Verbotene Leidenschaft
schwöre. Es war … unter meiner Würde. Und ich habe dafür bezahlt. Und zwar ganz gewaltig.« Sie drückt meine Hand noch ein wenig fester. »Du musst vorsichtig sein, Sophia. Getty ist ein echtes Monster.« Sie macht immer noch keine Anstalten, meine Hand loszulassen. »Ich musste ihn hereinlassen. Er hat mich erpresst. Sonst hätte ich das niemals getan, das schwöre ich. Wenn er es meinen Eltern sagt …«
»Über kurz oder lang werden sie es sowieso herausfinden, Cecile.«
»Aber wenn wir vorher heiraten …«
»Dann bist du mit einem Monster verheiratet.«
Cecile schließt die Augen und bleibt lange Zeit reglos sitzen. »Vielleicht ist es dieses Opfer ja wert«, sagt sie, als sie sie schließlich wieder aufschlägt.
Völlig aufgewühlt verlasse ich Ceciles Zimmer. In Wahrheit war es mir lieber, sie nicht leiden zu können, als Mitleid mit ihr zu haben. Das hat die Dinge irgendwie einfacher gemacht. Jetzt muss ich mich der Tatsache stellen, dass auch sie – auf ihre Weise – ein Opfer von Giles Getty ist.
❧ 81
M eine Gedanken kreisen immer noch um Cecile und Getty, als ich mich völlig erschöpft zur Probe schleppe. Trotzdem schlage ich mich recht ordentlich. Meine Stimme wird immer kräftiger, meine Darstellung täglich überzeugender.
Natürlich checke ich bei jeder Gelegenheit mein Handy, um zu sehen, ob Marc sich wegen Getty und der Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen gemeldet hat. Leo zieht mich die ganze Zeit damit auf, sodass ich am Ende in die Toilette flüchte. Aber es passiert nichts – keine SMS, kein Anruf, keine Nachricht auf der Voicemail. Vermutlich hat Marc alle Vorkehrungen getroffen, sieht aber keine Veranlassung, mich darüber zu informieren.
Nach der Probe lädt Leo mich auf einen Drink ein.
»Ich kann nicht«, sage ich. »Ich muss zur Gesangsstunde bei Denise.«
»Und danach?«
»Vielleicht. Wenn ich nicht zu müde dafür bin.«
Der Gesangsunterricht läuft gut, aber immer noch habe ich nichts von Marc gehört, deshalb beschließe ich, in den sauren Apfel zu beißen und ihn anzurufen – um zu erfahren, wann unsere nächste Übungsstunde auf dem Programm steht. Und, wenn ich ehrlich bin, um ihm zu erklären, dass zwischen Leo und mir nichts läuft. Nur für den Fall, dass es doch noch eine Chance auf eine Versöhnung geben sollte.
Mein Herzschlag beschleunigt sich mit jedem Läuten.
»Sophia«, dringt seine Stimme schließlich durch die Leitung.
»Marc … ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich anrufe.«
»Überhaupt nicht.«
»Ich wollte nur fragen, äh, hattest du vor, mir noch weitere Nachhilfestunden zu geben?«
»Natürlich. Aber du bist die ganze Woche mit Denise eingespannt. Ich wollte dich nicht überstrapazieren.«
»Oh. Klar. Äh, Marc, ich wollte dir nur sagen … Leo und ich … es ist nicht das, wonach es aussieht.«
»Dachtest du, ich wäre eifersüchtig?«
»Äh …«
»Meine Gefühle dahingehend sind irrelevant. Ich habe dir mein Wort gegeben, dir zu helfen. Und das werde ich auch tun. Ruh dich übers Wochenende aus. Für nächste Woche habe ich ein paar Unterrichtseinheiten geplant.«
»Aber Marc, ich bin nicht mit Leo zusammen …«
»Sophia, dein Privatleben ist ganz allein deine Sache.«
Die Leitung ist tot.
Als ich das Telefon sinken lasse, sehe ich, dass Leo mir eine SMS geschickt hat. Na, zu Ende geprobt? Wie sieht’s jetzt mit einem Drink aus?
Ach, zum Teufel. Ich kann weiß Gott ein bisschen Entspannung gebrauchten, und Marc hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es sowieso keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft für uns gibt.
Ich schreibe zurück: Klar. Wo bist du?
Die Antwort kommt prompt. Im Greens in Soho. Bis gleich!
❧ 82
I m Greens herrscht reges Treiben. Ich erspähe Leo an der Bar, umringt von bewundernden Fans, wo er Autogramme auf Bierdeckeln gibt. Ich muss grinsen.
»Hey, Leo.«
»Sophia, hallo. Was willst du trinken?«
»Ein Glas Weißwein, bitte.«
»Ich bitte dich. Du verträgst doch bestimmt etwas Stärkeres.« Er winkt den Barkeeper heran. »Zwei Wodka, einen Weißwein und einen Jack Daniels mit Coke.«
Er wendet sich mir wieder zu. »Und? Hat der wunderbare Mr Blackwell endlich angerufen?«
»Nein. Am Ende habe ich ihn angerufen.«
»Und? Große Versöhnung?«
»Absolut nicht. Aber er hilft mir weiterhin beim Schauspielern, wenn auch auf reiner Schüler-Lehrer-Basis.«
Leo nickt langsam. »Wie ich höre, ist er ein ausgezeichneter Lehrer.«
»Das ist er«, bestätige ich.
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