Verbotene Leidenschaft
Zeitungen denken. Die Medien werden mich in der Luft zerreißen, wenn das Publikum mich hasst. Ich will meine Sache unbedingt gut machen. So gut, wie ich nur kann. Aber für Davina ist nichts jemals gut genug.
Unsere Blicke begegnen sich. Ich spüre, wie wütend sie auf mich ist.
»Vielleicht wäre es besser, für heute Schluss zu machen.«
Davina hebt eine perfekt gezupfte Braue. »Gut. Gehen Sie. Und üben Sie. Ich bete zu Gott, dass Sie es morgen besser hinkriegen.«
❧ 50
I ch bin den Tränen nahe, als ich das Theater verlasse. Einerseits ärgere ich mich über mich selbst, weil ich so empfindlich bin, andererseits hat sie mit ihrer Kritik vielleicht nicht ganz unrecht. Ich bin Amateurin, wohingegen Leo ein alter Hase ist, den so schnell nichts aus dem Konzept bringt.
Gedankenverloren gehe ich über den Campus. Und traue meinen Augen nicht.
Tanya sitzt in einem langen Daunenmantel und einem weißen Schal auf einer Parkbank mit Tom neben sich auf dem Rasen, wie immer bunt wie ein Pfau in seinem Nadelstreifenjackett über einem rosa Hemd und mit einem Zylinder auf dem Kopf.
»Tanya! Tom!« Noch nie habe ich mich so über den Anblick meiner beiden neuen Freunde gefreut. Ich laufe los. »Was macht ihr denn hier?«
»Wir haben auf dich gewartet«, antwortet Tanya.
Ich lege den Arm um die beiden. »Ich bin ja so froh, euch zu sehen. So froh. Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?«
»Tom hat seine Ohren überall«, erklärt Tanya. »Er hat an der Rezeption mitbekommen, dass die Verlegung vom Tottenham Theatre hierher organisiert werden musste, und da haben wir eins und eins zusammengezählt. Und? Wie ist es gelaufen?«
Ich stoße einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Nicht gut. Die Regisseurin hasst mich.« Ich setze mich neben Tanya und stütze den Kopf auf den Händen auf. »Im Augenblick ist alles ziemlich schwierig.«
»Das freut mich zu hören«, wirft Tom ein. »Wir wären ernsthaft neidisch gewesen, wenn alles glatt verlaufen würde.«
»Ich war tatsächlich ein wenig neidisch«, gibt Tanya zu. »Ich fand es ein bisschen unfair, dass du die Rolle nur wegen Marc bekommen hast. Aber keine Angst, inzwischen habe ich es überwunden.«
»Ich kann es dir nicht verdenken. Es ist tatsächlich unfair. Marc wollte nicht, dass ich die Rolle annehme, weil er fand, dass es zu riskant für mich ist. Vielleicht hatte er recht.«
»Mr Blackwell war heute Nachmittag ziemlich schlecht aufgelegt«, sagt Tanya. »Keinerlei Nettigkeiten. Er hat mich beim Kritzeln erwischt und mir beinahe den Kopf abgerissen, dabei kann ich doch nichts dafür, dass ich nicht lange still sitzen und zuhören kann. Ich bin nun mal ein kreativer Kopf. Wir sollen doch zerstreut sein, das gehört dazu.«
»Du vielleicht«, mischt Tom sich ein. »Ich bin überaus strukturiert und passe immer gut auf.«
Wir brechen in Gelächter aus.
»Ihr … habt Marc heute also gesehen?«, frage ich.
Tanyas Miene wird ernst. »Ja. Und ihm schien eine Riesenlaus über die Leber gelaufen zu sein, wenn du es genau wissen willst. Zwischen euch herrscht also immer noch Eiszeit, ja?«
»Nicht mal das«, gestehe ich. »Wir haben Schluss gemacht.«
Erschrocken schlägt Tanya sich die Hand auf den Mund. »Oh! Das tut mir sehr leid.«
Tom rollt neben mich und tätschelt meinen Arm. »So schnell?«
Ich nicke und spüre, dass mir die Tränen kommen.
»Aber wie ist das möglich?«, fragt er. »Ihr beide seid so ein schönes Paar. Ich hätte gewettet, dass allein die sexuelle Spannung zwischen euch Monate anhält.«
»Es war Marcs Entschluss. Er sagt, es sei die einzige Möglichkeit, wie er meine Sicherheit gewährleisten kann.«
Tanya legt mir den Arm um die Schultern. »Aber du weißt ja, andere Mütter haben auch hübsche Söhne, und so …«
»Tanya, das ist wohl das Dämlichste, was man jemandem sagen kann, der sich frisch getrennt hat!« Tom schüttelt den Kopf.
»Ach, im Moment gibt es nichts, was irgendwie passend wäre«, erwidere ich.
In diesem Moment höre ich das Knirschen von Kies und sehe Leo den schattigen Weg auf uns zukommen.
»Sophia? Bist du das?«, fragt er.
»Ja.«
»Ich hatte gehofft, dass ich dich noch erwische.« Er nickt Tom und Tanya zu. »Das müssen deine Freunde sein. Hallo, Leute.«
»Tom und Tanya, das ist Leo Falkirk.«
»Wir wissen, wer er ist.« Tom setzt sich in seinem Rollstuhl auf und macht eine tiefe Verbeugung. »Und es ist uns ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Leo lacht. »Bitte keine Verbeugung.
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