. Danny schießt eine Aufnahme nach der anderen, jede aus einem anderen Blickwinkel.
Immer wieder tritt er vor uns, zupft eine Haarsträhne zurecht, korrigiert den Sitz von Marcs Jackett, unsere Position. Aber die meiste Zeit knipst er wild drauflos und feuert uns mit Bemerkungen an wie: »Super, Sie sehen absolut toll aus. Wunderschön.«
Es ist ziemlich schwierig, über längere Zeit in derselben Position zu verharren, und schon bald werden meine Muskeln müde. Gerade als ich nach einem Glas Wasser fragen möchte, geht die Tür auf.
Arabella steht im Türrahmen. Sie trägt eine Brille mit schwarzem Gestell, und ihr Pferdeschwanz ist noch strenger, sodass keine einzige lose Strähne heraushängt.
Sie lächelt. »Wow, die Chemie zwischen Ihnen sieht sogar ein Blinder.«
Marc lächelt vorsichtig. »Was führt Sie hier herunter, Arabella?«
»Nicht Sie, Mr Blackwell, falls Sie das damit meinen«, gibt sie mit einem kessen Lächeln zurück, das mir ganz und gar nicht gefällt. »Ich wollte mit Sophia reden. Es gibt da ein paar Entwicklungen.«
»Entwicklungen?« , wiederholt Marc scharf.
Leises Unbehagen regt sich in mir. »Was für Entwicklungen?«
»Die Gerüchteküche brodelt. Es heißt, Sophia bekäme demnächst eine Rolle angeboten«, antwortet Arabella. »Im neuen Beauty and The Beast im West End.«
Ich starre sie fassungslos an.
»Beauty and the Beast?« , wiederholt Marc langsam. »Im Tottenham Theatre?«
»Genau.«
»Woher haben Sie das?«
»Die Assistentin der Regisseurin hat es durchsickern lassen«, antwortet Arabella. »Bislang darf noch niemand davon erfahren, aber die Hauptdarstellerin hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Persönliche Probleme. Sie wünschen sich einen Ersatz, der ihnen ein wenig Medienaufmerksamkeit beschert, was bei Sophia gegeben sein sollte.«
Ich glaube, ich bekomme gleich einen Herzanfall. »Aber das ist völlig unmöglich. Wie soll das gehen? Ich habe doch nie für die Rolle vorgesprochen, keiner hat mich jemals auf der Bühne gesehen, und außerdem kann ich nicht singen.«
»Willkommen im Showgeschäft«, erwidert Arabella. »In dieser Branche ist es völlig egal, ob Sie etwas können. Ständige Präsenz zählt mehr als Talent.«
»Sie hat Talent«, blafft Marc sie an.
»Aber singen kann ich nicht«, wende ich ein. »Ein Musical? Das ist doch eine völlig andere Liga.«
»Natürlich kannst du singen, aber das ist jetzt unwichtig.« Marc wendet sich Arabella zu. »Wann wollen sie ihr die Rolle anbieten?«
»Sie versuchen gerade herauszufinden, welcher Agent sie vertritt. Ich gehe davon aus, dass der Anruf demnächst kommt. Das ändert natürlich einiges im Hinblick auf unser Interview. Wir wollen ja aktuell sein, deshalb muss ich wissen, ob Sophia die Rolle annimmt.«
»Jetzt, da Getty überall herumschnüffelt, ist es wahrscheinlich ziemlich unklug, das Angebot anzunehmen«, meint Marc.
»Marc, ich kann meine Entscheidungen selbst treffen«, sage ich lächelnd.
»Das ist mir klar, aber du bewegst dich hier in einer Welt, in der du dich nicht auskennst. Außerdem gefallen mir die Motive für dieses Rollenangebot nicht. Und der Hauptdarsteller ist nicht gerade ein Schauspieler mit Format.«
»Höre ich da etwa einen Anflug von Eifersucht heraus, Mr Blackwell?«, fragt Arabella.
»Eifersucht? Auf Leo Falkirk?« Marc runzelt die Stirn. »Wohl kaum.«
» Leo Falkirk spielt die Hauptrolle?«, presse ich hervor.
»Erzähl mir nicht, du hättest ein Poster von ihm über dem Bett hängen.«
»Das nicht«, antworte ich. Aber Jen. »Er ist doch ziemlich berühmt, oder? Ich fühle mich geschmeichelt, dass jemand auf die Idee kommt, mich auf dieselbe Bühne zu stellen. Ich bin doch ein Niemand.«
»Das ist mir alles zu riskant«, wirft Marc ein. »Diese Inszenierung sieht nur zwei Schauspieler vor, Belle und Beast. Alle Blicke wären auf dich gerichtet. Von der Presse ganz zu schweigen, allen voran Getty. Du bist noch nicht so weit.«
Arabella sieht zwischen Marc und mir hin und her. »Sicher?«, fragt sie. »Viele Jungschauspielerinnen würden sich um die Rolle reißen. Und noch dazu, da Leo den männlichen Part spielt. Was Sie
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