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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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sollte er Sonja das erklären?
    »Ich erwarte dich.« Bastian legte auf.
    Im Grunde war André ja froh, dass sich Bastian der Sache annahm. Früher war Johannes sein Anwalt in allen Angelegenheiten gewesen, aber seit er Isabel so übel mitgespielt hatte und sie nicht nur um einen hohen sechsstelligen Betrag erleichtert, sondern auch versucht hatte, sie umzubringen, saß er in Untersuchungshaft und wartete auf den Beginn seines Prozesses. Und derweil hatte Bastian die Vertrauensposition als sein Anwalt übernommen.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob es wirklich so gut war, in rechtlichen Fragen auf einen befreundeten Anwalt zu bauen. Wäre es nicht besser, sich jemanden zu suchen, der ihn nicht seit Jahren kannte? Der nicht auch schon mal das Bett mit ihm und Sonja geteilt hatte?
    Egal. Später. Erst mal musste diese leidige Sache vom Tisch.
    Er hatte sich immer gefragt, wie es wohl war, sich gedanklich auf einen Prozess vorbereiten zu müssen. Jetzt wusste er es. Und es war kein schönes Gefühl. Eine Erfahrung, auf die er hätte verzichten können.
    Er steckte das Handy wieder ein und machte sich auf den Rückweg.
    Bastian hatte recht – er musste Sonja erzählen, was passiert war. Aber nicht heute. Nicht bevor er mit Bastian gesprochen hatte.
    Als er den spitzen Giebel des Strandhauses am Horizont hinter den Dünen auftauchen sah, wurden seine Schritte langsamer. Zögerlicher. Was sollte er ihr sagen? Wie ihr erklären, dass er plötzlich nach Hamburg musste? Er hasste es, sie anzulügen, zumal er in ihrem Blick deutlich erkennen würde, dass sie seine Lüge durchschaute.
    Er musste es ihr erzählen, sobald er aus Hamburg zurück war.
    Sonja und Marlene saßen im Wohnzimmer. Sie hatten sich unter Decken gekuschelt, und im Kamin flackerte ein Feuer. André blieb in der Tür stehen. Es war ein idyllischer Anblick. Zwei Frauen, die sein Leben teilten. Und plötzlich fragte er sich, ob Marlene länger bleiben würde. Ob sie nicht bloß diese paar Wochen mit ihnen verbrachte, sondern ihr ganzes Leben. Er wusste, dass Sonja sie mochte; vielleicht waren sogar Gefühle im Spiel. Er erlaubte sich die Vorstellung, mit zwei Frauen zusammenzuleben.
    Aber diese Phantasie ließ sich nicht mit Leben füllen.
    Er gab’s auf. Er musste endlich Verantwortung übernehmen.
    Sonja blickte auf. »Oh, du bist schon zurück? Wir hätten dich nicht so früh erwartet.«
    »Ja, ich hab einen Anruf bekommen.« Er zögerte. »Ich muss nach Hamburg.«
    »Ist was passiert?« Sie wandte sich wieder dem Stapel Papier auf ihrem Schoß zu.
    André wusste, dass sie seit heute früh ihr Manuskript noch mal durchging. Das machte sie immer wieder, um kleine Unregelmäßigkeiten auszubügeln, Logikfehlern auf die Spur zu kommen oder Szenen aufzuspüren, die sie noch nachbearbeiten musste. Wenn sie sich dafür Zeit nehmen konnte, war das ein gutes Zeichen.
    »Ach nein, nur was in der Klinik.«
    Marlene hob den Kopf. Sie betrachtete ihn, und er fröstelte. Etwas Kaltes, Berechnendes lag in ihremBlick. Als führte sie etwas im Schilde, wenn er Sonja jetzt mit ihr allein ließe.
    Ursprünglich hatte er geplant, über Nacht in Hamburg zu bleiben und erst morgen zurückzukommen. Er hätte sich abends noch mit Bastian und Daniel auf ein Bier treffen können – sofern Daniel überhaupt Zeit hatte.
    Aber jetzt änderte er spontan seinen Plan. Um nichts in der Welt wollte er Sonja so lange allein lassen.
    »Ich bin heute Abend wieder da.«
    Als er nach dem Duschen wieder nach unten kam, lasen Sonja und Marlene immer noch hochkonzentriert. Er küsste Sonja zum Abschied auf den Mund, winkte Marlene linkisch zu – sie lächelte, bestimmt hatte er sich das nur eingebildet – und ging.
    Zu viel Zeit, um nachzudenken. Zu wenig Mut, um endlich zu handeln.
    Er war so ein Feigling.
    * * *
    Nach dem Abendessen zog Marlene sich in ihr Zimmer zurück. Sie wolle allein sein und lesen, erklärte sie.
    Sonja war froh um die zusätzliche Zeit, die sie sofort wieder ihrem Manuskript widmete. Langsam verlor sie das, was um sie herum geschah, aus dem Blick. So war es, wenn sie sich ganz in ein Projekt vertiefte – dann war ihr Umfeld nicht länger von Bedeutung. Die Stille im Wohnraum tat ihr gut, und sie vertiefte sich ganz in das neue Kapitel, das sie gestern Nacht geschrieben hatte.
    Langsam machte sich der ständige Schlafmangelbemerkbar. Sie lehnte den Kopf gegen das Sofapolster und schloss für einen Moment die Augen.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sonja

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