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Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies)

Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies)

Titel: Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Kent
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die schwarze Ummantelung des Kabels beiseite und zerriss die darunter liegende Schicht, die offenbar aus irgendeinem Gewebe bestand und den Kupferdraht umgab. »Rühr dich nicht von der Stelle. Um mehr bitte ich dich nicht.«
    Sie hatte keine Lust, irgendetwas zu tun, worum er sie bat, nicht, wo sie plötzlich kein Wort mehr aus ihm herausbekam. Nicht, wo er irgendetwas Hinterhältiges, möglicherweise sogar völlig Illegales tat, was möglicherweise die Polizei mit Megaphonen auf den Plan gerufen hatte.
    Aber sie gehorchte dennoch, weil ihr nichts Besseres
einfiel. Sie sah zu, wie Tripp einen kleinen Streifen des zerrissenen Gewebes zusammendrehte und damit gegen den Kupferdraht klopfte. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz.
    Ganz offenbar ein SOS-Morsezeichen.
    »Versuchst du, den Sicherheitsdienst auf uns aufmerksam zu machen?« Aber warum sollte er das tun, wo doch die Polizei draußen war? »Ich bezahle nicht für eine Überwachung rund um die Uhr. Niemand wird es hören.«
    »Sie sollen es auch gar nicht hören.«
    Glory rieb sich mit der Hand über die Stirn. Das wurde ja von Sekunde zu Sekunde schlimmer. »Und was dann? Sollen sie es etwa sehen? Wie könnten sie es sehen?«
    »Ich versuche gar nicht, deinen Sicherheitsdienst zu erreichen.« Er schaute kurz von dem beinahe schwarzen Monitor zur Tür hinüber, und seine Brauen verzogen sich dabei zu einem tiefen V. »Kannst du das übernehmen? Dreimal kurz, dreimal lang …«
    »… dreimal kurz. Ich habe zwar nur einen Abschluss in Wirtschaftslehre, aber das weiß ich auch.«
    »Braves Mädchen«, sagte er.
    Am liebsten hätte sie ihn wegen des »Mädchens« angefaucht, aber dazu war sie zu beunruhigt. Wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie sogar schreckliche Angst hatte, und so nahm sie ihm das Kabel aus der Hand.
    Und mit einem Mal sehnte sie sich nach den risikolosen
Verabredungen, die ihre Eltern für sie arrangierten – wen kümmerte es denn schon, wie schrecklich langweilig die Kerle waren? Sie wäre jetzt nur allzu gern irgendwo anders gewesen, nur nicht hier, mit diesem offensichtlich so gefährlichen Mann, der sie anmachte, nach dem sie sich verzehrte und dem sie nun misstraute, weil er in ihr offenbar gar nicht so sicheres Sicherheitssystem eingedrungen war.
    Sie klopfte mit dem zusammengedrehten Gewebe gegen den Draht, spürte einen seltsam metallischen Geschmack an den Zähnen und fragte sich, für wen zum Teufel wohl diese Nachricht bestimmt sein mochte. Und zur gleichen Zeit schickte sie ein Stoßgebet zum presbyterianischen Gebetskreis ihrer Mutter, dass sie sich damit nicht etwa ihren einzigen Fluchtweg verbaute.
     
    Schweiß rann Tripp zwischen den Schulterblättern herab und sammelte sich unten an seiner Wirbelsäule. Er war in einer solchen Eile gewesen, zu Glory zu gehen, dass er sein Handy zum Aufladen auf seinem Schreibtisch zurückgelassen hatte. Was bedeutete, dass es ihm ohnehin nicht viel genutzt hätte.
    Er musste unbedingt die Kommandozentrale erreichen und Christian oder Kelly John wissen lassen, dass etwas passierte. Sie sollten eigentlich bald so hungrig werden, dass sie seine lange Abwesenheit bemerken würden. Nach allen Regeln der Logik sollten sie dann einen Blick auf seinen Monitor mit den Aufzeichnungen
aus dem Laden werfen, das von den SOS-Morsezeichen erzeugte Funksignal sehen und erkennen, dass er hier in der Klemme steckte.
    Er war sich sicher, dass seine Partner ihn und Glory hier herausholen würden. Und er war sich ebenso sicher, dass die Polizei da draußen alles vermasseln würde, was auch immer sie zu unternehmen gedachte. Er hatte keine spezielle Abneigung gegen New Yorker Cops. Eher ein generelles Problem mit Autoritätsfiguren überhaupt, denen die Macht zu Kopf gestiegen war, die sich das Gesetz nach Belieben zurechtbogen, sich darüber hinwegsetzten.
    So wie in Kolumbien, als er das kurze Streichholz erwischt hatte und sich wegen Fahnenflucht vor einem Militärgericht verantworten sollte – was immer noch besser gewesen wäre, als dem sicheren Tod ins Gesicht zu blicken, nachdem er über die Drogendeals seiner Vorgesetzten ausgepackt hatte, die diese im Namen des Gesetzes getätigt hatten.
    Während Glory ihm zusah und dabei nicht sehr begeistert von dem schien, worum er sie gebeten hatte, aber zumindest den Eindruck erweckte, als würde sie nicht aufgeben, öffnete er die Verriegelung der Tür so leise wie nur eben möglich, drehte den Knauf und zog die Tür einen kleinen Spalt

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