Verbotene Leidenschaft
geherrscht hat. Als ich das erste Mal nach Houston kam – Wahnsinn! Ich wusste auf der Stelle, dass ich dort leben wollte. Und dann fing das mit der Schauspielerei an zu laufen, und ich kam nach L. A., was noch tausendmal besser war.«
»Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?«, frage ich, als der Kellner mit kochend heißen Frotteetüchern an unseren Tisch tritt.
»Ich habe bei Schulaufführungen mitgespielt. Das Übliche eben. Und dann habe ich für eine Sportfirma gemodelt. Darüber bin ich nach Kalifornien gekommen. Ich habe mit dem Surfen angefangen, was absolut mein Ding war, und bin nie wieder nach Hause zurückgekehrt.«
»Du hast gemodelt?«, frage ich überrascht. Für meine Begriffe ist Leo viel zu … natürlich und authentisch für diese Posiererei und all das.
»Ja, aber vorwiegend im Sportbereich. Wieso, hast du auch gemodelt?«
Lachend schüttle ich den Kopf. »Es gibt wohl kaum ein ungeeigneteres Model als mich.«
»Wieso?«
»Na ja, sieh dir mal meine Nägel an. Pflege ist nicht so mein Ding.« Ich strecke meine Hände mit den abgekauten Nägeln vor. »Und wenn ich sie wachsen lassen würde, könnte ich nicht mehr im Garten arbeiten.«
»Du bist ein kleiner Frischluftfreak, was?«
»Sogar ein großer.« Ich sehe aus dem Fenster. »Aber in London gibt es eindeutig zu wenig Bäume.«
»Und auch kein Meer.« Leo folgt meinem Blick. »Trotzdem ist es so lebendig, findest du nicht auch? Die Stadt ist der absolute Hammer.«
Ich zucke die Achseln. »Na ja, geht so.«
Leo lächelt. »Du bist ganz anders als die anderen Schauspielerinnen. Einer wie dir bin ich noch nie begegnet.«
»Und ist das gut oder schlecht?«
»Es ist erfrischend anders. Es macht Spaß, mit dir zusammen zu sein. Und dass du superhübsch bist, ist natürlich auch kein Nachteil.«
Der Kellner kommt mit den Speisekarten. »Ein Glas Champagner vorab?«, fragt er. »Wir haben auch einen erstklassigen Mojito, der perfekt zur Vorspeise passen würde.«
»Champagner oder lieber ein Cocktail, Sophia?«
Ich sehe den Kellner an, dann beuge ich mich zu Leo vor. »Ich glaube, ich hätte am liebsten ein Bier«, flüstere ich.
»Ein Bier?«, flüstert Leo zurück. »Okay!«
Der Kellner lächelt höflich. »Wir haben auch ganz hervorragendes japanisches Bier. Zwei Kirin, also?«
»Klingt gut.«
Ich schlage die Karte auf. »Ist das alles roher Fisch?«
Leo lacht. »Nein, nicht alles. Wieso? Magst du keinen rohen Fisch?«
»Ich habe ihn noch nie probiert.« Ich kaue an meinem Daumennagel.
»Nein? Er schmeckt wirklich lecker.«
Stirnrunzelnd lese ich die Karte, allerdings verstehe ich bei der Hälfte der Gerichte nicht, was sich dahinter verbirgt.
»Ich glaube, ich nehme Lan-gus-te als Hauptgericht«, erkläre ich vorsichtig. »Das ist doch dasselbe wie Garnelen, oder?«
Wieder lacht Leo. »Das ist genau wie beim Tapas-Essen, Sophia. Man bestellt gleich mehrere Sachen auf einmal.«
»Oh.« Ich laufe rot an und lasse beinahe die Karte fallen. »Okay. Dieses Tempura … was für ein Fisch ist das?«
»Das ist kein Fisch, sondern eine Zubereitungsart mit Teig, Süße.«
»Kannst du nicht für mich bestellen?« Mit glühenden Wangen schiebe ich ihm die Karte zu. »Das ist wahrscheinlich einfacher.«
»Klar.« In diesem Moment erscheint der Kellner mit unseren Bieren, und Leo bestellt, auch wenn ich keine Ahnung habe, was. Das einzige Wort, das ich wiedererkenne, ist Kaviar. Sofort muss ich an mein erstes gemeinsames Abendessen mit Marc denken und hole tief Luft.
»Also, wie fandest du den Tag heute?«, fragt Leo.
»Grauenhaft.« Ich nippe an meinem Bier. »Normalerweise stehe ich wirklich gern auf der Bühne, aber wenn jemand ununterbrochen auf mir herumhackt …«
»Versuch es doch mal aus Davinas Perspektive zu betrachten. Sie ist eben daran gewöhnt, mit Profis zu arbeiten.«
»Na, herzlichen Dank.«
»Tut mir leid, das kam vielleicht ein bisschen gemein rüber. Ich kann nachvollziehen, was sie an dir auszusetzen hat, allerdings könnte sie es ein bisschen netter sagen. Es gibt nun mal einen himmelweiten Unterschied zwischen einem professionellen Darsteller und einer Schauspielschülerin. Und was dir fehlt, ist bloß ein bisschen Feinschliff.«
»Feinschliff.«
»Ja, genau.« Leo nickt und trinkt einen Schluck aus seiner Flasche. »Damit du nicht so verstockt und unsicher wirkst.«
»Aber je mehr sie an mir herumkrittelt, umso verstockter und unsicherer werde ich.«
»Das tut man nur, wenn man sexuell
Weitere Kostenlose Bücher