Verbotene Nächte - Kent, A: Verbotene Nächte - The Shaughnessey Accord (02 Spies)
plötzlich zusammen. In der Menschenmenge auf der anderen Straßenseite erblickte er ein Gesicht, das zu ihm herüberstarrte.
Danh Vuong.
Himmel, Arsch und Zwirn!
Er musste in dem Durcheinander entkommen sein, als die Polizei die Opfer von den Verbrechern getrennt hatte. Höchstwahrscheinlich durch die Hintertür zur Gasse hinaus. Tripp wollte einfach nicht glauben, dass
dieser Eingang nicht den ganzen Nachmittag über unter Bewachung gestanden hatte.
Aber wie hatte er sich nur von seinen Fesseln befreien können … dieser gelenkige, kleine Mistkerl kugelte sich die eigene Schulter aus, während Tripp zu ihm hinübersah, und demonstrierte ihm damit, wie er seine Hände befreit hatte.
Tripp stand wie angewurzelt da und beobachtete den Asiaten, hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, über die Straße zu rennen oder sich den nächstbesten Polizisten zu schnappen, mit dem Wissen, dass er nichts dergleichen unternehmen konnte, ohne damit SG-5 zu gefährden.
Er müsste eine Erklärung abgeben, woher er Vuong kannte. Was er gesehen hatte. Wie er sich befreit hatte. Warum er sich vom Tatort erntfernt hatte. Wer der Spectra-Agent war und warum er seine Hilfe in Anspruch genommen hatte.
Bis auf Glory und den Agenten wusste seiner Meinung nach niemand, dass er überhaupt dort gewesen war. Keiner durfte es erfahren. Er konnte nicht riskieren, SG-5 auffliegen zu lassen. Konnte die anderen nicht wegen eines solchen Fehlers der Gefahr aussetzen, hinter Gitter zu wandern.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als tatenlos zuzusehen, wie Danh Vuong in der Menge verschwand.
11
»Mom, glaub mir, es geht mir wirklich gut«, sagte Glory und öffnete ihre Wohnungstür, nachdem sie ihren Eltern bei heißem Tee und Hühnersuppe mit Nudeln eine geschlagene Stunde lang versichert hatte, dass ihr wirklich nichts geschehen war. »Ich möchte jetzt nur noch in aller Ruhe ein Bad nehmen und dann ins Bett gehen und mindestens zwölf Stunden schlafen.«
Ann Brighton, deren Hände die Bügel ihrer kleinen, schwarzen Handtasche fest umklammert hielten, trat in den Flur. Ihr lockiges, schwarzes Haar, das Glorys so ähnlich sah, war mit silbernen Strähnen durchzogen. »Ich wünschte, du würdest es dir noch einmal überlegen und mit uns nach Hause kommen. Du könntest mich morgen früh zum Gebetskreis begleiten.«
Glory war dieser Idee nicht abgeneigt, da sie heute ihren gesamten Vorrat an Fürbitten an eine höhere Macht aufgebraucht hatte. Aber im Augenblick wollte sie nur noch in ihr eigenes Bett. »Ich begleite dich nächste Woche, ja?«
Ihre Mutter nickte, wich weiter in den winzigen Flur zurück, die Lippen zusammengepresst, als versuchte sie, sich die Äußerung weiterer Bedenken zu verkneifen.
Milt Brighton folgte ihr und nahm seine Tochter herzlich in den Arm, was Glory ungemein tröstlich fand, und sie hielt für einen Moment dankbar seine Hand fest, bis er sie fortzog.
»Deine Mutter hat Recht«, sagte er, rückte seine gro ße, klobige Brille auf der Nase zurecht und fuhr sich durch sein dichtes, graues Haar. »Wir wären beide beruhigter, wenn du mit uns kämst.«
»Ich werde alles gut abschließen und die Alarmanlage an den Fenstern einschalten.« Sie verlagerte ihr Gewicht auf die andere Hüfte und legte den Kopf auf die Seite. »Außerdem hatte der Einbruch gar nichts mit mir zu tun, und die Verbrecher sind bereits hinter Schloss und Riegel. Ich komme schon zurecht.«
»Versprich mir, dass du anrufen wirst, wenn du etwas brauchst. Selbst wenn du nur reden möchtest. Oder wenn wir vorbeikommen sollen.« Ihre Mutter schaute über Glorys Schulter in das Wohnzimmer des Apartments. »Wir könnten auch hier bleiben und auf dem ausziehbaren Sofa schlafen.«
»Mom, ich bin siebenundzwanzig und lebe seit zehn Jahren allein. Ich liebe euch beide wirklich, aber ich möchte hier gern allein abschalten.«
Ihr Vater legte den Arm um die Schultern ihrer Mutter. »Wenn du nur das kleinste Geräusch hörst, dann ruf uns an, Glory Marie.«
»Das werde ich, Dad. Versprochen.« Sie gab beiden noch einmal einen Kuss, schloss dann die Tür hinter ihnen ab und machte sich auf den Weg ins Bad.
Zehn Minuten später hörte sie ein Klopfen an ihrer Wohnungstür. Das Badewasser lief, und ihre Füße waren bereits nass, aber sie schlüpfte in ihren Badematel und tapste durch die Wohnung.
Sie bezweifelte, dass ihre Eltern noch einmal zurückgekommen wären, aber sie wollte nichts mit neugierigen Nachbarn oder hartnäckigen Presseleuten
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