Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies)
breit auf, wobei er auf einen plötzlichen Angriff gefasst war.
Aber nichts geschah.
Mit dem Messer in der Hand spähte er mit einem Auge durch den schmalen Spalt, konnte jedoch nichts
sehen außer braun-gelb gemusterter Tapete und dem Rand eines der gerahmten Drucke, die im ganzen Laden hingen.
Er öffnete die Tür einen Zentimeter weiter, und dieses Mal erhaschte er einen Blick auf etwas Schwarzes, von dem er glaubte, dass es sich um den Ärmel einer Jacke handelte. Er wechselte zum anderen Auge, erblickte aber nur den gleichen Ausschnitt und öffnete die Tür daher noch wenig mehr.
Dieses Mal reichte es aus. Er vernahm Schniefen und Wimmern und eine Stimme ohne besondere Eigenarten – kein Akzent, kein Dialekt -, die ruhig sagte: »Unsere Freunde da draußen werden mich nicht abhalten, Professor. Ich werde schon wieder verschwunden sein, bevor die mit ihrer Verhandlungstaktik aus dem Lehrbuch begonnen haben werden, um die Freilassung der Geiseln zu feilschen.«
Geiseln! Scheiße!
»Ich würde Ihnen ja zu gern helfen«, sagte eine zweite, überaus kultivierte Stimme, »wenn ich auch nur die entfernteste Ahnung hätte, wovon Sie reden.«
Tripp vermochte die beiden Hauptakteure da drin nicht zu identifizieren. Die Stimmen waren ihm unbekannt. Er hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Er wusste nur, dass er es verhindern musste, was auch immer es wäre.
Der schwarze Ärmel bewegte sich weit genug zur Seite, dass er ein Stück von einem Kopf in einer schwarzen Skimaske erkennen konnte. Aber zu wenig, um zu sehen,
mit wem er es zu tun hatte oder was vor sich ging. Er musste näher heran. Er schloss die Tür geräuschlos wieder zu und wich zu der Stelle zurück, wo Glory stand.
Sie starrte ihn mit großen, glänzenden Augen an, obwohl sie keine einzige Träne vergossen hatte. Sie hielt immer noch das Kabel in der Hand, das er ihr gereicht hatte, auch wenn sie in der Zwischenzeit aufgehört hatte, das SOS-Morsezeichen zu klopfen. Aber es genügte ohnehin. Einer seiner Partner würde das Problem mit den Aufzeichnungen aus dem Sandwich-Shop irgendwann bemerken.
Wenn sie das Band erst einmal zurückgespult hatten, um herauszufinden, ab wann die Kamera ausgefallen war, würden sie sich in aller Eile einen Rettungsplan ausdenken. Aber er konnte nicht so lange warten, bis das geschah. Er wollte Glory so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. Selbst wenn das bedeutete, dass er dabei auf sich allein gestellt wäre.
Er nahm ihr das Kabel aus der Hand und zog sie zu der Stelle hinüber, wo sie gestanden hatten, bevor er sie geküsst und ihr mit der Hand einen Orgasmus verschafft hatte. »Ich möchte dich außer Sichtweite haben, falls jemand durch die Tür stürmen sollte.«
»Du willst damit sagen, dass ich mich nicht von der Stelle rühren soll.«
»Falls dir etwas passieren sollte, werde ich es mir niemals verzeihen, nicht richtig von dem Dessert gekostet zu haben, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
Sie blinzelte, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. »Du bist nicht gerade der geborene Komiker, Shaughnessey.«
»Mag sein, aber du bist trotzdem verrückt nach mir.«
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht mehr so sicher.«
»Ach, komm schon. Du bist doch seit Wochen hinter mir her«, sagte er und zwinkerte ihr zu, wurde aber schnell wieder ernst. »Ich muss herausfinden, was da vor sich geht. Ich möchte dich nicht einer größeren Gefahr aussetzen als der, die bereits besteht, aber ich muss unbedingt in Erfahrung bringen, was los ist.«
»Aber wieso denn?«, flüsterte sie ängstlich. »Warum überlässt du die Sache nicht der Polizei? Wir sind doch hier sicher. Niemand weiß, dass wir hier drin sind.«
»Es ist eine Frage der Zeit, dass sie es herausfinden werden. Und ich möchte wissen, mit wem wir es zu tun haben, falls das passiert.«
»Das sollten wir wirklich besser der Polizei überlassen, Tripp. Dafür sind sie ausgebildet.«
Was sollte er ihr nur sagen? Dass er der Polizei nicht vertraute? Dass er besser ausgebildet war als die guten Jungs hinter dem Megaphon und unbedingt einen Blick auf die bösen Jungs werfen musste?
Schließlich sagte er nur: »Vertrau mir. Ich werde ganz bestimmt nichts Dummes anstellen.«
Sie warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, dass es mit ihrem Vertrauen in ihn zurzeit nicht weit her war. Also nahm er ihre Hand, führte sie an seinen Mund und
küsste ihre Knöchel. Dann schenkte er ihr ein Grinsen, mit dem er ihr begreiflich machen wollte, dass
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